Die Naschkatzen
nichts.«
»Okay«, willigte Dillie ein, woraufhin Sophie den Steg hinunterging und Lassie ihr wie immer auf dem Fuß folgte, bis er bei dem kleinen Mädchen stehen blieb, das sich ein wenig versteifte.
»Möchtest du ihn streicheln?«
»Vielleicht.« Dillie schluckte laut und versetzte dem Hund einen aufmunternden Klaps. Lassie sah mit seinem typischen Blick zu ihr auf, der zu sagen schien, Das hast du noch nicht oft gemacht, was?
»Der hat aber kurze Beine.«
»Aber sein Herz ist groß.« Sophie streckte ihre Hand aus. »Komm mit. Wir holen dir einen Dove Bar und bringen dich dann zu deiner Großmutter zurück.«
»Was ist ein Dove Bar?«
»Ein wahnsinnig leckeres Eis.«
Dillie sah sie einen langen Moment an und griff dann nach ihrer Hand. »Wir brauchen uns nicht zu beeilen«, sagte sie, während sie zum Haus gingen.
Eine Stunde später, nach einer ausführlichen Unterhaltung über Schule, Softball, Dillies Führerschein, Nachtisch, Lassie, Jamie Barclay, Grandma Junie, Grandma Liz, Dillies Dad, ihre Wünsche, ihre Träume, ihre Vergangenheit, ihre Gegenwart und ihre Pläne für die Zukunft, hatte Sophie neuen Respekt für Phin gewonnen. Das Kind redete wie ein Wasserfall; offensichtlich hatte ihr bisher niemals jemand das Wort abgeschnitten und von ihr verlangt, die Klappe zu halten. Das forderte einem Elternteil eine enorme Geduld ab. Phin war wirklich in allem gut.
Zudem futterte Dillie wie ein Pferd. Als sie in die Küche gekommen waren, hatte Dillie sofort die Tüte Kartoffelchips auf dem Tisch erspäht und festgestellt: »Übrigens habe ich auch noch nicht zu Mittag gegessen.« Sophie machte ihr ein Schinkensandwich, dem die Chips, ein Apfel und eine Banane folgten, hinuntergespült mit Limonade. »Das war super lecker«, sagte Dillie und griff erneut in die Chipstüte. »Gibt‘s auch Nachtisch?«
Sie verputzten gerade ihre Eisriegel und sangen zusammen zum sechsten Mal »I Only Want to Be with You« mit, damit Dillie sich den Text einprägen konnte und Sophie mit weiteren Geschichten über Jamie Barclay verschonte, als Amy in die Küche kam.
»Verdammt heiß draußen«, sagte sie, und Sophie erwiderte: »Hör auf zu fluchen. Darf ich dir Dillie Tucker vorstellen?«
Überrascht sah Amy Dillie an. »Hallo.«
»Dillie ist Phins Tochter«, erklärte Sophie.
»Hallo.« Amy setzte sich an den Tisch. »Ich wusste es. Ich habe es dir gesagt.«
»Das ist meine Schwester Amy«, stellte Sophie vor. »Beachte sie einfach nicht.«
»Ich habe keine Schwestern«, murmelte Dillie mit dem letzten Stück ihres Eisriegels im Mund. »Auch keinen Hund. Das ist sehr traurig.«
»Tragisch.« Sophie hielt Lassie ihren Stiel hin, damit er den Rest Eiscreme ablecken konnte.
Ihre grauen Augen weit aufgerissen, wandte sich Dillie an Amy. »Ich habe auch keine Mommy.«
»Das ist gut zu hören«, meinte Amy, und Dillie sah schockiert aus.
»Ich habe dir doch gesagt, dass wir Profis sind«, sagte Sophie. »Damit kommst du bei uns nicht durch.«
»Das ist aber schade«, erwiderte Dillie in ihrem normalen Tonfall. »Ich habe Grandma Liz wirklich lieb, aber jetzt reicht es.«
»Das kann ich sehr gut verstehen«, meinte Amy.
»Ich komme nicht ganz mit«, meinte Sophie. »Was möchtest du denn?«
»Ich will mit meinem Dad allein leben«, erklärte Dillie. »Aber er sagt, wir müssen bei Grandma Liz leben, weil irgendeiner auf mich aufpassen muss.«
»Könnte er nicht Schwester Ratched engagieren?«, fragte Amy.
»Das wäre ein Fortschritt in Richtung Warmherzigkeit.«
Dillie konzentrierte sich auf Sophie. »Und dann hat Jamie Barclay gesagt, dass du Daddys Freundin bist.«
»Das bin ich nicht«, wehrte Sophie ab. »Wir reisen nächsten Sonntag ab.«
»Warum denn?«, wollte Dillie wissen. »Du kannst doch hier bleiben. Ich mag dich. Und außerdem brauche ich eine Mom.« Sie beäugte Sophie, die krampfhaft ein anderes Gesprächsthema suchte, von oben bis unten, bevor sie hinzufügte: »Vielleicht dich. Ich weiß nicht.«
»Lass dich nicht von einem Hund und einem Eis beeindrucken«, meinte Sophie. »Als Mutter bin ich nicht geeignet.«
»Ich weiß nicht«, ließ Amy sich vernehmen. »Du stellst dich schon ganz gut an, finde ich.«
»Du bist sehr hilfreich«, sagte Sophie zu ihr.
»Weißt du, sie hat mich großgezogen«, sagte Amy zu Dillie. »Und das hat sie toll gemacht.«
Dillie runzelte die Stirn. »Ich dachte, du bist ihre Schwester.«
»Meine Mutter starb, als ich noch sehr klein war«, erklärte Amy.
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