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Die Nanowichte

Die Nanowichte

Titel: Die Nanowichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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wünschte sich, er wäre wieder in Cranachan. Er hätte es zwar nie zugegeben, aber allmählich – als er mit schmerzenden Armen und Füßen zusah, wie zwei Wachmänner die Vorbereitungen für eine qualvolle Lustbarkeit trafen – wollte es ihm beinahe so scheinen, als wäre dieses magische Zeugs möglicherweise doch nicht so ungefährlich, wie es eigentlich sein sollte. Vielleicht hatte Merlot ja recht: Pflanzenkunde war sicherer.
    Plötzlich wurde die Tür aufgestoßen. Überwachtmeister Strappado platzte in die Zelle, stelzte freudig auf die baumelnden Gefangenen zu und rieb sich aufgeregt die Hände. Er freute sich schon auf die Ankunft des MAD-Mannes, der ganz bestimmt sehr begeistert wäre, wenn er sähe, wie gründlich die Verhaftungsaktion durchgeführt worden war: Fünfzehn Einvernahmesuiten, jede gesteckt voll mit Inhaftierten, die alle schon sehr bald des Magiegebrauchs überführt sein sollten! Nicht mehr lange, und der Auftrag ›Liquidation‹ wäre erfolgreich abgewickelt.
    Die Wachmänner standen zitternd stramm und knurrten die Gefangen drohend an.
    »Und womit haben diese stinkenden, widerlichen Luftverpester und Platzverschwender zu rechnen?« wollte Strappado wissen.
    »Mit einer ausgedehnten Sonderbehandlung, die sich hübsch in die Länge ziehen wird«, gluckste der eine Wachmann und dachte dabei an die Folterbank im Nebenzimmer.
    Strappado zuckte bei diesem uralten Kalauer gequält zusammen und versetzte seinem Untergebenen einen Rippenstoß. »Womit sie rechnen müssen, will ich wissen!«
    »Oooh, eigentlich mit nix.« Der Wachmann bog sich vor Lachen. »Folter und Tortur sind umsonst. Geht alles aufs Haus!«
    Während die Finger des Wachmanns unter den Stiefeln von Strappado scheußlich knirschten und knackten, setzte sein Kollege den Überwachtmeister ins Bild.
    »Drei Anklagen wegen schwerer Körperverhexung, eine wegen beschwörerischer Umtriebe und zwei wegen Kapuzenverhehlerei. Ganz zu schweigen von unerlaubtem Feuerkugelgebrauch in der Öffentlichkeit …«
    »Klingt gut!« sagte Quintzi Cohatl, der eben durch die Tür gestürmt war und jetzt auf Strappado losstiefelte. »Um die drei kümmere ich mich persönlich«, flüsterte er vertraulich. Von Ehrfurcht ergriffen sahen die Wachmänner, daß der Überwachtmeister Strappado unterwürfig nickte und dem Fremden mit dem schütteren Haar auf eine Art und Weise salutierte, wie normalerweise nur bei Abnahme einer Parade salutiert wurde.
    »Sind das die Verschwörer, die Sie gesucht haben?« katzbuckelte Strappado, der jede noch so geringe Chance nützen wollte, um sich das Wohlwollen des MAD für die Zukunft zu sichern … Wie es ihn freuen würde, wenn er erreichen könnte, daß man ihn engagierte!
    »Kann ich noch nicht sagen.« Quintzi blinzelte vielsagend. »Eine verschlagene Bande. Der äußere Schein kann trügen, ganz besonders dann, wenn irgendwelche Verwandlungstricks mit im Spiel sind. Aber ich krieg sie, mit meiner ›Sonderermittlung‹ habe ich noch jeden gekriegt!« Quintzi zwinkerte Strappado zu und gab damit dem Begriff ›Sonderermittlung‹ etwas aufregend Geheimnisvolles.
    Hogshead schluckte. Er wurde das ungute Gefühl nicht los, daß er schon bald nicht mehr sehr viel zu schlucken hätte.
    Strappado räusperte sich und putzte nervös die Nietenbeschläge seiner Montur. »Brauchen Sie bei dieser Ihrer ›Sonderermittlung‹ eventuell Unterstützung?« bibberte er. Und seiberte fast vor Hilfsbereitschaft. Seit Jahren wartete er auf eine Gelegenheit, der gesamten Thaumarpopulation ungerechtfertigte Qualen im Übermaß bereiten zu können. Und jetzt war diese Gelegenheit so greifbar nahe, daß er sie beinahe schmeckte …
    »Ich hatte gehofft, Sie würden sich dazu bereit erklären.« Quintzi grinste kurz und starrte dann die baumelnden Gefangenen um so finsterer an.
    Ein Feuerwerk der Beglückung flammte auf in Strappados aufgewühlter Seele, die Schwärmer detonierten und leuchteten auf wie blühende Blumen der Vorfreude. »Zu allem bereit, zu allem!« Er bat und bettelte, wirr im Kopf von der Aussicht auf unbegrenzte Foltermöglichkeit im Namen der Gerechtigkeit.
    »Holen Sie sie jetzt runter und verladen Sie sie auf den Gefängniskarren, der draußen wartet«, befahl Quintzi und schnalzte gebieterisch mit den Fingern.
    Der Überwachtmeister war mit einem Satz bei seinen verdutzten Untergebenen, riß ihnen die Schlüssel aus der Hand und machte sich voll Freude an den Handschellen zu schaffen. Die Gefangenen sollten an

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