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Die Narben der Hoelle

Die Narben der Hoelle

Titel: Die Narben der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. Dieter Neumann
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hinzu: »Wie lange wird das dauern?«
    »Trinken Sie doch einfach einen von unseren exquisiten ,Recce-Cappucinos«’, lachte sie und deutete auf die Maschine in der Ecke. »Wenn Sie die Tasse leer haben, sind Ihre Fotos fertig. Ich lasse sie Ihnen dann bringen.«
    Damit wandte sie sich zum Gehen, wurde aber von Johannes’ lautem »Stopp! Eine Sekunde bitte!« aufgehalten. Er gab ihr die Hand. »Lassen Sie mich wenigstens danke sagen. Ihre Arbeit wird uns bestimmt helfen.«
    Sie drückte seine Hand und antwortete leise: »Das hoffen wir hier alle. Und … viel Glück für Sie! Und für die Jungs, die da reingehen müssen … «
    *
    Verlassen lag der menschenleere Platz im Morgendunst. Langsam quälte sich das erste Tageslicht hinter den schroffen Felswänden hervor. Aus den baufälligen Lehmhäusern drang noch kein Laut heraus. Ein räudiger, halbverhungerter Hund kauerte neben einem abgenagten Ziegenschädel, zu schwach, von dem frühen Besucher auch nur Notiz zu nehmen.
    Jamal gähnte und blickte auf seine Armbanduhr.
    Noch drei Stunden, bis es losging.
    Genug Zeit, um den Jeep zu verstecken und ungesehen in die Höhle zu gelangen, bevor die Soldaten der Ungläubigen eintrafen.
    Er hatte nicht schlafen können in dieser Nacht, der letzten vor der Vollendung seiner R.ache.
    Und das war gut so, dachte er. Wie hätte er im Schlaf seine wilde Vorfreude auskosten können?
    Der letzte Akt. Ein wohliger Schauer durchlief den alten Kämpfer.
    Als er es in seinem Haus nicht mehr aushielt, hatte er sich gründlich gewaschen, seinen besten Kaftan angezogen, und war losgefahren. Mit fiebrigem Eifer hatte er sich auf der Fahrt das Finale immer wieder aufs Neue ausgemalt, und stets durchrieselte ihn dabei dieses schier ekstatische Wohlgefühl.
    Langsam schlenderte er zu seinem Jeep zurück, den er zwischen dichtem Dornengestrüpp neben dem Zufahrtsweg abgestellt hatte.
    Noch eine Zigarette rauchen, vielleicht ein paar Minuten dösen und das herrliche Gefühl der Vorfreude auskosten …
    Er fuhr zusammen und riss die Augen auf.
    Ein schneller Blick auf die Uhr beruhigte ihn sofort wieder: Kaum zwanzig Minuten waren vergangen. Geweckt hatten ihn die lauten Stimmen von ein paar Jungen, die in zerlumpten Kleidern auf dem sandigen Platz zwischen den Häusern mit einer rostigen Dose Fußball spielten. Ihn und seinen Jeep hatten sie offenbar noch gar nicht bemerkt. Nachdenklich sah er ihnen durch die Windschutzscheibe zu.
    Ihm kam plötzlich ein Gedanke.
    Welch eine Fügung des Allerhöchsten, dachte er wie elektrisiert. Diese Kinder boten eine wunderbare Möglichkeit, seinen Plan noch zu perfektionieren!
    Allah sei gepriesen! Er hatte ihm, seinem treuen Diener, eine Lebensversicherung gesandt: Die Kinder würden seinen Rückzug decken, wären sein Schutzschild, falls etwas schief ginge. Er brauchte sich nur immer hinter ihnen zu halten.
    Niemand würde dann wagen, auf ihn zu schießen.
    Er stieg aus und schlug die Tür des Jeeps laut zu. Erst da bemerkten ihn die Kinder und begannen aufgeregt zu schwatzen. Jamal winkte sie freundlich heran, und sie liefen zu ihm herüber. Es waren sieben etwa zehnjährige Jungen, barfuß alle, abgemagert und schmutzig. Neugierig umstanden sie den Jeep und musterten staunend den Fremden in dem vornehmen Kaftan, vor allem die große Pistolentasche, die von seinem breiten, glänzenden Ledergürtel herabhing.
    »Ich werde gleich in die Höhle gehen«, sprach Jamal sie an. »Ihr wohnt doch hier und wart sicher schon mal drin, oder?«
    Sofort fingen sie an, laut durcheinanderzureden. Schnell wurde klar, dass sie alle die Höhle kannten, es ihnen aber streng verboten war, sie zu betreten.
    Über ihre Köpfe hinweg schaute Jamal auf den staubigen Platz und zu den baufälligen Gebäuden. Kein Erwachsener war zu sehen. Doch das konnte sich rasch ändern, jederzeit könnte jemand von den Eltern heraustreten und nachsehen wollen, wo die Kinder geblieben waren. Er musste sich beeilen.
    »Ihr seid ja alle schon junge Männer«, schmeichelte er und versprach mit verschwörerischer Stimme, dass er drei von ihnen mit in die Höhle nehmen würde, wo sie ein Abenteuer erleben könnten. Die Jungen starrten ihn mit aufgerissenen Augen an. Einige warfen ängstliche Blicke hinüber zu den Häusern, in denen ihre Familien wohnten. Ihre Angst vor Strafe war offenbar größer als ihre Abenteuerlust.
    Jamal wurde nervös. Dennoch lächelte er freundlich und sagte: »Die drei Mutigsten von euch bekommen von mir jeder einen

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