Die Naschkatzen
»Das war sehr traurig.«
»Keine Chance«, sagte Dillie. »Ich bin auch ein Profi.«
»Du gefällst mir, Kleine«, meinte Amy. »War deine Mom eine Dempsey?«
»Nein, eine Miller«, erwiderte Dillie. »Sie hieß Diane. Sie war sehr hübsch. Grandma Junie hat Fotos von ihr. Sie sah aus wie Sophie.«
»Zeit, um heimzugehen«, beschloss Sophie, die sich plötzlich deprimiert fühlte.
Auf ihrem Weg nach draußen stießen sie auf Davy. »Das ist mein Bruder Davy«, stellte Sophie vor.
»Ich habe keine Brüder«, sagte Dillie und schaute zu ihm auf. »Das ist sehr traurig.«
»Nicht unbedingt«, meinte Sophie. »Das ist Dillie, Phins Tochter.«
»Ach ja?« Davy lächelte Dillie zu. »Sehr erfreut, dich kennen zu lernen, Dillie. Wie geht es deiner Mom?«
»Sie ist tot«, setzte Dillie an. »Das ist sehr -«
»Da hat der Bürgermeister ja noch mal Glück gehabt«, sagte Davy zu Sophie. Wieder lächelte er Dillie an. »Ich wollte gerade diesem dummen Hund beibringen, Frisbee zu spielen. Hast du Lust?«
»Klar«, antwortete Dillie und blickte fragend zu Sophie.
»Zehn Minuten«, räumte Sophie ein. »Lassie hat so kurze Beine, dass er sowieso nicht länger durchhält.«
»Das entspricht so ungefähr der Länge meines Geduldsfadens, also trifft sich das gut«, meinte Davy. »Dann komm mit, Kleine. Mal sehen, was das gibt.«
»Davy?«, rief Sophie ihm nach, während sie beobachtete, wie ihr Bruder das Kind ihres Liebhabers mit hinaus zum Spielen nahm.
Sie hatte das unbestimmte Gefühl, dass Davy während des ganzen Abendessens ausschließlich Phins Erziehungsmethoden kritisieren würde.
Als Phin Dillie von Junie abholte, hatte ihr T-Shirt unübersehbare Schokoladenflecken. »Was ist passiert?«, fragte er, woraufhin die mollige kleine Junie sich aufbaute: »Sie muss irgendwo Schokolade gefunden haben, während ich ein Nickerchen machte. Aber das wird sie wohl kaum verraten.«
»Stimmt, was?« Phin sah seine Tochter an, die ihr Kinn in die Höhe streckte.
»Ich erzähle dir davon, wenn ich meinen Führerschein habe«, sagte sie.
»Steig ins Auto«, sagte Phin. »Du wirst mir jetzt alles erzählen.«
Im Auto blockte Dillie ihn jedoch ab. »Du machst auch ziemlich viele Sachen, von denen du mir nichts erzählst. Also kann ich das auch.«
»Dill«, setzte Phin warnend an, aber Dillie begann zu summen, um ihn zum Schweigen zu bringen. Leider war sie so völlig unmusikalisch, dass die Melodie nicht erkennbar war. »Dir ist klar, dass du dir Ärger einhandelst«, meinte er, doch sie warf ihren Kopf zurück und schrie lauthals, »Now listen, looney «, um ihn endgültig zu übertönen, während er von der Straße abbog.
»Woher, bitte schön«, fragte er, »kennst du ›I Only Want to Be with You‹?«
9
An diesem Abend fing Sophie Phin an der Tür ab, immer noch im Unklaren darüber, was sie von diesem Nachmittag halten sollte. »Hallo, Dad.«
»Es war nie die Rede davon«, sagte Phin. »Sonst hätte ich es dir erzählt.«
»Ziemlich wichtiger Punkt, um nie davon zu reden«, meinte Sophie.
Phin blickte an ihr vorbei ins Wohnzimmer. Amy und Davy saßen auf der Couch und hörten äußerst interessiert zu.
»Wie geht‘s, Harvard?«, rief Davy ihm zu. »Oder ist das ein schlechter Zeitpunkt, um so was zu fragen?«
»Kann ich mit dir alleine sprechen?«, fragte Phin Sophie, und sie antwortete: »Überall, nur nicht im Schlafzimmer.« Sie gingen zum Steg hinunter.
»Es ist schon in Ordnung«, meinte Sophie, nachdem sie sich gesetzt hatten und zusahen, wie der trübe Fluss vorüberplätscherte. »Es war nur ein Schock. Vor allem, als sie sagte, ich sähe aus wie ihre Mutter. Ich meine, das erklärt eine Menge, warum du -«
»Du siehst nicht aus wie ihre Mutter«, sagte Phin. »Diane hatte zwar dunkles Haar, aber sie war kleiner und jünger als du, außerdem war ihr Gesicht ganz anders. Die meisten Fotos, die Dillie gesehen hat, sind aus weiter Entfernung aufgenommen. Sie sieht einfach nur eine Frau mit dunklem Haar.«
Sophie wandte sich ab. »Ich wusste nicht einmal, dass du verheiratet warst. Ich weiß, dass ihr Tuckers gerne Distanz wahrt, ich weiß, dass du meinen Namen schon vergessen haben wirst, bevor ich auf dem Highway bin -«
»Ich habe Diane geheiratet, weil sie schwanger war«, sagte Phin leise. »Sie wurde schwanger, weil sie dachte, ich hätte Geld.«
Sophie rückte ein wenig von ihm ab. »Frauen werden nicht von alleine schwanger. Männer tragen ihren Teil dazu bei. Und von allen Männern, mit
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