Die Naschkatzen
Phins Schlafzimmer zurück und zog sich an, und weil sie das Durcheinander nicht ertragen konnte, zog sie das ölbefleckte Unterlaken und den Matratzenschoner vom Bett ab. Irgendetwas fiel klimpernd zu Boden, als sie die Laken ausschüttelte, und sie bückte sich, um unter dem Bett nachzusehen, um was es sich handelte.
Handschellen.
Sie nahm sie und betrachtete sie, wie sie im Licht schimmerten. Grimmig begann sie, sich darüber Gedanken zu machen, wozu und vor allem für wen Phin sie wohl gebraucht haben mochte.
Nicht, dass sie eifersüchtig gewesen wäre, sagte sie sich selbst.
Er war ganz einfach nur pervers.
»Sind das deine?«, fragte sie Phin, nachdem sie nach unten gegangen war. Im Licht des späten Nachmittags schläfrig und zufrieden aussehend, blickte er von den Unterlagen hoch und sagte: »Oh, wunderbar, ich habe sie schon gesucht.«
Sophie hielt die Handschellen höher und hoffte, damit ein gewisses Schamgefühl hervorzurufen, wenn schon nicht in ihm, dann wenigstens in ihr selbst. Ein Blick auf ihn, und sie begehrte ihn schon wieder. »Ich habe sie im Bett gefunden.«
»Das macht Sinn«, meinte Phin. »Da habe ich sie auch verloren.«
»Ich würde dich ja gerne fragen, was du damit gemacht hast«, sagte Sophie und bemühte sich, nicht bissig zu klingen, »aber vermutlich würde ich das gar nicht wissen wollen, stimmt’s?«
»Natürlich willst du das. Es war aufregend, lüstern und schamlos.« Phin nickte mit dem Kopf zur Treppe. »Leg sie irgendwo hin, wo ich sie wieder finde, und ich zeige dir später, was man damit alles machen kann. Wie fühlst du dich?«
»Unsicher«, meinte Sophie und betrachtete die Handschellen mit wachsender Neugier.
»Die meinte ich nicht, du Dummkopf«, sagte Phin. »Jetzt kommt wieder der Moment, in dem zu zickig wirst und mir die kalte Schulter zeigst.«
»Wovon sprichst du?«, fragte Sophie verständnislos.
»Von dem Moment nach dem Sex«, erklärte Phin. »Wenn du dich daran erinnerst, dass ich ein perverser Lüstling bin und das gar nicht deine Art ist und ich überhaupt an allem schuld bin.« Er klang recht belustigt.
Gegen ihren Willen fasziniert, blickte Sophie wieder auf die Handschellen. Es gab keinen Grund, sauer auf ihn zu sein; alles, was er mit ihr gemacht hatte, hatte ihr ausgesprochen gut gefallen. Und wenn sie ehrlich war, stand sie einer Diskussion über die Handschellen offen gegenüber. »Ich denke, wir können den ›zickigen‹ Moment ab jetzt überspringen. Also, was hast du genau -«
Die Vordertür öffnete sich, und Sophie versuchte hastig, die Handschellen zu verstecken, aber es war zu spät.
Wes schaute überraschter drein als sie selbst. Als er sich von dem Schock erholt hatte, meinte er: »Das sind meine, danke.« Er nahm ihr die Handschellen aus den Händen und steckte sie in seine Gesäßtasche. »Warum riecht es hier überall nach Salat?«
»Ich hatte noch einiges damit vor«, sagte Phin, während Sophie gleichzeitig meinte: »Ich muss jetzt gehen.«
Sie versuchte, durch die Tür zu entschlüpfen, aber Phin verstellte ihr den Weg. »Wes wollte nur hinten zum Billardtisch gehen«, sagte er, und Wes stimmte zu: »Ja, ich wollte nur hinten zum Billardtisch gehen.«
Als er verschwunden war, sagte Phin: »Also können wir diesen Moment ab jetzt überspringen.«
»Welchen Moment?«, fragte Sophie, doch er beugte sich vor und küsste sie, zärtlich diesmal, und sie schmiegte sich an ihn und spürte, wie es ihr erneut den Atem verschlug, nur weil er so nah und so zärtlich und so begehrenswert war.
»Wir können den ›zickigen‹ Moment überspringen«, murmelte er an ihrem Mund. »Und sofort zu dem guten Teil übergehen.«
»Stimmt«, hauchte sie. »Absolut richtig.« Sie schlang ihre Arme um seine Hüfte, zog ihn näher zu sich und gab sich seinem Kuss erneut hin. Als er wieder zu Atem kam, meinte er: »Eigentlich muss ich jetzt nicht Billard spielen.«
»Oh doch, das musst du.« Sophie löste sich von ihm. »Ich muss zurück. Ich habe noch... Arbeit zu erledigen.«
»Arbeit.« Er stieß die Luft aus. »Okay. Dann sehen wir uns morgen.«
»Ja«, sagte Sophie und wandte sich widerstrebend zur Tür. »Morgen ist gut.« Sie schloss die Tür hinter sich und blieb auf der Veranda stehen. Wie benommen ließ sie ihren Blick über die Main Street von Temptation schweifen, die in der späten Nachmittagssonne briet.
Nettes Städtchen , dachte sie. Hübsch.
Die Tür hinter ihr klapperte, und Phin trat mit einem weißen Sweatshirt in
Weitere Kostenlose Bücher