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Die Naschkatzen

Die Naschkatzen

Titel: Die Naschkatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Gott, es hatte sich so gut angefühlt. Nach einer Stunde gab sie auf und durchlebte alles noch einmal, wobei sie übermäßig lang bei den Momenten verweilte, die für sie so untypisch schamlos gewesen waren. Die peinlichen Teile blendete sie aus. Nachdem sie alles noch mehrmals überdacht hatte, erschien es ihr so plastisch vor Augen, dass es auch eine heiße Liebesszene aus einem Film hätte sein können.
    Hallo.
    Das wäre falsch , sagte sie zu sich selbst, aber ihr Verstand arbeitete weiter und ließ sie nicht schlafen. Nach einigen Minuten gab sie auf, ging nach unten und öffnete ihr PowerBook. Der Hund trabte seufzend hinter ihr her und legte sich zu ihren Füßen nieder.
    »Tut mir Leid«, sagte Sophie zu ihm.
    Und dann begann sie zu tippen.
    »Einen wunderschönen guten Morgen«, sagte Phin, als er zum Frühstück herunterkam. Er küsste Dillie auf die Stirn. »Heute wirst du‘s ihnen zeigen, stimmt s, mein Mädchen?«
    Dillie zog ihr Softball-Shirt in die Länge. »Klar. Ich bin bereit.«
    »Die Tuckers sind immer bereit.« Er setzte sich, griff nach seinem Glas Orangensaft und fing den missbilligenden Blick seiner Mutter auf. »Ist was?«
    »War es nett gestern Abend?«, wollte sie wissen.
    Er stellte den Orangensaft wieder hin. »Bitte?«
    »Ich fragte, ob es gestern Abend in der Taverne mit den Filmleuten nett gewesen ist.«
    Dillie runzelte die Stirn. »Davon hast du gar nichts erzählt.«
    Liz reichte Dillie einen mit Butter bestrichenen Muffin. »Iss bitte.« Sie wandte sich Phin zu und lächelte ihr Kobra-Lächeln.
    »Ja«, sagte Phin und erwiderte ihr Lächeln ebenso kühl. »Sehr nett. Was hat Virginia denn sonst noch ausgeplaudert?« Er schnappte sich einen Muffin und bestrich ihn mit Butter, während er seine Gedanken von wohliger Selbstzufriedenheit auf Verteidigungsbereitschaft umlenkte.
    »Sie schlug vor, dass du mit Rachel ins Kino gehen könntest.«
    »Ich gehe nicht ins Kino«, sagte Phin. »Vor allem nicht mit Rachel. Heute Morgen steht ein Softball-Spiel auf meinem Programm, das meine gesamte Aufmerksamkeit verlangt.«
    »Es sind doch nur die Blue Birds«, meinte Dillie. »Die schlagen wir ohne Probleme.«
    »Du darfst deine Gegner nie unterschätzen, Dill«, sagte Phin und ließ seine Mutter nicht aus den Augen. »Die, die harmlos aussehen, sind die schlimmsten.«
    »Hast du wirklich geglaubt, dass niemand darüber reden würde?«, fragte Liz.
    »Nicht vor dem Frühstück«, erwiderte Phin. »Meine Güte, es ist Samstag.«
    »Du bist der Bürgermeister«, entgegnete Liz. »Du bist eine angesehene Persönlichkeit. Die Leute interessieren sich für das, was du tust. Du hast dieser Stadt gegenüber eine Verantwortung zu tragen.«
    »Was für ein Glück für mich. Könnte ich ein wenig von dem Ei haben?« Er reichte Liz seinen Teller, und sie füllte ihn, während sie weitersprach.
    »Wie ich schon sagte, ist es keine gute Idee, sich mit den Filmleuten zu verbünden. Virginia hat mittlerweile jedem erzählt -«
    »Jedem was erzählt? Dass ich in der Taverne ein paar Bier getrunken habe? Das sind ja bahnbrechende Neuigkeiten für dich.« Gott sei Dank war Virginia nicht auf dem Whipple-Steg gewesen. »Was hat sie -« begann er, brach jedoch bei der verspäteten Einsicht, wo sich der Whipple-Steg befand, unvermittelt ab.
    Am Flussufer gegenüber dem Grundstück der Garveys.
    Nicht direkt gegenüber. Ein wenig flussaufwärts. Aber immer noch zu nah.
    »Was hat Virginia sonst noch gesagt?«, erkundigte er sich.
    »Nichts.« Sie reichte ihm seinen Teller. »Ich vermute, sie hat etwas verpasst?«
    Phin lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, starrte an die Decke und ordnete seine Gedanken. Er musste vollends den Verstand verloren haben. Drei oder vier Bier und Sophie, die mit diesem Mund sagte, ›Das wäre absolut schamlos‹ und er hatte vergessen, wo er war und wer er war, und sich über sie hergemacht.
    Damit war er allerdings nicht alleine, schließlich hatte sie vergessen, dass sie einen Freund hatte. Die Lust konnte das Erinnerungsvermögen eines Menschen ganz schön trüben. Und seine Moralvorstellungen, ganz zu schweigen vom gesunden Menschenverstand.
    »Was hast du getan?«, wollte Liz wissen.
    Phin setzte sich auf und nahm eine Gabel voll Ei. »Hmm, schmeckt gut. Danke.«
    Liz schloss die Augen. »Werde ich etwas Furchtbares zu hören bekommen?«
    »Nö«, sagte Phin. »Du hättest es schon gehört.«
    »Was ist denn furchtbar?«, fragte Dillie.
    »Nichts«, sagte Phin. »Alles bestens.

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