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Die Narben der Hoelle

Die Narben der Hoelle

Titel: Die Narben der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. Dieter Neumann
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ganzen Dollar, wenn sie mitkommen und mir die Höhle zeigen … «
    Jetzt hätte er die ganze kleine Dosenfußballmannschaft mitnehmen können.
    Wahllos zeigte er auf drei von ihnen. Sie durften unter den neidischen Augen ihrer Freunde in den Jeep steigen, und Jamal ließ den Motor an. Quer über die vertrockneten Schafweiden fuhr er, so schnell das holprige Gelände und die vielen herumliegenden Steine es zuließen, zum westlichen Seiteneingang im Felshang. Die Jungen, die wohl noch nie in einem Auto gefahren waren, jauchzten bei der wilden Fahrt vor Begeisterung.
    Nach einer Viertelstunde hielt er hundert Meter vor der Stelle an, wo sich hinter einem kleinen Wäldchen ein Spalt im Berg auftat. Er hieß die Kinder aussteigen, fuhr den Jeep zwischen das Buschwerk, nahm ein Tarnnetz vom Rücksitz und zog es über das Fahrzeug. Dann legte er noch ein paar abgeschnittene Äste darüber. Staunend beobachteten ihn die Jungen dabei.
    Schnell hatte die kleine Gruppe den kurzen Fußmarsch zum Eingang zurückgelegt, und Jamal trat, die Kinder hinter sich, durch den Felsspalt in die Dunkelheit. Dann knipste er seine Taschenlampe an.
    Niemand bemerkte sie. In diesem Teil der Höhle gab es keine Wachposten, dafür hatte Jamal bei der Personaleinteilung selbst gesorgt.
    Nach ein paar Minuten erreichte er sein Ziel, eine kleine Seitenkaverne. Sie lag einige Meter abseits vom Hauptraum der Höhle und war nur durch einen engen, niedrigen Gang zu erreichen. Die Jungen waren inzwischen ganz still. Sie froren in ihren dünnen Kleidern. Einem liefen Tränen über das schmutzige Gesicht, während er seine nackten Füße mit den Händen knetete. Jamal schärfte ihnen ein, sich nicht von der Stelle zu rühren und keinen Laut von sich zu geben. Dabei fuchtelte er mit seiner Pistole vor ihren Gesichtern herum. Dann ging er in den großen Höhlenraum, wo die Wachen herumsaßen.
    Sechs Männer hockten auf dem Boden im Kreis auf Decken, rauchten und spielten mit schmierigen Karten Fiskot. Beunruhigt, ihn heute zu so früher Stunde hier zu sehen, erhoben sie sich sofort, als ihr Oberst hereinkam. Misstrauisch sahen sie ihn an. Erst gestern Abend war er hier gewesen, hatte sie streng kontrolliert und war dann in den Tiefen der Höhle verschwunden und nicht wieder aufgetaucht.
    »Ich kann anscheinend nicht oft genug überprüfen, ob hier alles in Ordnung ist!« erklärte Jamal in herrischem Ton. Er schaute hinüber zu den Geiseln in der kleinen Nachbarhöhle, dann fiel sein Blick auf Sayed und Hashmat. Sie saßen in einer entfernten Ecke und hatten ihr Gespräch bei seinem Eintreten nur kurz unterbrochen. Ohne weiter von ihm Notiz zu nehmen, unterhielten sie sich leise miteinander.
    Jamal schäumte innerlich. »Na, Sayed, hat dein Vater dir schon von seinen Plänen erzählt?«, fragte er herausfordernd.
    Der junge Mann sah auf und erkundigte sich betont freundlich: »Welche Pläne, Jamal?«
    »Nun, er wünscht, dass wir das Versteck der Geiseln an einen neuen Platz verlegen. Du hast ihm anscheinend Angst gemacht, dass dieser Ort bald entdeckt würde … «
    Sayed schaute den alten Kämpfer abschätzig an und sagte: »Mein Vater hat keine Angst. Merk dir das, Jamal. Er denkt nur nach. Und das ist auch seine Aufgabe. Er ist für alles verantwortlich. Wenn gewisse Leute auch ein wenig mehr nachdenken würden … «
    Jamal konnte seine heiße Wut kaum noch zähmen. Mit Mühe sagte er scheinbar gleichmütig: »Du bist also der Meinung, die Ungläubigen hätten unser Versteck erraten?«
    »Ich sehe und höre ihre Flugzeuge … «, begann Sayed.
    Sofort unterbrach Jamal ihn unwirsch: »Ich sehe und höre auch eine Menge. Zum Beispiel sehe ich, dass hier meine Befehle nicht ausgeführt werden. Wer hat erlaubt, dass den beiden Gefangenen die Augenbinden abgenommen werden?«
    »Ich, Jamal«, war Sayeds forsche Antwort. »Ich halte es für eine unnötige Quälerei … «
    Weiter kam er nicht. Laut brüllte Jamal ihn an: »Schweig! Was verstehst du davon? Lass ihnen sofort wieder die Augen verbinden!,Quälerei’ … «, er spuckte das Wort förmlich aus, » … dass ich nicht lache! Sie quälen unser Volk seit Jahren. Willst du, dass sie uns alle wiedererkennen, wenn sie freikommen? Du magst sein Sohn sein, aber du bist kein anständiger Soldat … «
    Sayed sprang auf und schrie zurück: »Was erlaubst du dir? Mein Vater hat … «
    »Es ist mir egal, was dein Vater hat«, donnerte Jamal noch lauter. Er genoss es, diesen edel geborenen Lümmel auf seine

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