Die Nanokriege - Zusammenbruch - Ringo, J: Nanokriege - Zusammenbruch - There Will Be Dragons
Hüften fiel. Man hatte sie in der Mitte des Lagers an einen Pfahl gebunden und in der Nähe ein Feuer entfacht, über dem ein Spieß hing. Für
Herzer war es offenkundig, dass die Orks sie für ihre Abendmahlzeit ausersehen hatten, bei deren Zubereitung er sie gestört hatte. Ein Orkschamane tanzte vor dem Feuer herum, warf stinkende Kräuter hinein und gestikulierte wie ein Irrer.
Ein neues, furchtbares Gemetzel hob an, aber mit gutem Narland-Stahl von fast Armeslänge in der Hand hatten die Orks gegen ihn keine Chance. Er schlug nach links und rechts, arbeitete sich immer weiter in ihre Mitte hinein und parierte ihre Schläge mit seinem bereits ziemlich zerbeulten Schild.
Gerade als er die hinterste Reihe der Verteidiger erreicht hatte, stieß der Schamane einen gewaltigen Schrei aus, und eine Furcht erregende Erscheinung, ein Dämon von Mannsgröße, stieg aus den Flammen auf. Er war mit Stacheln bedeckt und sah ansonsten wie ein überdimensionierter Ork aus, aber Herzer bekam gar keine Chance, das Monstrum näher zu betrachten, denn das Ding machte sofort einen gewaltigen Satz auf ihn zu und prallte gegen seinen Schild.
Er hieb mit dem Schwert nach dem Dämon und traf ihn an der Schulter. Aber ebenso gut hätte sein Narland-Stahl einen Stein treffen können. Das Schwert prallte von der Schulter ab, prellte seine Faust und zugleich krachte die Faust des Dämons gegen seine Brust.
Der Schlag warf ihn nach rückwärts gegen die Palisade, und er schüttelte den Kopf, um das Klingeln in seinen Ohren loszuwerden, als der Dämon erneut zuschlug.
Plötzlich schlossen sich hornige Finger um seine vom Kettenpanzer geschützte Kehle und fingen an zuzudrücken. Er schlug mit dem Schwert auf die Flanke des Dämons ein, aber ohne Erfolg. Langsam wurde die Welt um ihn herum dunkel …
» Fuck you «, murmelte Herzer, rappelte sich hoch und
blickte sich auf dem Trainingsgelände um. Seine Kehle schmerzte immer noch, aber das hatte VR halt so an sich. »Ich hasse es zu verlieren.«
»Du hättest das Lager gründlicher ausspähen sollen«, sagte sein Instruktor und hielt ihm einen Flakon hin.
Herzer nahm das Wasser und trank dankbar. Dann erhob er sich. »Das weiß ich. Jetzt weiß ich es. Der Dämon war ein wenig unfair.«
»Das Leben ist unfair«, erwiderte der Avatar. Es war ein sehr hochwertiges Programm, nicht voll-KI, aber intelligenter als die meisten Standardsysteme, und deshalb verfügte es über eine Unzahl von Sprichwörtern und witzigen Bemerkungen. »Du musst eben noch unfairer sein. Was hättest du tun sollen?«
»So wie die Dinge lagen, weiß ich das nicht«, erwiderte Herzer. »Dem Dämon war ich nicht gewachsen. Nicht alleine. «
»Was ist mit dem Schamanen?«, fragte der Ausbilder.
»Mhm …« Herzer rief das Diagramm der letzten Schlacht auf und nickte. »Ich hätte es nicht geschafft, mich durch all die Orks zu ihm durchzukämpfen und ihn zu töten, ehe er mit seiner Beschwörung fertig war. Also … hätte ich den größten Teil meiner Rüstung ablegen, auf die Klippe klettern und die Lage gründlich erforschen müssen. Und dann auf einen geeigneten Augenblick warten und den Schamanen mit dem Bogen töten. Auf die Weise hätte ich auch von dem Troll erfahren. Vielleicht hätte ich versuchen sollen, beide aus der Ferne zu töten und einige von den Orks auch. Am Ende wären sie herausgekommen, aber ich hätte dann von der Hügelkuppe aus gegen sie kämpfen können, nicht von unten. Ja, aber zuerst hätte ich den Schamanen erledigen müssen, sonst hätte er den Dämon heraufbeschworen und ich hätte dennoch gegen ihn kämpfen müssen.«
»Der Schamane war die primäre Bedrohung, aber zunächst sah es nur nach einem Rudel Orks aus«, sagte der Trainer. »Dein Untergang war, dass du versäumt hast, dein Ziel gründlich zu erkunden. Dein Feind wird immer versuchen, dich zu täuschen. Er wird versuchen, weniger fähig zu erscheinen als er wirklich ist. Merk dir das gut. Erkenne deinen Feind und erkenne dich selbst. Alles andere wird dann klar, wenn du beide kennst.«
»Herzer, Kriegsspiele?« Dionys’ Kopf war plötzlich über der Schulter des Avatars aufgetaucht. Der Avatar schien das gar nicht zu bemerken.
»Gerade fertig geworden«, erwiderte Herzer und nahm einen letzten Schluck Wasser.
»Wir haben drüben bei Sean eine kleine Party, ein wenig Spaß«, erklärte der Ältere. »Wie wär’s, wenn du auch kommen würdest.« Das war eine Feststellung, keine Frage.
Herzer war mental völlig
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