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Die Naschkatzen

Die Naschkatzen

Titel: Die Naschkatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Nachmittag hatten sie stundenlang auf ihn eingeredet -, aber meistens hatte sich alles um die beiden allein gedreht, sie beide gegen den Rest der Welt.
    Und nun war sie allein. Er drehte sich noch einmal nach ihr um, doch sein Blick wurde durch den Wasserturm abgelenkt, der sich hinter den Häusern zwischen den Bäumen erhob.
    Er war knallrot.
    »Ach du Scheiße«, stieß er hervor und beschleunigte seine Schritte, um herauszufinden, was nun schon wieder schief gelaufen war.

4
    »Er sieht aus wie der Turmbau von Babylon«, meinte Phin später am Nachmittag zu Wes, als sie kurz vor Ladenschluss auf der Veranda des Buchladens saßen.
    Wes erwiderte: »Du solltest Stephen hören. Er kam auf die Wache und behauptete, Hildy habe sich mit den Coreys verschworen, um ihn zu demütigen.«
    »Klar, ich sehe Hildy förmlich vor mir, wie sie sich mit zwei Jungs von der High School in einer dunklen Gasse verabredet, nur um Stephen einen Herzinfarkt einzujagen.« Phin seufzte. »Den er leider nicht hatte.«
    »Hey«, sagte Wes, »was habe ich dir gesagt? Keine Toten.«
    »Ich will ja nicht, dass er stirbt«, sagte Phin. »Er soll nur krank genug sein, um sich aus dem Rat zurückzuziehen und dieses Abziehbild von Ehefrau gleich mitzunehmen. Er versucht immer noch, die neuen Straßenlaternen zu blockieren, weil sie zu teuer sind.«
    »Er wird erst zurücktreten, wenn sie ihnen die Wahlkampfposter mit Gewalt aus seinen leichenstarren Händen reißen«, meinte Wes. »Auf denen nun zu lesen sein wird: Weiße Farbe für den Wasserturm und billigere Straßenlaternen.«
    »Vergiss den Wahlkampf«, sagte Phin. »Erzähl mir lieber etwas Neues.«
    »Ich habe mir Amys Band angeschaut«, antwortete Wes, und die Art und Weise, wie er dies sagte, ließ Phin aufhorchen. »Da sind einige interessante Sachen drauf.«
    »Ich brauche nicht noch mehr Probleme in meinem Leben«, erwiderte Phin.
    »Die Garveys haben ebenfalls das Stoppschild auf ihrer Seite überfahren«, erklärte Wes. »Das ist so klar wie Kloßbrühe auf dem Band zu sehen; sie haben nicht einmal das Tempo verringert, sondern sind einfach durchgebraust.«
    »Und dann den Dempseys reingefahren, also hatte Sophie Vorfahrt«, überlegte Phin. »Aber da beide die Schilder missachtet haben, solltest du dir auch beide vorknöpfen, würde ich sagen.«
    »Da ist noch etwas anderes«, fuhr Wes fort. »Nicht Stephen saß am Steuer, sondern Virginia.«
    Phin sah ihn stirnrunzelnd an. »Warum sollten sie das verheimlichen wollen?«
    »Keine Ahnung«, meinte Wes. »Das werde ich schon rauskriegen. Aber ist doch interessant, oder?«
    »Ich habe keine Lust auf ›Interessantes‹«, sagte Phin. »Ich will Langeweile und Ruhe.« Er wandte den Blick von Wes ab. Erneut fiel ihm der Wasserturm ins Auge, der im Sonnenlicht wie ein blutrotes Geschoss glänzte. »Warum haben die Coreys den Turm eigentlich rot gestrichen? Ich hatte bisher keine Gelegenheit, sie zu fragen.«
    »Sie sind gerade mit Malerarbeiten draußen an der Whipple-Farm beschäftigt«, sagte Wes. »Und sie haben ihn rot gestrichen, weil sie das billige Zeug benutzt haben, das Stephen der Schule für die Sporthalle angedreht hat. Die weiße Farbe würde nicht decken.«
    Phin lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und legte die Füße auf das Verandageländer. »Wenn ich ehrlich bin, gefällt er mir in Rot. Gibt dem Ort irgendwie eine heitere Note. Und es ärgert Stephen. Ich kann nichts sehen, was dagegen spricht.«
    »Amy und Sophie heitern den Ort auch auf«, meinte Wes. Phin verzog keine Miene.
    »Das findet meine Mutter auch. Hast du mittlerweile bei Amy Fortschritte gemacht?«
    »Ich warte den richtigen Augenblick ab«, antwortete Wes.
    »Ich meinte, wegen des Films«, sagte Phin. »Dein Sexualleben ist deine Privatsache.«
    »Es scheint sich um eine Liebesgeschichte zu handeln«, sagte Wes. »Frank ist offenbar der Meinung, er spiele die Hauptrolle.«
    »Tut er das denn nicht?«
    »Danach zu urteilen, was ich Amy heute habe filmen sehen, übernimmt das wohl eher Rob.«
    Phin zuckte zusammen. »Das wird Frank ganz und gar nicht gefallen.«
    »Stimmt«, meinte Wes. »Der perfekte Start in deine Midlife Crisis: Dein Sohn schläft mit der Frau, die du immer begehrt hast, und übernimmt die Rolle in dem Film, auf die du dein ganzes Leben gewartet hast.«
    »Drehen sie denn wirklich Pornoszenen?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Wes. »Wenn ja, hoffe ich, dass sie mich zuschauen lassen.«
    »Das wäre ein großartiger Trost, wenn Stephen

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