Die Naschkatzen
nicht sonderlich begeistert. »In den Lungen war Wasser, und zwar Flusswasser, aber Zane ist nicht ertrunken.«
Phin ließ sich ihm gegenüber auf den Stuhl fallen. »Woran ist er denn nun gestorben?«
Wes warf den Bericht auf seinen Schreibtisch. »Herzanfall.«
Phin lehnte sich zurück. »Soll das ein Witz sein?«
»Nein.« Wes deutete mit dem Finger auf den Aktenordner. »Da steht‘s drin. Nekrose im Herzmuskel. Ed sagte, sein Herz sei in einem katastrophalen Zustand gewesen, wahrscheinlich schon den größten Teil seines Lebens.«
»Er hatte Anfälle«, erinnerte Phin sich. »Clea hat davon erzählt. Sie dachte, er habe nur auf sich aufmerksam machen wollen.«
»Von wegen, es lag am Sauerstoffmangel«, erklärte Wes.
»Also war es gar kein Mord?« Phin schüttelte den Kopf. »Das kann doch nicht wahr sein. Ein Haufen Leute wollten den Kerl zur Strecke bringen, bevor er starb. Einer von ihnen muss doch verantwortlich sein.«
»Ed meinte, wir sollten den forensischen Bericht am Montag abwarten, aber keiner der Angriffe hätte ausgereicht, um ihn umzubringen, und wir können nicht beweisen, dass irgendeiner von ihnen den Herzinfarkt ausgelöst hat. Deshalb wird es uns verdammt schwer fallen, einen Mörder zu überführen.« Vor Anspannung traten Wes‘ Kieferknochen hervor, und er war wütender, als Phin ihn jemals gesehen hatte. »Was nicht heißen soll, dass ich nicht wegen tätlicher Angriffe ermitteln werde, obwohl ich kein klares Motiv habe, keine Waffe und - zu allem Überfluss - noch nicht einmal einen Tatort, verdammte Scheiße.«
»Er wurde also nicht bei der Taverne umgebracht?«
»Nein«, sagte Wes. »Das wenigstens ist eine gute Neuigkeit, denn so können wir die Möglichkeiten eingrenzen. Er wurde irgendwo im Süden Ohios ermordet, aber nicht hinter dem Lokal.«
»Du solltest das nicht so aussichtslos sehen«, meinte Phin. »Davy sagte, Zane sei aus der Hintertür verschwunden. Und laut Ed war er im Fluss. Hast du dir den Steg draußen bei der Farm schon mal näher angeschaut?«
»Tolle Idee«, meinte Wes trocken.
»Nun gut«, sagte Phin, »wenn du so griesgrämig bist, verziehe ich mich lieber.«
»Ich habe den Steg der Farm, den Steg der Garveys, deinen Steg, Hildys Steg und überhaupt alles und jedes auf der Strecke überprüft, die Zane in seinem betrunkenen Zustand zu Fuß zurücklegen konnte. Ich habe ein paar Proben nach Cincinnati geschickt, aber viel erhoffe ich mir nicht davon.«
»Meinen Steg?«, fragte Phin. »Ich habe keinen - ach, du meinst Junies Steg. Ich glaube nicht, dass Junie ihn umgebracht hat, Wes.«
»Ich denke, er ist an jener Uferseite in den Fluss gefallen«, meinte Wes. »Es würde die Kratzer und Schnitte erklären, wenn er die hohe Uferböschung dort durch das Gestrüpp hinabgefallen wäre. Das Ufer auf der Farmseite hingegen ist nur schlammig.«
»Er ging also durch die Hintertür und dann über die Alte Brücke auf die andere Seite?« Phin zuckte mit den Schultern. »Mag sein, aber warum?«
»Das stützt sich auf Davys Aussage«, gab Wes zu bedenken. »Allerdings glaube ich nicht, dass die Wahrheit für Davy Dempsey heilig ist.«
»Das Einzige, was Davy heilig ist, sind seine Schwestern«, meinte Phin.
»Genau«, sagte Wes und wartete.
»Sophie war ab neun Uhr bis etwa viertel vor elf mit mir zusammen.«
»Pete hat ihn kurz nach halb zwölf überfahren«, sagte Wes. »Das gibt ihr fünfundvierzig Minuten, aber immer noch kein Motiv. Ich habe jeden, der mir einfiel, überprüft. Dabei hat sich übrigens auch das Geheimnis gelüftet, warum Stephen uns bei diesem idiotischen Unfallbericht anlog. Virginia hat in Cincinnati bereits mehrere Male Strafprotokolle wegen ihrer Fahrweise bekommen. Offenbar macht Stadtverkehr sie nervös.«
»Viele Punkte?«
»Mit dem Unfall hier hätte sie ihren Führerschein verloren«, erwiderte Wes. »Deshalb hat Stephen alles daran gesetzt, den Dempseys die Schuld in die Schuhe zu schieben.«
»Das hätte er besser sein lassen«, meinte Phin. »Nicht gerade die richtige Familie für Einschüchterungsversuche. Warum saß denn Stephen nicht selbst am Steuer?«
»Keine Ahnung«, sagte Wes. »Ich habe mir auch nochmal die Polizeiberichte über die Dempseys zuschicken lassen. Davy ist vorbestraft.«
»Da Zane nicht zu Tode betrogen wurde, zählt Davy für mich eigentlich nicht zu den Verdächtigen.«
»Also wusstest du davon.« Wes fischte ein Päckchen Zigaretten aus dem Papierchaos auf dem Schreibtisch und schüttelte
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