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Die Narben der Hoelle

Die Narben der Hoelle

Titel: Die Narben der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. Dieter Neumann
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Ich soll Ihnen vom Oberstabsarzt bestellen, dass er zum Abendessen im Offizierheim ist, Herr Hauptmann«, meldete ihm der Diensthabende auf der Krankenstation. »Er meinte, Sie würden nach der Übung auch dort hinkommen.«
    Johannes dankte dem Unteroffizier und machte sich auf den Weg.
    Hörte sich ja nicht ganz so dramatisch an.
    Nun lockte ihn die Aussicht auf ein warmes Abendessen nach dem langen Tag in der Kälte. Wenn er so spät Dienstschluss hatte, aß er meistens hier. Corinna nahm abends kaum je etwas Handfestes zu sich. Und er hatte keine Lust, sich etwas zu kochen, wenn er so spät nach Hause kam.
    Wie immer nach einer Übung, an der mehrere Einheiten beteiligt waren, herrschte reger Betrieb im Kasino. In einer Ecke des Raumes stand der Kommandeur, der sich mit ein paar Offizieren seines Stabes unterhielt.
    Johannes ging hinüber und wartete, bis der Brigadegeneral ihn ansah. »Herr General, ich melde: Einsatzübung um achtzehn Uhr beendet, Waffen und Gerät vollzählig, ein besonderes Ereignis: Hauptfeldwebel Sahler leicht verletzt. Ich spreche gleich mit dem Truppenarzt, wie die Sache steht.«
    Der Kommandeur nickte und antwortete: »Danke, Herr Hauptmann. Nun trinken Sie erst mal ein Bier. Da vorn an der Bar steht der Doc, den können Sie ja dabei gleich ausquetschen. Was hat Paule denn?«
    Johannes musste lächeln. Der Alte kannte seine Leute. Er bewunderte den General immer wieder für dessen Fähigkeit, sich die Gesichter und Namen fast aller seiner Soldaten zu merken, obwohl er erst ein halbes Jahr auf diesem Dienstposten war.
    »Schulterverletzung, Herr General. Wie schlimm, weiß ich auch noch nicht. Ist vom FUCHS gesprungen und auf dem Eis ausgerutscht. Ich spreche jetzt mit dem Doc, dann wissen wir, wie’s weitergeht. »
    »Wollen wir hoffen, dass es nichts Ernstes ist.« Damit drehte der Kommandeur sich wieder zu seiner Gruppe um, und Johannes ging zum Tresen. Auf dem Weg begrüßte er einige Kameraden, die in kleineren Gesprächsgruppen, meist mit einem Getränk in der Hand, im Raum herumstanden.
    An der Bar angekommen, bemerkte er eine heftige Diskussion, die ein paar Meter weiter zwischen drei Kameraden geführt wurde. Das Wort ,Strategiewechsel’ konnte er hören, auch ein ,Nicht so laut!’, das wohl der Anwesenheit des Kommandeurs geschuldet war.
    Johannes grinste, als er Hauptmann Albers, Chef einer Kommandokompanie wie er, unter den Diskutanten entdeckte. Dass Charly eine Vorliebe für politische Streitgespräche hatte, war allgemein bekannt. Hoffentlich war noch nicht zu viel Bier im Spiel, sonst konnte das durchaus hitzig werden.
    »Ein Hefeweizen bitte!«, rief er dem Mann hinter der Theke zu und setzte sich auf den Barhocker neben Oberstabsarzt Dr. Fiedler, der seinen Chef, der derzeit in Afghanistan war, als Leiter des Sanitätszentrums vertrat.
    »Fiete, du kannst mir sicher … «
    » … etwas über Hauptfeldwebel Sahler sagen.«, ergänzte der Arzt. »Kann ich, Jo: Hat sich die Schulter ausgerenkt. Drei Tage zu Hause, dann eine Woche Schonung im Dienst. Dann ist er wieder wie neu!«
    »Puh, super. Auf den hätte ich nicht gern verzichtet, wenn es wieder losgeht!«
    »Ihr habt schon ein bisschen was zusammen erlebt, richtig?«
    »Kann man so sagen.«
    Mehr war nicht hinzuzufügen. Was auch? Es gab keine Heldentaten, keine großartigen Geschichten von Todesmut, Entbehrungen und Siegen – von denen schon gar nicht. Was es gab, war eine Freundschaft, die gewachsen war in einigen gefährlichen Einsätzen, in jahrelangem gegenseitigem Vertrauen und aus der Gewissheit, sich aufeinander verlassen zu können.
    Alles eher unspektakulär.
    Johannes nahm einen tiefen Schluck von seinem Bier und zeigte mit dem Daumen auf die streitbare Gruppe ein paar Barhocker weiter. »Was haben die denn für ein Thema am Wickel?«
    »Charly wütet gerade mal wieder gegen die Obrigkeit.«
    »Bierpegel?«
    »Noch ungefährlich, würde ich sagen.«
    Johannes stand auf und schlenderte hinüber zu seinen Kameraden, die weiter heftig diskutierten. Als er sich mit seinem Bierglas in der Hand zu der Gruppe gesellte, sagte Charly gerade: »In zehn Jahren ISAF-Einsatz hat sich Afghanistan einmal um sich selbst gedreht, und wir haben nichts daran ändern können! Wir werden einen Scherbenhaufen hinterlassen! Und die Taliban werden wieder die Macht in den Händen haben – wie vor zehn Jahren. Und dafür die ganze Scheiße … « Sein Blick fiel auf Johannes. »Hallo Jo, gut, dass du da bist! Was sagst du denn

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