Die Naschkatzen
betont, dass er mich nicht leiden kann? Oder spielst du nur ›Rühr mich nicht an‹, weil du zum Abendessen ausgeführt werden möchtest? Hör auf damit, Sophie, ich hatte einen beschissenen Tag. Lass uns eine Nummer schieben.«
Sophie zuckte zusammen. Phin musterte sie stirnrunzelnd und fragte sich, was er gesagt hatte, dass sie sich nun plötzlich so abweisend verhielt. In dem Moment, als er nachfragte, »Was ist denn -«, schlug die Fliegentür zu, und eine Faust landete auf seinem Auge. Mit schmerzendem Kopf und rücklings auf dem Boden liegend, kam er wieder zu sich.
»Brandon«, rief Sophie, und durch einen Nebel aus Schmerz erblickte Phin einen blonden Kleiderschrank von Kerl.
»Du Hurensohn«, hörte er den Therapeuten fluchen.
12
Sophie stellte sich vor den Kerl und schirmte Phins Blick ab, der ohnehin reichlich getrübt war. »Das reicht jetzt, Brandon, hör auf. Er meinte es nicht so, wie es sich angehört haben mag -«
»Niemand spricht so mit dir«, gab Brandon zurück. Phin richtete sich auf und bemühte sich zu begreifen, warum er plötzlich der Böse war.
»Das ist seine Art von Vorspiel«, meinte Sophie kleinlaut. Phin fühlte sich nun wahrhaft elend.
»Es ist seine Art, deine Person herabzusetzen und dir zu zeigen, wie wenig du ihm bedeutest«, dozierte Brandon. »Er nutzt dich doch nur aus, und du gibst ihm auch noch die Möglichkeit dazu.«
Einen Moment mal. Phin versuchte aufzustehen, aber da die ganze Welt um ihn herum zu schwanken schien, gab er den Versuch auf und sank auf den staubigen Boden zurück.
»Er nutzt mich nicht aus«, verteidigte ihn Sophie. »Er hat nur schlechte Laune. Wenn er will, kann er wirklich liebenswert sein.«
»Autsch«, stieß Phin hervor.
»Und was musst du dafür tun, dass er liebenswürdig ist?«, wollte Brandon wissen. »Sophie, ich verstehe, dass er dir imponiert hat, aber wenn er dich so behandelt -«
»Er behandelt mich einfach nur nett«, unterbrach Sophie ihn, woraufhin Brandon einen abschätzenden Blick auf Phin warf, der im Staub saß, und sagte: »Er behandelt dich wie eine Hure.«
»Brandon!«, stieß Sophie entrüstet aus, während Phin mühsam versuchte, sich aufzurichten, und dabei nach dem Verandageländer griff, um den Rest von Gleichgewichtssinn, der ihm geblieben war, nicht auch noch einzubüßen.
»Ich werde niemals begreifen, warum Frauen bei Männern bleiben, die sie misshandeln«, fuhr Brandon gerade fort. »Vor allem jemand wie du. Sophie, du bist doch eine kluge Frau. Natürlich -«
»Oh, nicht wirklich«, meinte Sophie und musterte Phin von oben bis unten. »Brandon, ich denke, du solltest jetzt besser gehen.«
»Sophie, du kannst doch nicht -«
»Doch, das kann ich«, schnitt Sophie ihm das Wort ab. Dann sah sie mit gerunzelter Stirn wieder zu Phin. »Rühr dich nicht von der Stelle, bis ich wieder hier bin.« Sie schob Brandon zu seinem Wagen, was er sich nur zögerlich gefallen ließ, während er ihr weiterhin ihre erniedrigende Position vor Augen führte. Phin blinzelte zu dem Auto hinüber. Ein Toyota neuester Bauart. Wie praktisch. In diesem Moment streckte Sophie sich zu ihrer vollen Größe, um dem Riesen-Therapeuten einen Abschiedskuss zu geben. Phin rümpfte missbilligend die Nase, was wehtat, und suchte Halt am Pfosten der Veranda, was ebenfalls wehtat, bis sich der Feind endlich verzogen hatte.
»Komm, lass uns dein Auge mit Eis kühlen«, sagte Sophie, als sie zu ihm zurückkam und seinen Arm ergriff.
»Ich mag ihn nicht«, konstatierte Phin, dem immer noch schwindelig war.
»Ich weiß, Bär«, erwiderte sie. »Er dich übrigens auch nicht.«
Eine Viertelstunde später lag Phin ausgestreckt, den Kopf in Sophies Schoß gebettet und mit einer Eispackung auf dem Auge, auf dem Steg, während der Fluss vorbeirauschte und Lassie an seinem Ohr schnüffelte.
»Das ist alles nur meine Schuld.« Sophie beugte sich hinab und schob den Eisbeutel beiseite, um einen Kuss auf sein geschwollenes Auge zu drücken. Sofort spürte er, wie ein wenig der Anspannung von ihm abfiel. »Ich hätte Brandon nichts von dir erzählen dürfen.«
»So ein Quatsch.« Phin betrachtete ihr Gesicht über ihm, in das die Besorgnis tiefe Stirnfalten grub. Sie gehört mir, hätte er Brandon am liebsten zugerufen, vorzugsweise per Telefon. »Du hättest mir auch sagen können, dass der Typ aussieht wie ein Kleiderschrank.«
Sophie platzierte den Eisbeutel wieder auf seinem Auge. »Er hat in der zweiten Football-Liga für Ohio State gespielt.
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