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Die Nanowichte

Die Nanowichte

Titel: Die Nanowichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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…«
    »Nein!« fauchte das dritte, das fortwährend neugierig durch die Gegend surrte. »Hier stimmt etwas nicht.«
    »Kollegen, es ist unsere Pflicht, Reparaturarbeiten auszuführen …«
    »Nur wenn es gewünscht wird«, blaffte das dritte. »Und zwar von dazu befugtem thaumaturgischen Personal. Und wie steht’s damit? Seht ihr hier irgendwo ein kompetentes Mitglied der Thaumaturgenbelegschaft, hmmm? Seht oder hört ihr hier irgend etwas, das euch bekannt vorkäme?«
    »Nun …«
    »Ein Thaumatron ist das hier jedenfalls mal nicht«, grunzte das erste Lichtpünktchen.
    »Mein ich doch auch«, summte das dritte. »Und wie steht’s mit Wünschen oder Anweisungen? Hört ihr vielleicht irgendwelche Wünsche oder Anweisungen?«
    Die Nanowichte schalteten auf Empfang, um zu hören, welche Wünsche dieses Individuum hatte, das sie so verwirrt anstarrte, und wollten ihren Antennen nicht trauen: Statt der üblichen endlosen Diagnosen und Reparaturbefunde, statt des gewohnten unaufhörlichen Gebrabbels, wie es für das tägliche Einerlei im Wartungsdienst typisch war, kam nur eines bei ihnen an: eine, ja also, eine … heillose Verwirrung eben.
    »Irgendwas von ›Abschirmfeld reparieren‹ gehört?« sirrte der dritte Nanowicht. »Ich nicht. Wenn er nicht will, daß wir’s reparieren, dann tun wir’s auch nicht. So steht’s in der Satzung der Amalgam. Solltet ihr eigentlich wissen!«
    »Aber was machen wir dann, Kollegen? Rumhängen, bis er irgendwann mal einen Wunsch äußert?«
    »Vermutlich«, grunzte der erste Nanowicht, der etwas verärgert war, weil er seine ansehnlichen thaumaren Muskeln ganz gern ein wenig erprobt und ein kniffliges magisches Problem bearbeitet hätte.
    »Paßt mir absolut nicht, Genossen. Verstößt gegen das Berufsethos. Ich schlag vor, wir checken noch mal, ob er nicht doch was will.«
    Quintzi bekam von dieser Unterredung nur soviel mit: Er sah, wie die drei Lichtpünktchen einen Augenblick lang stillhielten, dann wie zum Zeichen der Übereinkunft einmal hin und her tanzten, dann unvermittelt quer durchs Zimmer flitzten und schließlich dicht vor seiner angejahrten Nase schwebten. Dort blieben sie und zappelten fragend auf und ab.
    Der Exprophet begann zu schielen und spürte, daß Kopfschmerzen im Anzug waren. Wenn das eine Vision war, dann war es eine etwas merkwürdige Vision. Wie es wohl weiterging? Warum tanzten ihm die Lichtpünktchen vor der Nase herum? Auf eine so komplexe und zumindest im Augenblick noch nicht durchschaubare Art und Weise?
    In Quintzis Hirn war dieser letzte Denkvorgang noch nicht ganz abgeschlossen, da stellten die Lichtpünktchen ihre Hopserei ein und rückten eng zusammen. Sie wirkten fast niedergeschlagen.
    Quintzi schüttelte den Kopf. Was war bloß mit ihm los? Wurde er langsam verrückt? Konnte es tatsächlich sein, daß er schon beinahe Mitleid mit diesen Dingern empfand? Es wäre ihm ganz angenehm gewesen, wenn er die Antwort auf die eine oder andere dieser Fragen gewußt hätte.
    Plötzlich schien sich das Verhalten der Lichtpunkte zu verändern. Jetzt sah es fast so aus, als wollten sie mit ihrer Hüpferei etwas erreichen, als verfolgten sie eine bestimmte Absicht. Sie wirkten aufgeregt, stellte Quintzi verdattert fest, sie sprangen so ungeduldig vor ihm auf und ab wie drei junge Hunde, die sich in winzige Lichter verwandelt hatten.
    Nein, sagte er sich, alles nur Einbildung. Es ist der Schock. Der Schock stellt die verrücktesten Dinge mit einem an. War ein schlimmer Tag heute: die Belastung, der Streß, die Schwarzsichtige Übelunke …
    Die Lichter warfen sich wie wild hin und her und vermittelten den Eindruck, als ob sie bezüglich irgendeiner Sache ganz entschieden anderer Meinung seien … als ob sie ihm irgend etwas sagen wollten …
    »Wollt ihr mir vielleicht etwas sagen?« stotterte Quintzi. Er hoffte, daß niemand ihn hörte. Und hoffte insgeheim auch, daß er nicht recht hatte.
    Die Sonnenstäubchen sprangen auf und ab, und Quintzis Knie begannen hemmungslos zu zittern.
    »Soll … soll das etwa ja heißen?« druckste er. Seine Unterlippe zitterte ergriffen.
    Sie sprangen noch höher auf und antworteten zur Bestätigung mit begeistertem Oszillieren.
    Das war zuviel für Quintzi. Seine Knie gaben nach, mit bibbernder Unterlippe sank er zu Boden. Sie hatten geantwortet! Die Explosion, die Lichter – das, so dämmerte ihm, konnte nur eines bedeuten: Seine Zeit war gekommen, die Zeit der Hellsicht und Fernsicht, die Zeit der televisionären

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