Die Naschkatzen
zu denken. Ich kann es nicht. Außer dir und Dillie habe ich alles verloren, und -«
Sie brach ab, und er sagte: »Aber das reicht nicht. Wir bieten dir viel, aber nicht genug. Du musst dein eigenes Leben leben.«
Liz schniefte und presste dann mit gequälter Stimme hervor: »Ich will ihn einfach nur zurückhaben.«
»Ich weiß.« Phin ging um das Ende des Tisches herum und legte den Arm um seine Mutter, als sie ihren Tränen endlich freien Lauf ließ. »Ich weiß, dass du das willst. Ich weiß.« Beschwichtigend streichelte er ihr die Schulter, bis sie nach einer kleinen Ewigkeit zu weinen aufhörte, und fuhr dann fort: »Hör zu, ich weiß nicht, wohin das mit Sophie führt. Wir kennen uns erst seit einer Woche, wie soll man das also wissen?«
»Ich wusste es sofort«, sagte Liz, straffte sich ein wenig und wischte sich die Tränen mit der Hand fort. »In dem Augenblick, als ich deinen Vater in der High School sah, habe ich es gewusst. Wenn du nicht -«
»Nun ja, in der Schule ist das leichter«, meinte Phin und reichte ihr sein Taschentuch. »Da ist man noch unbedarft.«
»Aber ich wusste es«, beharrte Liz. »Und dein Vater ebenfalls, ihm ging es ebenso. Aber wenn du und diese Frau -«
»Ihr Name ist Sophie«, sagte Phin und setzte sich an das Tischende. »Und es ist etwas zwischen uns. Ich möchte zwar nichts Ernstes mit ihr anfangen, werde aber trotzdem heute Abend wieder zu ihr fahren.«
»Das nennt man Sex«, meinte Liz trocken, die sich beinahe wieder ganz gefangen hatte.
»Tu doch nicht so«, meinte Phin. »Wenn ich mich recht erinnere, wart ihr darin auch nicht schlecht. Versuch also gar nicht erst, mir zu erzählen, das wäre unter eurer Würde gewesen.«
»Nein«, sagte Liz, »nichts war unter unserer Würde.«
»Spar dir die Details«, meinte Phin. »Ich habe schon genug gesehen, wenn ich zur falschen Zeit ins Zimmer kam. Hätte ich jedes Mal, wenn ich Dad mit der Hand auf deinem Hintern überraschte, einen Groschen bekommen, wäre ich jetzt reich.«
»Das genügt«, sagte Liz, lächelte ihn jedoch unter Tränen an.
»Ihr habt eine gute Ehe geführt«, fügte Phin hinzu. »Mit Respekt und Leidenschaft und guten Zeiten und viel Liebe.«
»Ja«, meinte Liz kläglich.
»Nun, und Sophie gibt mir ebenfalls Respekt und Leidenschaft und gute Zeiten«, sagte Phin.
»Nein«, widersprach Liz. »Hör auf mich, diese Frau passt nicht zu dir. Sie ist ordinär, vulgär und gefühllos. Sie ist dein Untergang.«
»Sie hat dir Paroli geboten, was? Da kann ich ihr keine Vorwürfe machen. Wahrscheinlich hast du angefangen.«
Liz sah ihn mit der gewohnten Kühle an, und Phin fügte hinzu: »Weißt du, eine Minute lang warst du nahezu menschlich.«
»Nur, weil ich mir Sorgen mache um die Menschen, die ich liebe -«
»Hör auf.« Phin stand auf. »Bleib bei deiner Besessenheit für dieses verfluchte Rathaus, wenn du unbedingt meinst, aber versuch gar nicht erst vorzugeben, du tätest das für mich und Dillie. Aus irgendeinem Grunde hast du es dir in den Kopf gesetzt, dass dies das Wichtigste in deinem Leben ist, und ich will verdammt sein, wenn ich wüsste, wie ich dir das ausreden kann. Also versuche ich es gar nicht erst. Halte dich einfach nur aus meinen Leben raus.«
»Ich werde alles tun, um dich zu schützen«, sagte Liz. Von ihren Tränen war keine Spur mehr zu sehen. »Alles.«
»Du machst mir Angst, wenn du so redest«, meinte Phin. »Hör auf damit. Ich werde jetzt Dillie abholen, und du solltest dich endlich mit der Situation abfinden.«
Er ließ sie dort allein in dem marmornen Ratszimmer sitzen, unter den Portraits seines Urgroßvaters, seines Großvaters und seines Vaters, weil er nicht wusste, was er sonst hätte tun sollen.
Er hoffte nur, dass er nie genau herausfinden würde, was »alles« bedeutete.
Während Phin diesen Kampf ausfocht, saß Sophie auf dem Steg, bürstete Lassie und versuchte, ihr Leben wieder in geordnete Bahnen zu lenken. Irgendwann einmal, zu Beginn des Filmprojekts, hatte ihr eine bestimmte Vision vorgeschwebt, aber nun war Amy mit Rachel draußen auf der Veranda dabei, Clea und Rob bei etwas zu filmen, das sich langsam, aber sicher als Pornostreifen herausstellte, während ihnen Davy kopfschüttelnd zusah. Georgia plante weiß Gott was mit Zane zu veranstalten, sobald er an diesem Abend zurückkehren würde, Leo plante, Clea zu Sauber gespritzt Zwei zu überreden, und die Coreys strichen das Haus in einer abgeschwächten Farbnuance des Wasserturms. Wunderbar.
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