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Die Narben der Hoelle

Die Narben der Hoelle

Titel: Die Narben der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. Dieter Neumann
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wollten. Auf Wiedersehen!«
    Mit einer knappen Verbeugung zu Ayse verließ er die Terrasse direkt über die Außentreppe. Einen Augenblick später hörte man seinen Wagen den schmalen Weg zur Straße hinunterfahren.
    »Du lieber Himmel, was war das denn gerade?«, fragte Johannes fasziniert.
    »Das war Türkei live«, antwortete Ayse.
    Mehmet bemerkte Johannes’ fragenden Gesichtsausdruck und ergänzte: »Der Mann hatte klare Befehle, wie dieser Fall zu behandeln ist, das hat Taner Yilmaz mir gesagt. Die eigentlichen Herren dieser Ermittlung sitzen nämlich nicht bei der Polizei. Und Yilmaz weiß genau, dass du nichts mit dem Drogenhandel zu tun hast, sondern dass diese Leute nur für … , sagen wir, Dritte im Ausland einen Auftrag ausführten.«
    »Na, aber dieser Polizeioffizier schien da anderer Meinung zu sein«, wandte Johannes ein.
    »Vor allem war er wohl der Meinung, er könne für die Polizei ein paar Punkte sammeln und dabei, äh … einer anderen staatlichen Organisation ordentlich eins auswischen. Die mag die Polizei nämlich nicht besonders, diese … andere Organisation. Hat zu viel Macht – nach ihrer Meinung. Na ja, nicht nur nach ihrer … «
    Mehmet ging mit Ayse ins Haus.
    Johannes nahm einen Schluck von seinem Getränk, das inzwischen warm geworden war. Ihm ging der Engländer nicht aus dem Kopf.
    ,Irgendwo wird seine Leiche vielleicht einmal angespült werden … ’
    Deprimierend.
    Mit einem zaghaften Miauen meldete sich die Katze aus ihrem Versteck. Johannes konnte ihre rosa Nase sehen, als sie vorsichtig unter dem Oleanderbusch hervorlugte.
    Ein leises Lächeln trat in sein Gesicht.
    Wenigstens waren nicht alle tot, die ihm das Leben gerettet hatten …
    Als sie mit ihrem Koffer in der Hand durch die automatische Tür in die Halle trat, tat sein Herz einen Sprung.
    Sie trug ein leichtes buntes Sommerkleid und hatte sich einen hellen Strickpulli locker über die Schultern gelegt. Ihr Blick wanderte über die Köpfe der Menschenmenge, die sich vor dem Ausgang drängte, bis sie ihn entdeckte. Ihre unglaublich blauen Augen strahlten, und ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.
    Er bahnte sich ziemlich rüde seinen Weg durch die dicht gedrängten Leiber und lief mit schellen Schritten auf sie zu. Sie war stehen geblieben, hatte ihren Koffer abgesetzt und sah ihm lächelnd entgegen.
    Dann stand er vor ihr.
    Sie sahen sich lange an, ohne ein Wort zu sprechen. Ganz langsam hob sie ihre Hand zu seinem Kopf, berührte mit dem Handrücken seine Wange und sagte: »Hallo, Johannes – hier bin ich!« Dabei strahlten ihn ihre Augen unverwandt an.
    »Ja«, war alles, was er mit rauer Stimme hervorbrachte. Sanft griff er in ihr dichtes schwarzes Haar, nahm ihren Kopf in beide Hände und legte seine Lippen auf ihre. Sie drückte ihn mit den Armen an sich und öffnete ihren Mund.
    Es war ihm, als wären sie in dieser Minute die einzigen Menschen auf der Welt. Nichts um sie herum zählte. Nichts hatte auch nur die geringste Bedeutung außer ihnen beiden, außer diesem Kuss. Mit absoluter Gewissheit wusste er, dass er sich sein ganzes Leben lang an diesen Augenblick erinnern würde.
    »Ich bin so glücklich, dass du bei mir bist«, murmelte er und strich ihr eine schwarze Haarsträhne aus der Stirn.
    »Ich war mir zu neunzig Prozent sicher, dass ich das Richtige tat, als ich hierher geflogen bin … « flüsterte Karen. »Aber als ich dich eben zwischen den vielen Leuten entdeckt habe … « Sie stockte. »Nun, jetzt weiß ich es genau, jetzt sind es einhundert Prozent«, lachte sie leise. Dann sah sie ihn an und sagte mit fester Stimme: »Ich liebe dich, Jo!«
    Johannes hatte bei seiner Größe einige Probleme damit, in Ayses Fiat Cinquecento eine ordentliche Sitzposition zu finden. Das Cabrioverdeck war aufgeklappt, und er konnte mit den Augen wahlweise unter oder über den Rahmen der Windschutz-Scheibe schauen. Den Koffer hatten sie auf die Rückbank gelegt und fuhren in gemächlichem Tempo auf der Küstenstraße nach Ayvahk. Karen hatte sich leicht an ihn gelehnt; ihre linke Hand lag auf seiner Schulter.
    »Sieh bitte auf die Straße, Jo«, lachte sie, als er seinen Kopf wieder einmal zu ihr wandte und sein Blick sofort in ihren Augen versank.
    »Schwere Aufgabe … «
    Die Straße führte an unzähligen Verkaufsständen vorbei durch einen staubigen Ort. Danach kam eine lang gezogene Rechtskurve.
    Plötzlich öffnete sich die Sicht auf die weite Wasserfläche der Ägäis, als wäre unvermittelt der

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