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Die Narben der Hoelle

Die Narben der Hoelle

Titel: Die Narben der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. Dieter Neumann
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wahre Größe zurechtzustutzen. Der würde seinem mächtigen Vater sowieso nichts mehr hintertragen können.
    »Ich allein habe hier das Kommando«, fuhr er fort. »Wage es nicht, dich meinen Befehlen zu widersetzen! Es ist mir scheißegal, wer du bist oder wer du zu sein glaubst. Diese Operation hier wird von mir befehligt. Hast du das verstanden?«
    Die Wachen rührten sich nicht vom Fleck und beobachteten mit weit aufgerissenen Augen ihre Vorgesetzten. Jeder von ihnen schien instinktiv zu spüren, dass dies eine Konfrontation auf Leben und Tod war.
    Hashmat, der inzwischen neben Sayed getreten war, sagte ruhig zu Jamal: »Ich gehe hinüber und lege ihnen wieder die Binden an.«
    »Hashmat!«, rief Sayed erbost, »ich will nicht … «
    »Lass es gut sein, Sayed. Wir befolgen Jamals Befehl. Dies ist nicht die Zeit und der Ort für Diskussionen.« Er deutete mit einer kurzen Handbewegung auf die wie erstarrt herumstehenden Kämpfer. »Du kannst auf diese Sache ja später zurückkommen. Bei einer besser passenden Gelegenheit, einverstanden?«
    Sayed stand einen Moment lang still da und atmete schwer.
    Dann sagte er: »Du hast recht, Hashmat.« Hasserfüllt sah er dem alten Kämpfer in das faltige Gesicht und fügte leise hinzu: »Das wird er dir nicht durchgehen lassen … «
    Hashmat ging hinüber zu den Geiseln.
    Jamal beobachtete mit Genugtuung, wie den jungen Männern die Augenbinden wieder angelegt wurden. Dann wandte er sich ab und kehrte durch den niedrigen Gang in den abseits gelegenen Höhlenraum zurück, wo die Kinder ihm mit angstvoll geweiteten Augen entgegenblickten.
    Inzwischen schien sie der Mut gänzlich verlassen zu haben. Er hatte sie wohl etwas zu hart angefasst, als sie vorhin keine Ruhe hatten geben wollen. Jetzt waren sie still.
    Das war auch gut so. Er musste sich ein wenig ausruhen, bevor der Tanz losging. Und er wollte ein neues Hochgefühl genießen, das er sich vorher gar nicht hätte träumen lassen: Bevor er ihn eigenhändig töten würde, hatte er Sayed noch einmal seinen Hass ins Gesicht schleudern können …
    *
    Johannes atmete tief durch.
    Hier oben zeigte sich das Land in seiner ganzen wilden Schönheit. Der Blick von der weiten grünen Ebene, aus der sich unzählige runde Hügel sanft erhoben, hinüber zu den schroffen Felsen des Vorgebirges und bis hinauf zu den schneebedeckten Gipfeln der gewaltigen Berge war einfach atemberaubend.
    Über allem wölbte sich ein wolkenloser Himmel von reinstem Blau, aus dem die Sonne ihre Hitze bereits zu dieser frühen Stunde mit ungeheurer Kraft herabsandte.
    Hinter dem Berg verklang der Rotorlärm des amerikanischen Hubschraubers, der sie soeben hier auf dem Plateau abgesetzt hatte und sofort wieder abgeflogen war.
    Johannes schaute kurz noch einmal auf das Luftbild in seiner Hand und warf dann einen Blick auf seine Armbanduhr. In dreißig Sekunden musste er mit seiner Gruppe in die Höhle eindringen. Im Westen, etwa achthundert Meter entfernt, betraten die US-Marines in diesem Moment den anderen Zugang.
    Ein gewagtes Spiel.
    Der ganze Einsatz konnte überhaupt nur gelingen, wenn der Sprachmittler sie nicht an der Nase herumgeführt hatte mit seiner Zeichnung. Und wenn es dort drin auch wirklich so aussah, wie der Mann sich aus seiner Kindheit erinnerte.
    Aber die Nachrichtendienstler hatten versichert, der afghanische Dolmetscher sei absolut vertrauenswürdig.
    Nun, jetzt war es für Zweifel ohnehin zu spät.
    Jim Woods und er hatten sich dazu entschlossen, den Eingang im Tal, der durch das vorgebaute Haus getarnt war, nicht für ihre Aktion zu nutzen. Zweifellos war das der Haupteingang. Sie hatten die Hoffnung, dass auch nur dieser bewacht wurde. Woher hätten sie auch etwas von den anderen Löchern in diesem riesigen Höhlensystem wissen sollen? Ein paar hundert Meter vor der Siedlung gingen in diesem Augenblick zwanzig Marines in Stellung. Falls jemand dort aus der Höhle ausbrach und floh, lief er den Amerikanern direkt in die Hände.
    Jim war mit seiner Gruppe am Westzugang abgesetzt worden. Anschließend hatte der Hubschrauber Johannes mit seinen drei Leuten hier angelandet. Mehr Männer brauchte er nicht. Sie hätten sich in der Höhle nur gegenseitig im Weg gestanden.
    Ihr Plan war es, sich von beiden Seiten zur Mitte der Höhle vorzuarbeiten. Jim mit seinen fünf Mann sollte dabei die Aufmerksamkeit der Taliban auf sich ziehen und sie von Johannes ablenken, der mit seinen Leuten von hier zu den Geiseln vordrang.
    Jetzt mussten sie

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