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Die Narbe

Die Narbe

Titel: Die Narbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schmitter
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Räumen hinter dem Eingangsbereich aus? Da müssten sich doch eine Toilette, eine Kochnische und vielleicht noch weitere Arbeitsräume befinden. Kann der Täter etwas Bestimmtes gesucht haben?«
    Brenner schüttelte langsam den Kopf. »Der Schreibtisch, an dem das Opfer saß, war aufgeräumt. Der PC eingeschaltet, der Kaffeebecher und ein Wasserglas jeweils halb leer. Die haben wir mitgenommen. Alle Schubladen waren geschlossen. Ich habe auch kein Indiz dafür, dass der Täter die hinteren Räume überhaupt betreten hat. Konkret gibt es da noch zwei Toiletten, eine Abstellkammer, eine Kochnische, und einen weiteren, noch unmöblierten Raum. Alles blitzblank und in bester Ordnung.«
    »Du hast schon einmal optimistischere Ansagen gemacht«, sagte Batzko.
    »Ich möchte eben die Arbeitsplätze meiner Kollegen sichern«, antwortete Brenner trocken. »Waltet eures Amtes und geht hinein. Aber mit Handschuhen und Überzügen für die Schuhe, sonst lasse ich euch in den Rücken schießen, kapiert?«
    Gerald und Batzko ließen sich die Utensilien geben und betraten den Büroraum. Gerald spürte den spezifischen Geruch von frisch renovierten Räumen, ein Geruch nach Farbe und Plastik. Tatsächlich sahen die beiden anderen Schreibtische nicht so aus, als hätte schon jemand an ihnen gearbeitet. Sie verfügten jeweils über einen PC, eine Schreibunterlage, einen Kalender und Schreibutensilien, aber alles wirkte so neu und gleichzeitig leblos wie in einem Möbelhaus. Ganz im Gegensatz zum Arbeitsplatz von Arno Reuther. Der Computer war eingeschaltet, hatte sich aber in der nichtaktiven Zeit automatisch abgemeldet. Für eine Neuanmeldung war ein Passwort nötig, das die Kommissare wohl erst in ein paar Tagen von ihren Kollegen bekommen würden. Gerald drehte die Tastatur um – er selbst hatte sein Passwort stets auf einem Zettel auf der Unterseite notiert. Arno Reuther leider nicht. Neben dem Bildschirm stand eine Schale mit Süßigkeiten, daneben ein Notizblock, einige PC-Handbücher und ein Taschenkalender. Für diesen Tag gab es nur einen einzigen Eintrag: neun Uhr: Steinhaus, hier.
    »Also vor dem Mord«, sagte Batzko. Er nahm ein paar Visitenkarten aus einem kleinen Karton auf dem Schreibtisch und öffnete anschließend die Schubladen, die auf den ersten Blick nur den zu erwartenden Inhalt präsentierten: Korrespondenz in Hängeordnern, EDV-Fachbücher, Prospekte, diverse Bücher und Artikel zum Aufbau einer Firma etc.
    »Hat Brenner nicht gesagt, dass eine Kaffeetasse und ein Wasserglas auf dem Schreibtisch gestanden haben? Wenn wir Glück haben, befinden sich auf einem der beiden die Fingerabdrücke von Herrn oder Frau Steinhaus.«
    »Ja. Wenn wir Glück haben«, entgegnete Batzko.
    Abschließend warfen sie noch einen raschen Blick in die abgetrennten Räume und konnten Brenners Einschätzung nur bestätigen.
    »Gehen wir!«, befahl Batzko.
    »Warte. Es gab doch diesen Zeugen, der einen Paketauslieferer in diesem Gebäudeteil gesehen haben will. Schauen wir uns die Papierkörbe etwas genauer an.«
    Sie kontrollierten die Abfalleimer in der Küche, in den Toiletten und im Eingangsbereich, aber alle waren leer. Nur der Papierkorb an Reuthers Schreibtisch enthielt Werbesendungen, Prospekte und Bonbonpapier, aber keinen Karton, keine Verpackungsmaterialien, keine Empfangsbestätigung, die darauf schließen ließen, dass an diesem Morgen ein Paket abgegeben worden war.
    »Er kann natürlich auch etwas aufgegeben haben«, sagte Gerald.
    »Logo«, antwortete Batzko.
    »Seit ungefähr zehn Jahren versprichst du mir, auf dieses Logo-Gequatsche zu verzichten. Ich schlage vor, du wirfst für jedes Mal, bei dem dir ›Logo‹ rausrutscht, einen Euro in ein Sparschwein. Dann kann ich mich bald zur Ruhe setzen.«
    »Logo«, sagte Batzko und fuhr den Stinkefinger aus.
    Im Foyer suchte Batzko den Kollegen, der ihn im Präsidium angerufen hatte. Mittlerweile hatte sich das Interesse der Schaulustigen etwas gelegt, weil die Spurensicherung und der Notarzt den Tatort verlassen hatten. Gerald sah durch die Glasfront auf die Straße; einige Passanten unterhielten sich mit den Kollegen, die neben ihren Streifenwagen standen. Die Hitze hatte an diesem Tag noch zugelegt und trieb Schweißringe unter die Achseln der Polizisten, die den Eingang absperrten.
    »Punkt eins: Das ist die Visitenkarte mit der Adresse«, sagte Batzko zu dem Kollegen, der ihn angerufen hatte. »Schick zwei Leute zu der Witwe und bereite sie darauf vor, dass wir in circa

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