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Die Narben der Hoelle

Die Narben der Hoelle

Titel: Die Narben der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. Dieter Neumann
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nicht auch da unten liegen … «
    »Danke, dass Sie es so aufnehmen. Dennoch muss Ihnen der Verlust wehtun. Die Akgül war ein feines Schiff!«
    »Das war sie«, war alles, was Yilmaz zunächst erwiderte. Etwas später sagte er auf einmal: »Ich habe sie vorher noch nie verliehen … «
    Dazu wollte Johannes nichts Kluges einfallen.
    Schweigend blickten die beiden Männer über die brodelnde Hecksee, bis die Mastspitze des Wracks von der Insel Kalem verdeckt wurde, als das Schnellboot Kurs auf Izmir nahm.
    »Bleiben Sie noch länger in der Türkei, Herr Clasen?«, fragte Yilmaz nach einiger Zeit. Er sagte ,Herr’ auf Deutsch, auch wenn er ansonsten Englisch sprach.
    »Ja, Tañer Bey « , gab Johannes zurück und bemerkte ein kurzes Lächeln im Gesicht des Eisgrauen. »Die Wunde muss richtig versorgt werden, vielleicht sogar genäht. Und dann darf ich mich in Mehmets … , also in Doktor Görgüns Haus ein bisschen erholen.«
    »Sie und Doktor Görgün sind alte Freunde, habe ich gehört?«
    »Das sind wir. Sogar schon lange.«
    Yilmaz sah ihn nachdenklich an. »Das ist gut. Es erleichtert alles sehr. Wäre nämlich nicht schön, wenn die Polizei befürchten müsste, dass Sie allzu rasch wieder nach Hause fliegen … «
    Johannes war überrascht. »Wie darf ich das verstehen?«
    Ein leises Lächeln stand Yilmaz wieder im Gesicht. »Machen Sie sich bitte keine Sorgen. Es geht nur darum, dass Sie der Polizei noch ein paar Fragen beantworten müssen. Sie kennen das ja aus Deutschland: Es müssen schriftliche Protokolle angefertigt werden und so weiter … Außerdem sagte mir der Polizeichef vorhin am Telefon, er setze darauf, dass Sie bei der Aufklärung der Sache behilflich sein könnten.«
    Der Polizeichef also, dachte Johannes. Yilmaz’ Kontakte waren offensichtlich wirklich von besonderer Art. Aber das konnte ihm nur recht sein: Er musste unbedingt erfahren, wer die Killer waren, die ihn verfolgt hatten. »Sie können der Polizei sagen, ich stünde ihr zur Verfügung. Ich bin in nächster Zeit in Doktor Görgüns Haus zu finden.«
    »Fein«, erwiderte Yilmaz. »Man wird sich freuen, das zu hören – nach allem, was Sie den Leuten heute abverlangt haben … «
    Johannes runzelte die Stirn. »Die Küstenwache war meine Rettung, das ist wahr. Der Einsatz war vorbildlich. Aber … «
    »Nein, nein, das habe ich nicht gemeint.«
    »Was dann?«
    »Nun, Herr Clasen, ich habe schon viel gesehen in meinem Leben, aber ein Boot der türkischen Küstenwache, das seinen Kurs ändert, um eine Katze vor dem Ertrinken zu retten … «
    Ein plötzlicher heftiger Lachanfall hinderte Yilmaz einen Moment am Weiterreden und lockte Mehmet herbei, der sich zu ihnen stellte.
    Schließlich prustete Yilmaz: »Ein stolzer türkischer Soldat, der mit einem Kescher im Meer nach einer Katze fischt … Großartig!«
    »Wohl eher unüblich.«, gab Johannes zu.
    »Kann man wahrlich so sagen«, bestätigte Mehmet.
    »Und warum haben sie es dann gemacht?«, wollte Johannes wissen.
    »Weil ich es ihnen … Weil ich sie darum gebeten habe«, war die knappe Antwort des Türken. Er lachte nicht mehr.
    »Aha.« Johannes sah Mehmet an. Der verzog keine Miene.
    »Na, ich sehe noch mal nach, ob sie inzwischen bei Bewusstsein ist … «

33
September
Afghanistan
    Hauptfeldwebel Paul Sahler ging in Gedanken versunken in der Mittagshitze durch das Feldlager Camp Marmal. Vor einer Stunde hatte Johannes ihn aus der Türkei angerufen.
    Ein langes Gespräch. Paule war so leicht nicht aus der Fassung zu bringen, aber was er da hören musste, hatte ihn schockiert.
    Der machte wirklich was mit, dachte er aufgewühlt. Da wollte der Mann sich beim Segeln endlich ein bisschen erholen, und dann das!
    Er war wütend. Alles, was nach Verrat und Hinterlist roch, ging ihm gewaltig gegen den Strich. Erst hatte er nicht glauben wollen, was Johannes an Vermutungen über seine Verfolger und deren Motive geäußert hatte. Aber irgendeinen Grund musste es schließlich geben, dass man ihm bis in die Türkei nachstellte. Vielleicht war Jo auf der richtigen Spur mit seinem Verdacht gegen diesen Hedayat. Eine andere Frage war es, wie auskunftsbereit der Kerl sein würde …
    »Das werden wir ja gleich feststellen«, grollte Paule vor sich hin und betrat das langgestreckte Gebäude, in dem die Standortkommandantur arbeitete. Hier gab es einen Aufenthaltsraum, in dem die einheimischen Beschäftigten meistens anzutreffen waren, wenn sie gerade nicht für einen Auftrag gebraucht

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