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Die Narben der Hoelle

Die Narben der Hoelle

Titel: Die Narben der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. Dieter Neumann
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für die Ernten hunderter von kleinen Bauern, die mit ihren Frauen und Kindern die Äcker bearbeiteten. Getreide, Hülsenfrüchte und Gemüse ernteten die Familien für ihren Eigenbedarf und verkauften auch manches davon auf den dörflichen Märkten.
    Diese Feldfrüchte spielten für Kalakani keine Rolle. Sein Reichtum gründete sich auf andere Pflanzen.
    Sein Reichtum hieß Mohn und Hanf.
    In einer Staubwolke fuhr ein Toyota Landcruiser als Sicherungsfahrzeug vorweg, besetzt mit vier seiner besten Kämpfer. Auch in Kalakanis Wagen saßen außer dem Fahrer noch zwei von ihm selbst ausgesuchte, bestens bewaffnete Leibwächter.
    Er beugte sich zu dem vor ihm sitzenden Führer seiner Bodyguards und sagte: »Hashmat, wir machen einen kleinen Umweg. Wenn wir auf diesem Weg weiter zum Lager fahren, sehen sie die Staubwolken schon eine Stunde, bevor wir ankommen. Wir fahren lieber von Norden ans Lager.«
    Der Angesprochene nickte, hob sein Funkgerät vor den Mund und gab seine Befehle an das vorausfahrende Fahrzeug durch. Nie hatte er gesehen, dass sein Arbeitgeber eine Landkarte zur Hand genommen hätte. Kalakani hatte jeden Quadratmeter des weiten Landes in seinem Kopf gespeichert, kannte jedes Wadi, jeden Weg, jede Furt.
    »Wir könnten die letzten Meilen durch den nördlichen Nebenfluss fahren, bevor wir in den Sichtschutz des Berges kommen. Ist nicht mehr viel Wasser drin. So sehen sie im Lager keine Staubwolken«, schlug Hashmat mit ruhiger Stimme vor, ohne sich dabei umzudrehen und den Blick vom Weg zu nehmen.
    »Sehr gut!«, rief Kalakani befriedigt und lehnte sich in seinen Sitz zurück. Auf Hashmat konnte er sich verlassen. Er war einer seiner besten Soldaten, ihm nicht nur treu ergeben, sondern auch intelligent und einfallsreich. In diesen schwierigen Zeiten war es so wichtig, fähige Leute zu haben. Die Probleme, die die zunehmende Neugierde der fremden Besatzungssoldaten schuf, beunruhigten den Warlord mehr, als er zeigte.
    Die größten Schlafmohnfelder lagen im Süden des Landes. Dennoch hatte er hier oben, fern vom Zentrum der afghanischen Opiumproduktion, nahezu unbehelligt seinen guten Anteil an diesem Markt erwirtschaften können. Das Anbauverbot der Regierung in Kabul beeindruckte ihn nicht sonderlich.
    Aber die Besatzer machten ihm Sorgen. Sie drangen mit ihren Patrouillen immer weiter ins Land vor. Zwar hatten die Deutschen, die in seiner Provinz das Kommando führten, keinerlei Befugnisse, direkt gegen den Anbau von Mohn und Hanf vorzugehen. Dennoch waren sie zu einer echten Bedrohung geworden. Vor allem, seit sie mit den amerikanischen Anti-Terror-Kommandos zusammenwirkten. Sie waren schon auf zwei seiner geheimen Lagerstätten gestoßen, und die Amerikaner hatten die dort aufgefunden Zwischenprodukte einfach verbrannt.
    Der Warlord schäumte, wenn er daran dachte, dass dabei mehr als zwei Millionen Dollar in Flammen aufgegangen waren.
    Seither ließ er die wichtigsten Orte rund um die Uhr von seinen Kämpfern bewachen. Breite Landstreifen wurden zwischen den Feldern und den Straßen und Wegen zur Tarnung mit anderen Feldfrüchten bepflanzt. Die Landarbeiter mussten lange Wege gehen, um ihre Arbeit an den Pflanzungen zu verrichten. Arbeits- und Transportfahrzeuge konnten kaum noch bis an die Felder heranfahren; alles musste über weite Strecken mit Kamelen transportiert werden.
    Natürlich hatte Kalakani keine Angst vor irgendwelchen Gerichtsverfahren oder gar vor Strafen, falls man ihm doch einmal seine Rolle bei einem dieser Geschäfte würde nachweisen wollen. In seinem Herrschaftsbereich hielt er über die Provinzgrenzen hinweg alle Fäden in der Hand. Niemand würde es wagen, ihn in Schwierigkeiten zu bringen. Weder die Gouverneure noch der Polizeipräsident dachten auch nur daran, irgendeine Weisung aus Kabul zu vollstrecken, die zu seinem Nachteil wäre. Dennoch blieb es für ihn unerträglich, dass er von den Truppen der Ungläubigen in seinem eigenen Land ausspioniert wurde. Sie zwangen ihn zu unglaublich aufwändigen Gegenmaßnahmen, um seine Existenz zu sichern.
    Solange er sich erinnern konnte, hatte Abdul Kalakani erleben müssen, wie man sein geliebtes Land zerstörte.
    Als junger Mann hatte er jahrelang bei den Mudschaheddin gegen die sowjetischen Invasoren gekämpft. Ein blutiger Kampf, hart und voller Entbehrungen.
    Ausgestattet mit Waffen, Gerät und Munition aus den USA – von Saudi-Arabien mit horrenden Summen mitfinanziert –, machten er und seine Mitbrüder den kommunistischen

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