Die Naschkatzen
seine Frage gar nicht so klugscheißerisch gemeint gewesen.
»Wirst du das Geschäft verkaufen?«, wollte Amy wissen.
»Wahrscheinlich«, meinte Sophie.
»Kann ich die Hälfte haben?«
Sophie blinzelte sie an. »Natürlich. Was denkst du denn?«
»Ich dachte, du könntest das Geld besser gebrauchen«, sagte Amy. »Ich werde Karriere machen, aber du sitzt irgendwo fest.«
Autsch. »Du kriegst die Hälfte«, sagte Sophie. »Ich werde schon vorwärts kommen.«
»Danke«, sagte Amy. »Ich meine das ernst. Danke.«
»Gern geschehen«, erwiderte Sophie. »Lass uns jetzt schlafen gehen.«
Zögernd stand Amy auf, als wolle sie noch etwas sagen. Dann beugte sie sich vor und schlang ihre Arme um Sophies Hals.
»Ich hab dich so lieb, Soph«, flüsterte sie.
»Ich dich auch, Arne«, antwortete Sophie und tätschelte ihren Arm, während sie nach Luft schnappte. Das ist der einzige Grund, warum ich dich gehen lasse.
Nachdem Amy nach oben gegangen war, lehnte Sophie sich zurück und dachte über ihre Zukunft nach. Sie machte sich keine Sorgen; clevere, organisierte und hart arbeitende Menschen fanden immer einen Job. Aber sie wollte keinen Job, sie wollte das, was Amy vor sich hatte, eine Karriere, die sie ausfüllte.
Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie nur deshalb niemals überlegt hatte, wer oder was sie sein wollte, weil sie so viel Zeit damit verbracht hatte, was sie nicht sein wollte: eine Dempsey. Sie dachte daran, was Davy tat: Kleine Betrüger, die es zu Reichtum gebracht hatten, um ihr undurchsichtiges Vermögen bringen. Aber das reizte sie nicht. Nun, das war gut so. Aber wenn sie sich ein wenig öffnete, könnte sie die Gene der Dempseys vielleicht in produktive und amüsante Bahnen lenken, wie Amy es getan hatte, indem sie die Schwachstellen der Leute im Film festhielt.
Wenn sie sich vielleicht nur ein wenig dem Leben öffnete, könnte auch sie ihren Spaß haben. Es musste doch irgendetwas in ihrem Leben geben, das ihr Amüsement bot. Sie dachte an den Bürgermeister, wie er sie lässig, unbekümmert und ohne Ansprüche angelächelt hatte, und ihr Puls raste in die Höhe. Er wäre durchaus amüsant.
Das war ein gefährlicher Gedanke, daher genoss sie ihn nur eine rebellische Minute lang, bevor sie sich fing und, den Hund auf den Fersen, die Treppe hinauf ins Bett ging.
Das Letzte, was sie brauchte, war der Bürgermeister.
Am Freitag begann der Ärger für Phin früh.
Zunächst machte ihm seine Mutter beim Frühstück Vorhaltungen, weil er zweimal draußen auf der Whipple-Farm gewesen war.
»Mit diesen Filmleuten zu verkehren kann dir nur Nachteile bringen«, hatte Liz zu ihm quer über den großen, mit weißem Leinen gedeckten Esstisch gesagt. »Stephen hat es mir gegenüber bereits einige Male erwähnt. Gib ihm kein Druckmittel in die Hand, Phin.«
»Was heißt, ›verkehren‹?«, fragte Dillie, den Mund voll mit einem Vollkorn-Muffin.
»Herumhängen mit«, erklärte Phin.
»Sprich nicht mit vollem Mund«, ermahnte Liz sie. »Das ist ungezogen und unmanierlich.« Sie wandte ihre Aufmerksamkeit erneut Phin zu. »Fahr nicht wieder zur Farm hinaus.« Zwar setzte sie nicht hinzu, Das ist ungezogen und unmanierlich , aber die unausgesprochene Bedeutung war klar.
»Ich habe nicht mit ihnen verkehrt«, sagte Phin, während er Dillie noch einen Muffin mit Butter bestrich. »Ich bin am Mittwoch mit Wes dort gewesen, um mich wegen des Unfalls zu informieren, und gestern war ich wieder dort, weil Wes mich dazu verdonnert hat, nach ihrer Stromversorgung zu sehen.« Liz wollte etwas sagen, doch er fuhr fort: »Außerdem möchte ich darauf hinweisen, dass ich über einundzwanzig bin und du deshalb aufhören kannst, mir wegen meines Umgangs Vorhaltungen zu machen. Sprich lieber mit Dillie über diese Jamie Barclay. Ich habe große Zweifel, was Jamie Barclay betrifft.« Er grinste Dillie an und reichte ihr den Muff in.
»Jamie Barclay ist ein vortreffliches Mädchen«, sagte Dillie und nahm den Faden auf. »Ich sollte mit ihr verkehren.«
»Jamys Stiefvater ist der neue Vizepräsident der Third National«, mischte sich Liz ein. »Ihre Mutter ist dem Ladies‘ Club beigetreten, sie ist eine sehr nette Person. Dillie darf mit ihr verkehren.« Sie lächelte Dillie zu und beugte sich vor, um die Butter vom Kinn ihrer Enkelin zu wischen. »Du hast deinen Mund verfehlt«, sagte sie, und Dillie grinste zurück. Dann wandte sich Liz wieder Phin zu. »Nun aber zu diesen Filmleuten -«
»Ich muss jetzt in den
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