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Die Narben der Hoelle

Die Narben der Hoelle

Titel: Die Narben der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. Dieter Neumann
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tot ist, umgebracht von den Soldaten der Ungläubigen … «
    »Deshalb also … « konnte Hedayat nur hervorwürgen.
    »Ja, deshalb mussten sie erfahren, wo ihre Leute versteckt sind. Sayed und Hashmat werden in der Höhle sein, wenn die Truppen der Ungläubigen anrücken. Die werden die beiden Ahnungslosen völlig überrumpeln. Ich aber werde auch dort sein. Und mich werden sie nicht überraschen!«
    Hedayat schauderte, während Jamal leise sagte: »Und dann wird Sayed seinen letzten Atemzug tun, in’shallahl «

23
September
Türkei
    Quälend langsam drehte sich der Bug wieder in den Wind.
    Johannes warf einen raschen Blick auf die Logge: Endlich machte das Schiff etwas Fahrt.
    Nun musste er verdammt aufpassen, dass er nicht zu schnell wurde und seinen Anker frontal überlief. Die Trosse würde dann unter das Schiff geraten. Ausgeschlossen, jetzt nach vorn zu gehen und die elektrische Winsch zu bedienen, um den Anker einzuholen. Also hielt er den Bug im Wind und gab gerade genug Gas, um nicht weiter über das Heck abzutreiben.
    Jetzt half nur noch ein großer Stein, der da unten herumlag, irgendwo auf seinem Kurs, und hinter dem sich die Flunke des Ankers verhaken konnte.
    Ein Felsen, ich brauche einen dicken Brocken da unten, flehte er bei sich.
    Die elektronische Seekarte auf dem Kartenplotter fiel ihm ein. Als er gestern Morgen einen günstigen Ankerplatz suchte – war das wirklich erst gestern gewesen? –, hatte er den Plotter auf stärksten Zoom eingestellt. Ein paar hundert Meter südlich von der oberen Einfahrt in die Bucht war nahe der Insel felsiger Grund verzeichnet, erinnerte er sich. Gestern hatte er genau den gemieden und einen sauberen, sandigen Platz für seinen Anker gesucht.
    Nun aber kämen die Steine gerade recht.
    Die Stelle lag jetzt an Steuerbord voraus. Vielleicht zwei-, dreihundert Meter bis dorthin. Doch wie sollte er das schaffen, während das Ankergeschirr unter dem Schiff hing?
    Es gab nur eine einzige Möglichkeit, aber die stand wahrhaftig in keinem Lehrbuch …
    Er schaltete kurz in den Leerlauf und legte dann den Rückwärtsgang ein. Mit zugekniffenen Augen peilte er durch den Regenvorhang die Stelle an, wo er die Steine auf dem Meeresgrund vermutete, und gab wieder Vollgas. In einem weiten Bogen drehte die Akgül nun mit dem Heck voraus auf die Insel zu, während der Sturm sie gnadenlos durchschüttelte.
    Johannes stellte sich mit dem Rücken zum Ruderrad und hielt es mit beiden Händen hinter sich fest. Er spürte, dass die Yacht gegen den Wind Fahrt aufnahm, während sie mit einem Lärm, der ihm durch Mark und Bein fuhr, den Anker mitsamt der langen Kette unter sich rumpelnd über den sandigen Grund zog.
    Eine gefühlte Ewigkeit dauerte dieser Höllenritt.
    Plötzlich aber knallte es mehrmals hintereinander bedrohlich im Ankergeschirr, und die Yacht wurde dabei jedes Mal kurz abgebremst.
    »Ja!«, brach es aus Johannes heraus. »Danke, du verdammter Rasmus oder Poseidon oder wie du hier heißt«, schrie er in den Wind.
    Er hatte die richtige Stelle gefunden!
    Konzentriert steuerte er das Heck nach Backbord. Der Sturm packte die Akgül nun auf ihrer gesamten Steuerbordseite und ließ sie heftig krängen.
    »Los jetzt, bleib endlich hängen«, rief Johannes, als der Anker wieder und wieder rüttelte und sein abgehacktes Poltern aus der Tiefe heraufschickte.
    Plötzlich gab es einen Ruck, als wäre die Yacht vor eine Wand gefahren. Sie stoppte auf der Stelle. Und stand.
    Sofort riss Johannes den Gashebel zurück. Dankbar röchelnd sank der Motor in den Leerlauf.
    Nun konnte sich die Trosse nicht mehr am Schiff verfangen, während es rasch abtrieb. Ein paar Sekunden später lag der Bug genau im Wind, und die Drift stoppte. Mit einem letzten Ruck griff der Anker – und hielt.
    Johannes lauschte misstrauisch. Erst einmal lag die Akgül fest, aber wer wusste, wie lange das so blieb? Die Minuten verrannen, während er frierend an Deck stand und gebannt nach vorn horchte.
    Schließlich seufzte er erleichtert. Der Sturm wütete zwar immer noch heftig, aber der Anker hielt tatsächlich. Um einen Augenblick auszuruhen, flüchtete er sich wieder unter die Sprayhood. Er atmete schwer und zitterte am ganzen Körper. Dennoch lauschte er angespannt.
    Irgendetwas war plötzlich anders.
    Täuschte er sich, oder war das Heulen des Windes in den letzten Minuten abgeschwollen? Wurde das Geräusch des prasselnden Regens leiser?
    Ihm war, als schlingerte das Schiff auch nicht mehr so wild wie noch

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