Die Naschkatzen
»Ein Käfig voller Narren«, sagte sie zu Lassie und beugte sich weit zu ihm hinunter. »Aber das reicht jetzt. Noch mehr Leute kommen uns nicht ins Haus.«
»Redest du mit dem Hund?«
Sophie riss den Kopf hoch. Am Ende des Stegs stand ein blasses, dünnes Mädchen mit langem blonden Haar in sorgfältig gebügelten blauen Shorts und einem makellos weißen T-Shirt. »Wo kommst du denn her?«, fragte Sophie.
Das Mädchen deutete über den Fluss. »Das da drüben ist das Haus meiner Grandma.«
»Doch nicht das der Garveys?«
»Bestimmt nicht.« Das kleine Mädchen musterte aufmerksam das Ende des Stegs und beurteilte es offenbar als zufrieden stellend, denn sie setzte sich. »Meiner Grandma Junie.«
»Oh. Weiß sie denn, dass du hier bist?«
»Sie schläft.« Das Mädchen starrte Sophie an, die sich ein wenig unbehaglich fühlte. »Ich gehe zurück, bevor sie aufwacht. Natürlich nur, wenn es dir nichts ausmacht, dass ich euch besuche.«
»Oh. Selbstverständlich nicht.« Sophie gestikulierte mit der Hand zum Vorgarten. »Tu dir keinen Zwang an.«
»Weil du gerade sagtest, du würdest keinen mehr ins Haus lassen«, meinte das kleine Mädchen. »Das hast du zu dem Hund gesagt.«
»Nun ja, aber du bist ja nur zu Besuch und bleibst nicht hier.« Sophie versuchte, die Unterhaltung in andere Bahnen zu lenken. »Ich bin Sophie.«
»Ich weiß«, entgegnete das kleine Mädchen. »Deshalb bin ich ja hier.«
»Okay, jetzt verblüffst du mich aber«, sagte Sophie. »Wer bist du?«
»Dillie Tucker«, erwiderte das Mädchen, und Sophie hakte nach: »Tucker? Bist du mit Phin verwandt?«
»Er ist mein Daddy«, erklärte Dillie, und Sophie stockte der Atem.
»Dein Daddy.« Sophie rang um ihre Fassung und bemühte sich, einen gleichgültigen Tonfall beizubehalten. Immerhin hatten Amy und Davy sie gewarnt. Man sollte immer auf seine Familie hören. »Und wie geht es deiner Mummy?«
»Sie ist tot«, sagte Dillie. Sophie gab sich redliche Mühe, Mitleid anstelle von Erleichterung zu empfinden. Um Himmels willen, das arme Kind hatte keine Mutter mehr. »Sie ist vor langer Zeit gestorben«, fuhr Dillie fort. »Ich war noch ein Baby. Das war sehr traurig.«
»Oh«, meinte Sophie, »da bin ich sicher. Du lebst also, hmm... bei deinem Dad.« Er hätte mir davon erzählen sollen.
»Und meiner Grandma Liz«, sagte Dillie. »Aber ich würde gerne ausziehen.« Sie drehte sich um und blickte zum Farmhaus, und Sophie durchfuhr ein merkwürdiges Gefühl bei dem Gedanken, dass Dillie auf Wohnungssuche war. Reif genug dafür schien sie jedenfalls zu sein.
»Wie alt bist du?«, erkundigte Sophie sich.
»Neun«, antwortete Dillie. »Und wie alt bist du?«
»Zweiunddreißig«, sagte Sophie. »Jetzt erkläre mir noch einmal, warum du hier bist.«
»Willst du mich nicht hier haben?« Dillie schaute sie mit so großen und Mitleid erregenden Augen an, dass Sophie antwortete: »Das machst du wirklich gut, Kleine, aber ich bin eine Nummer zu groß für dich. Ich bin mit einem Profi aufgewachsen. Worauf willst du hinaus?«
»Was ist ein Profi?«, wollte Dillie wissen.
»Dillie«, warnte Sophie sie.
»Jamie Barclay sagt, dass ihre Mutter sagt, dass sie gehört hat, dass du die Freundin von meinem Dad bist«, sagte Dillie. »Bist du das?«
»Nein«, erwiderte Sophie. »Wer ist Jamie Barclay?«
»Es wäre okay für mich, wenn du es wärst«, fuhr Dillie fort. »Ich finde dich in Ordnung.«
»Das ist sehr großzügig von dir«, meinte Sophie. »Aber ich bin nicht seine Freundin.«
»Warum nicht?«, wollte Dillie wissen.
Sophie befand, dass die Unterhaltung in dieser Richtung nur verfänglich werden konnte. »Wie wäre es mit einem Eis, bevor du zu deiner Grandma zurückgehst?«
»Ja, vielen Dank«, sagte Dillie. Als Sophie aufstand und Lassie sich ebenfalls gähnend erhob, wurde sie sehr still.
Sophie bemerkte, wie Dillie Lassie ansah. »Hast du Angst vor Hunden?«, fragte sie sanft.
»Nein.« Dillie schob ihr Kinn vor, und für einen flüchtigen Augenblick ähnelte sie Phin so stark, dass es Sophie den Atem verschlug. »Ich bin nur nicht an sie gewöhnt.«
»Das ist ein besonders lieber Hund«, sagte Sophie. »Sein Name ist Lassie Dempsey. Ich kann ihn gerne hier draußen lassen, während ich hineingehe, damit du dich an ihn gewöhnst.«
»Nein.« Dillie schien unsicher zu sein. »Was für eine Art von Hund ist er denn?«
»Ein schlauer Hund«, meinte Sophie. »Es ist schon in Ordnung, Dillie. Ich verspreche dir, er tut dir
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