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Die Narben der Hoelle

Die Narben der Hoelle

Titel: Die Narben der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. Dieter Neumann
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nicht egal ist: Es steht etwas Falsches darin! Und das muss korrigiert werden!«
    Konsterniert zögerte der Kommandeur einen Augenblick, bevor er fragte: »Was wollen Sie eigentlich, Herr Hauptmann?«
    »Mit allem Respekt, Herr General, das ist sehr einfach: Es steht nun fest, dass der junge Talib – oder was auch immer der war – von einem seiner eigenen Leute erschossen wurde. Derselbe Mann hat auch die Kinder erschossen. Und vorher mich fast auch. Wenn nun sowohl in dem Körper des jungen Talib als auch in denen der Kinder Kugeln aus meiner MP 7 gefunden worden sind, was ich gar nicht bezweifle, dann muss dieser Mann mir die Waffe abgenommen haben, nachdem er mich angeschossen hat und ich bewusstlos war.«
    »Aber mein lieber Clasen, das ist doch … Wieso sollte der denn … «
    »Herr General, das spielt doch gar keine Rolle! Ich will wissen, ob bei der Untersuchung der Leichen auch noch andere Munition als nur die aus meiner Waffe gefunden wurde!«
    Johannes bemühte sich, seine Aufregung zu zügeln. Nach ein paar tiefen Atemzügen sagte er mit beherrschter Stimme: »Die Sache muss also noch einmal untersucht werden, das verlange ich ausdrücklich! Wenn es über weitere Kugeln aus einer anderen Waffe keine Erkenntnisse gibt, dann ist die medizinische Untersuchung wohl nur sehr oberflächlich erfolgt. Das kann ich sogar verstehen. Schließlich können wir die afghanischen Toten nicht nach unserem Belieben pathologisch untersuchen.«
    »Ja, was wollen Sie denn dann noch?« fragte der Kommandeur mit hörbarer Verärgerung.
    »Zum Beispiel frage ich, ob man die Waffe auch auf andere außer meinen Fingerabdrücken untersucht hat! Oder liegt sie frisch gereinigt und geölt in der Waffenkammer?«
    »Das weiß ich doch nicht«, gab der General unwillig zurück. »Ich habe die Untersuchung nicht geleitet. Ich war nicht einmal in Afghanistan, als die … Sache passierte.«
    »Außerdem will ich«, fuhr Johannes fort, als hätte er seinen Vorgesetzen gar nicht gehört, »dass meine Aussage in den Bericht aufgenommen wird. Und die Ergebnisse, die die Recherchen von Hauptfeldwebel Sahler in Afghanistan erbracht haben, die mich ebenfalls entlasten, die müssen auch in den Bericht. Der Text muss neu geschrieben werden, weil sich eine ganz andere Bewertung ergibt.« Nach einer kurzen Pause sagte er: »Mehr will ich gar nicht, Herr General, aber auch nicht weniger.«
    Langes Schweigen. Es verschaffte Johannes reichlich Gelegenheit für böse Vorahnungen.
    Die traten auch ein. »Herr Clasen, ich kann Ihren Wunsch persönlich durchaus verstehen. Aber das wird nicht gehen! Alles was zu diesem Einsatz zu sagen war, steht in dem Bericht.
    Da wird auch nichts mehr neu aufgerollt. Es gibt für die Behandlung dieser Sache unmissverständliche Weisungen.«
    »Das ist mir klar, wenn ich lese, was da angeblich passiert ist. Und vor allem, wer angeblich dabei war, oder besser, wer nicht dabei war … «
    Die Stimme des Generals war scharf, als er ihm ins Wort fiel: »Jetzt reicht’s, Herr Hauptmann! Ich gedenke nicht, mit Ihnen die Weisungen des Ministeriums zu diskutieren – schon gar nicht am Telefon!«
    Johannes nahm noch einmal seinen Mut zusammen und fragte knapp: »Also keine Richtigstellung des Berichts? Und keine Rehabilitation?«
    »Nein. Das ist doch gerade alles dem Verteidigungsausschuss gegenüber entsprechend … kommuniziert worden – schwierig genug, Sie haben ja keine Ahnung! Sie werden niemanden dazu bringen, in dieser Sache erneut herumzurühren, das ist gewiss. Außerdem gibt es nichts, wofür Sie rehabilitiert werden müssten! Niemand wirft Ihnen irgendetwas vor!«
    Leise fragte Johannes: »Soll ich jetzt also zur Tagesordnung übergehen, so tun, als wäre alles in Ordnung? Business as usual – als Offizier und Kindermörder?«
    »Von Mord kann doch gar keine Rede sein, um Himmels willen!«
    »Haarspalterei!«, brach es aus Johannes hervor. »Es ist für alle Zeit dokumentiert, dass ich zwei unschuldige afghanische Jungen erschossen habe. Und das ist eine Lüge!«
    Zögernd, mit merklichem Unbehagen sagte der Kommandeur: »Wenn Sie dadurch Nachteile für Ihre Karriere befürchten – da kann ich Sie beruhigen. Wir werden darauf achten, dass Sie … «
    »Sorry, Herr General, es hat keinen Sinn. Sie haben nichts verstanden.«
    »Sie vergreifen sich im Ton, Herr Hauptmann!«, brauste der General auf. »Ich baue Ihnen hier eine Brücke nach der anderen, und Sie … «
    »Danke, aber mir brauchen Sie keine Brücke zu

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