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Die Narben der Hoelle

Die Narben der Hoelle

Titel: Die Narben der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. Dieter Neumann
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plötzlichen Sturz auf den Boden wieder aufgerappelt hatte, stieß er hervor: »Ich rede aber nur, wenn ich dein Wort habe, dass nichts davon nach außen dringt … «
    »Mein Wort!«, dröhnte Paule fröhlich und schlug dem Sprachmittler so kräftig auf die Schulter, dass der in den Knien einknickte. »Du hast mein Wort, lieber Hedi, dass deine Landsleute da draußen alles erfahren, wenn ich feststelle, dass du mich auch nur ein einziges Mal belügst!« Dann wurde seine Stimme sehr viel leiser: »Oder wenn du sonst irgendetwas tust, was mich verärgern könnte … «
    *
    »Aber warum haben sie ihn nicht gleich in seiner Wohnung getötet? Sie hätten doch bloß dableiben müssen, warten, bis er wieder nach Hause kommt und ihn dann … «
    »Hashmat, lerne deinen Hass zu zügeln. Du musst kühl bleiben und nachdenken«, wies der Warlord den jungen Mann streng zurecht.
    Ihre tägliche Besprechung fand stets im Arbeitszimmer des Fürsten statt, in dem auch die Telefone und der Computer standen. Kalakani saß hinter seinem Schreibtisch. Davor hatte sich Hashmat auf einem Besuchersessel niedergelassen und seine Krücken vor sich an die Platte des Tisches gelehnt. Eben hatte der mächtige Mann ein längeres Telefonat mit einem gewissen Nikolaj beendet. Mit diesem Herrn, das wusste Hashmat, führte er sehr häufig lange Gespräche, nannte ihn dabei meistens Kolja.
    Kolja war die Schlüsselperson in ihrem Plan.
    »Du wirst meinen Sohn Naim beraten müssen, wenn ich einmal nicht mehr da bin«, fuhr der Fürst nunmehr freundlicher fort. »Zorn und Übereifer sind schlechte Ratgeber, Hashmat. Denk doch einmal nach: Den Deutschen in seiner Wohnung zu töten, wäre eine große Dummheit gewesen! Die Leute aus der Organisation in Deutschland, mit der Nikolaj zusammenarbeitet, haben ganz richtig reagiert. Als sie feststellten, dass er in die Türkei reisen wollte, haben sie es vorgezogen, die Sache dorthin zu verschieben. Das war sehr klug von ihnen … «
    »Aber wieso denn? Er wäre jetzt schon tot, wenn sie es an Ort und Stelle erledigt hätten! Schließlich hat es ja auch einige Zeit gekostet, seine Adresse herauszufinden!«
    »Wenn man den Namen eines Menschen kennt, der in Deutschland gemeldet ist, dann findet man seine Adresse schneller heraus, als du ein Glas Tee trinken kannst, Hashmat. Warum hätten sie in einem deutschen Mietshaus, in dem viele Menschen wohnen, die dort ständig ein- und ausgehen, etwas tun sollen, was ihre türkischen Kollegen ein paar Tage später in aller Stille viel besser erledigen können? Und zwar weit weg von der deutschen Kriminalpolizei und der Spurensicherung und all den modernen Möglichkeiten und Hilfsmitteln, die sie dort sonst noch haben … «
    Hashmat schwieg. Es fiel ihm schwer, zuzugeben, dass der Warlord wahrscheinlich recht hatte.
    Kalakani sagte: »Du darfst nicht vergessen, dass bei solchen, äh … Aktionen immer Spuren zurückbleiben. Und die Leute, die das tun sollen, sind ja keine unbeschriebenen Blätter. Deren Fingerabdrücke haben die deutschen Behörden. Von einigen sogar DNA-Proben … Also war es viel schlauer, sein Foto nach Izmir zu mailen und ihren Kontaktmännern dort die Daten seiner Ankunft durchzugeben.«
    Hashmat nickte. »Mag sein«, gab er widerstrebend zu. »Aber es muss jetzt klappen! Ist in der Türkei denn alles organisiert?«
    »O ja, das hat Nikolaj im Griff«, erwiderte der Warlord mit Überzeugung. »Das kann man allerdings auch erwarten. Ich zahle ihm eine halbe Million Dollar für diese Sache. Die Hälfte hat er schon als Vorschuss für seine Auslagen erhalten. Der Rest ist fällig, wenn alles erledigt ist … «
    »Eine halbe Million?« fragte Hashmat atemlos.
    »Allerdings. Schließlich ist dies ein Auftrag, der nicht zum normalen Geschäft gehört. Und die Organisationen gehen ein ziemliches Risiko ein. Sie müssen sich exponieren, was sie nicht gern tun. Am liebsten arbeiten sie im Hintergrund. Vor allem in der Türkei … «
    Der Weg über die Türkei war inzwischen einer der wichtigsten Verteilerstränge geworden, auf denen die Welt mit dem begehrten Stoff versorgt wurde, nicht selten unter aktiver, gut bezahlter Mithilfe türkischer Behörden, sogar der dortigen Drogenpolizei, wie Hashmat wusste. Kolja kannte natürlich die wichtigen Leute in der türkischen Organisation. Aber ohne viel Geld wäre es auch ihm unmöglich gewesen, diese Leute zu dem zu motivieren, was er von ihnen verlangte.
    »Sie haben ein paar ausgewählte Männer, alle

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