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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Allerheiligen gebar sie wieder einen Sohn, er lebte nur vier Tage. Der Christenpriester hat ihr erfolgreich weisgemacht, daß dies die Strafe für ihre Sünden ist. Seit Uther sie geheiratet hat, kann man ihr nicht das geringste nachsagen… wenn man davon absieht, daß ihr erster Sohn zu früh geboren wurde. Ich fragte sie, was nach des Großkönigs Tod aus ihr werden soll. Nachdem sie bei diesem Gedanken lange genug geweint hatte, erklärte sie, sie wolle in ein Kloster gehen. Ich bot ihr den Schutz von Avalon an und erinnerte Igraine, sie könne hier bei ihrer Tochter sein. Doch sie antwortete mir, das schicke sich nicht für eine christliche Königin.«
    Vivianes Lächeln gefror. »Ich hätte nie geglaubt, solches von Igraine zu hören.«
    »Viviane, du darfst ihr das nicht vorwerfen, denn du selbst hast sie in dieses Leben gestoßen. Sie mußte Avalon verlassen, als sie es am nötigsten brauchte. Tadle das Mädchen nicht dafür, daß es Trost in einem einfacheren Glauben als dem unseren gefunden hat.«
    »Ich zweifle nicht daran… Ihr seid der einzige Mann im ganzen Land, der von der Großkönigin als einem Mädchen spricht.«
    »Für mich, Viviane, bist auch du manchmal ein kleines Mädchen… das kleine Mädchen, das auf meinen Schoß kletterte und an den Saiten meiner Harfe zupfte.«
    »Und jetzt kann ich sie kaum noch spielen. Meine Finger haben im Laufe der Zeit ihre Fertigkeit verloren«, sagte Viviane bedauernd. Er schüttelte den Kopf.
    »Aber nein, meine Liebe«, erwiderte er und streckte seine knochigen, gekrümmten Finger aus. »Im Vergleich zu diesen Händen sind deine flink und jung; trotzdem sprechen sie täglich mit meiner Harfe, und du hättest das auch tun können. Deine Hände entschieden sich dafür, die Macht zu halten und nicht die Harfe.«
    »Und was wäre aus Britannien geworden, wenn ich es nicht getan hätte?« fragte sie ihn mit funkelnden Augen.
    »Viviane«, sagte Taliesin mit einem Anflug von Strenge in der Stimme. »Ich habe dich nicht angreifen wollen. Ich habe lediglich ausgesprochen, was ist.«
    Sie seufzte und stützte das Kinn in die Hand. »Ich habe wahr gesagt, als ich meinte, ich brauche heute abend einen Vater. So ist also bereits geschehen, was wir befürchtet und worauf wir uns in all den Jahren vorbereitet haben. Was ist mit Uthers Sohn, mein Vater? Ist er bereit?«
    »Er muß bereit sein«, antwortete der Merlin. »Uther wird die Sommersonnenwende nicht erleben. Die Aasgeier sammeln sich schon, wie damals, als Ambrosius im Sterben lag. Der Junge… hast du ihn nicht gesehen?«
    »Hin und wieder sah ich ihn flüchtig im magischen Spiegel«, erwiderte sie. »Er wirkt gesund und stark. Aber das sagt mir nichts, außer, daß er den Königsthron besteigen kann, wenn es soweit ist. Ihr habt ihn doch besucht, nicht wahr?«
    »Uther wünschte, daß ich ihn gelegentlich besuche, um zu sehen, was aus ihm wird. Ich entdeckte die gleichen lateinischen und griechischen Bücher, aus denen auch dein Sohn viel über Kriegführung und Waffenhandwerk gelernt hat. Ectorius ist durch und durch Römer, und Cäsars Eroberungen sind neben den Feldzügen des großen Alexander Teil seines Alltags. Er ist ein gebildeter Mann, der seine Söhne im Kriegshandwerk gut ausgebildet hat. Der junge Cajus war im letzten Jahr zum ersten Mal in der Schlacht; Artus wollte unbedingt mit ihm ziehen. Aber als gehorsamer Sohn des Ectorius tat er, was man ihm befahl.«
    »Wenn Artus so sehr Römer ist«, fragte Viviane, »wird er dann bereit sein, Avalon den Schwur zu leisten? Vergeßt nicht, er muß auch über die Stämme und über die Pikten herrschen.«
    »Ich habe dafür gesorgt«, erwiderte der Merlin, »auf meine Anweisung traf er sich mit einigen Männern vom Kleinen Volk. Ich sagte ihm, sie seien in diesem Krieg Uthers Verbündete. Bei ihnen lernte er, Elfenpfeile zu schießen und sich in Heide und Moor geräuschlos zu bewegen. Und…«, er zögerte und sagte dann mit Nachdruck: »Er kann den Hirsch jagen und fürchtet sich nicht, mit dem Rudel zu laufen!«
    Viviane schloß kurz die Augen. »Er ist so jung…«
    »Die Göttin hat immer die jüngsten und stärksten Männer gewählt, um ihre Krieger zu führen«, sagte Taliesin.
    Viviane senkte den Kopf. »So soll es geschehen. Er soll geprüft werden. Bringt ihn nach Avalon, ehe Uther stirbt, wenn Ihr könnt.«
    »Hierher?« Der Merlin schüttelte den Kopf. »Nicht ehe er die Probe bestanden hat. Erst dann können wir ihm den Weg nach Avalon und die

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