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Die Nebelkinder

Die Nebelkinder

Titel: Die Nebelkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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berichten.«
    Also erzählte Albin noch einm.il, was sich ereignet hatte.
    Wenrich lauschte ihm aufmerksam und rief dann: »Hast du die unseligen Zwerge gepachtet, Bursche?«
    Zögernd entgegnete Albin: »Ich weiß nicht, was du meinst, Herr.« Er spürte die Gefahr, die von Wenrich ausging. Wollte der Vogt seine Wut über die abermalige Demütigung durch Graf Guntram an dem Findling auslassen?
    »Immer dann, wenn diese Nebelkinder ihr undurchsichtiges Spiel treiben, bist du in der Nähe«, sagte der Vogt vorwurfsvoll. »Du warst im Refektorium, als Graf Chlodomer dem tödlichen Wahn verfiel. Du willst als Einziger in der ganzen Abtei den angeblichen Mörder gar mit eigenen Augen gesehen haben. Dann führst du uns aber nicht zu ihm, sondern zu einem wirren Alten, der den Weinkeller plündert. Und heute bist du als Einziger bei Graf Guntrams Tochter, als sie verschwindet!«
    »Nicht allein, Herr«, verteidigte sich Albin. »Auch die beiden Nordmänner standen am Steg.«
    Wenrich stieß ein höhnisches Grunzen aus, »Und? Der eine ist tot, der andere liegt mit argen Verletzungen im Siechenhaus. Du aber wirkst frisch wie ein Frühlingsmorgen, Außerdem warst du, wie du selbst erzählt hast, allein mit Gerswind auf dem Steg. Warum hast du sie nicht festgehalten, als die Nebelkinder mit ihren Booten kamen?«
    Den Vorwurf hatte sich Albin selbst schon gemacht. Die Antwort trug nicht zur Beruhigung seines schlechten Gewissens bei: »Es ging alles rasend schnell. Ich war verwirrt und erschrocken. Der Nebel über dem See verbarg die Elben bis zum letzten Augenblick. Ehe ich etwas unternehmen konnte, hatten sie Gerswind schon ins Boot gezerrt.«
    »Hier am Nordufer war es heute kaum neblig«, erwiderte Wenrich. »Und auch an der Drachenwand hatten wir weithin gute Sicht.«
    »Aber über der alten Fischerinsel zog plötzlich dichter Nebel auf«, beharrte Albin.
    »Das stimmt«, stand Grimald ihm bei, »Doch schon, als wir nach dem Überfall die Insel verließen, klarte der Himmel wieder auf. Es war, als hätten die Zwerge den Nebel zu Hilfe gerufen, um ihre Untat zu verdecken.«
    Wenrich sah den Hauptmann mit hoch gezogenen Brauen an. »Du hast sie also auch gesehen, diese Zwerge?«
    Grimald wich dem Blick aus und schlug die Augen nieder. »Nein, Herr, ich war weiter hinten auf der Insel und eilte mit meinen Männern herbei, als Kampflärm uns alarmierte, Aber wir sahen nichts mehr von Gerswind und ihren Entführern.«
    »Dann haben wir für das, was angeblich auf der Insel geschehen ist, nur das Wort dieses Knechts«, schlussfolgerte der Vogt und starrte wieder Albin an. Misstrauen und Geringschätzung sprachen aus seinem Blick.
    »Und das von Arne, denke ich«, sagte Guntram.
    »Dieser heidnische Krieger?« Wenrich sah den Grafen zweifelnd an. »Hat er die Aussage des Knechts bestätigt?«
    · »Ich habe noch nicht mit Arne gesprochen. Aber holen wir es nach.«
    Während die Soldaten ihre Pferde zu den Ställen führten, um sie abzusatteln, abzureiben und mit Futter und Wasser zu versorgen, gingen Guntram, Wenrich, Manegold, Ursinus und Albin zum Siechenhaus. Graman empfing sie am Eingang und führte sie zu Arnes Lager. Der verletzte Nordmann lag unter einer schweren Wolldecke und blickte ihnen besorgt entgegen. Kopf und Schultern waren mit dicken Verbänden umwickelt. Der unter der Decke verborgene Rest seines mächtigen Leibes musste ähnlich aussehen. Als Arne den Kopf bewegte, um seine Besucher besser sehen zu können, bemerkte Albin dunkle Flecke in dem langen Haar des Kriegers: verkrustetes Blut.
    »Er ist von kräftigem Wuchs und robuster Gesundheit und wird sich in einigen Tagen von dem Schwersten erholt haben«, erklärte Graman. »Ein Schwächerer als er allerdings müsste jetzt mit dem Tode ringen.«
    »Dann kann er ja wohl sprechen«, meinte Wenrich.
    Graman bejahte es.
    Der Vogt drängte sich ans Krankenlager und blickte ohne jedes Mitgefühl auf den Verwundeten. »Berichte uns, Mann aus dem Norden, hast du diese Nebelzwerge auch gesehen?«
    Arne wechselte einen Blick mit Guntram, und erst als dieser nickte, antwortete der Krieger: »Ich sah sie und kämpfte gegen sie. Fünf von ihnen erschlug ich, aber es war vergeblich. Sie nahmen die Herrin mit sich und mein Bruder sank in die Arme der Totenfrauen.«
    »Bist du sicher, dass es Zwerge waren?«, forschte der Vogt nach.
    »Sieh meine Wunden an«, antwortete Arne. »Glaubst du, ich habe den Kampf geträumt?«
    »Und er?« Wenrich bedachte Albin mit einem kurzen

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