Die Nanokriege - Zusammenbruch - Ringo, J: Nanokriege - Zusammenbruch - There Will Be Dragons
entschieden, kein Sklave zu sein. Ich habe mich dafür entschieden, die Kinder meiner Schwester und die Kinder meiner Freunde nicht zu Sklaven werden zu lassen. Ich habe mich dafür entschieden zu kämpfen.
Zwischen den Küsten dieses Landes gab es vor langer Zeit einmal eine große Nation, die sich ›Vereinigte Staaten von Amerika‹ nannte. Aus der Saat dieser Nation ist unsere gegenwärtige Kultur erwachsen. Die Glaubenssätze der Nation waren schlicht und einfach: ›Wir halten diese Wahrheiten für selbstverständlich, dass nämlich alle Menschen gleich geschaffen sind, vom Schöpfer mit gewissen unveräußerbaren Rechten ausgestattet, darunter dem Recht auf Leben, Freiheit und dem Streben nach Glück.‹
Dank ihres Weitblicks und ihres Glaubens haben die Menschen Amerikas häufig allein gegen die Gezeiten der Geschichte und der Tyrannei gekämpft und schließlich unsere Gesellschaft geschaffen, eine Gesellschaft, in der all jene Rechte und noch mehr geschützt waren.
Paul Bowman, Celine Reinshafen, Minjie Jiaqi, Ragspurr und Chansa Mulengela haben sich gegen diese Glaubenssätze gestellt.
Ich wünschte, es wäre möglich, die Meinung von euch allen einzuholen. Aber das kann ich nicht. Ich kann nur hoffen, dass ihr auf meiner Seite steht, zusammen mit dem Rest des Rates, während sich diese finstere Nacht über uns senkt.
Aber ich glaube, dass wir gemeinsam in dieser Nacht den Sieg erringen können und aufs Neue eine Gesellschaft erschaffen können, die uns so lieb und wichtig ist. Es wird ein langer Weg sein, aber wir werden ihn gemeinsam beschreiten, eine Nation, ein Volk, hervorgegangen aus dem Begriff der Freiheit und getreu jenen Grundsätzen, die uns so lieb und wichtig sind.
Danke, gute Nacht und viel Glück.«
»Sheida?«, rief Daneh ungläubig, als das Bild erlosch. »SHEIDA??? Na großartig. Kein Wort für deine Schwester?«
»Ich denke, sie war ein wenig auf ihre eigenen Probleme konzentriert«, sagte Rachel und schnaubte dann. »Ganz anders als ein bestimmtes anderes Mitglied der Familie.«
Daneh gab ihr mit einem Achselzucken Recht und warf ihrer Tochter einen leiderfüllten Blick zu. »Nun, wenn sie schon so viele Probleme hat, bedeutet das, dass die Welt erledigt ist.«
» So schlimm kann es doch nicht sein, Mom«, sagte Rachel mit einem Achselzucken. »Oder? Ich meine, wo leben wir denn? So etwas passiert doch einfach nicht!«
»Na ja, jetzt tut es das aber«, sagte Daneh und runzelte dabei die Stirn. »Und zwar hier und jetzt.« Sie seufzte und schüttelte bedrückt den Kopf. »Warum jetzt , warum gerade wir ?«
»Nun ja … warum gibt denn nicht die eine oder die andere Seite einfach auf?«, fragte Rachel. »Mom, da werden Leute sterben , manche sind bereits gestorben«, fügte sie hinzu und deutete auf das Häufchen blauen Staubs.
»Mehr als Marguerite und viel gründlicher«, sagte die Frau und schüttelte den Kopf. »Ich kenne Geologen, die im Magma arbeiten. Die sind tot .« Sie schüttelte den Kopf. »Tot. Einfach so. Ohne jede Warnung …«
»Mom?«, sagte Rachel nach ein paar Augenblicken bedrückten Schweigens. »Mom, warum gibt nicht eine der beiden Seiten einfach nach? Und sagt ›Okay, dann macht
es eben auf eure Art, lohnt sich doch nicht, darüber zu streiten.‹ Ich meine, es ist doch nicht wert, dass Menschen deshalb sterben , oder?«
»Manche Dinge sind das«, sagte Daneh nach einem kurzen Augenblick des Schweigens. »Das zu erklären ist schwer, wenn man die Geschichte nicht begreift. Sheida begreift die Geschichte. Aber so schlimm Kämpfen auch ist, all die vielen Toten, die das mit sich bringen wird, so schlimm das alles ist, es gibt Dinge, die noch viel schlimmer sein können. Ich würde dir jetzt gern sagen, du sollst einmal über Dinge wie die Kulturrevolution nachlesen oder den Holocaust und die Roten Khmer, aber im Augenblick kann man nichts nachschlagen.«
»An den Holocaust und die Khmer erinnere ich mich aus dem Geschichtsunterricht«, sagte Rachel. »Aber bald werden die ersten Menschen sterben . Ich meine, der Krieg wird doch dasselbe bewirken wie damals die Khmer, nur auf seine Art. Wir haben keine Bauern, Mom. Und ohne Bauern haben wir nichts zu essen , und Bauernarbeit lernt man auch nicht im Handumdrehen.«
»Liebes Mädchen, jetzt fängst du an zu denken«, erwiderte Daneh. »Aber ein paar Bauern gibt es.« Sie sah ihre Tochter viel sagend an.
»Das ist es ja, Mom«, sagte Rachel. »In Kambodscha gab es Bauern. Aber die Khmer und dieser Typ
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