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Die Nebelkinder

Die Nebelkinder

Titel: Die Nebelkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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Graman, Barthel und Findig wurde von der Angst um Gerswind überlagert. Letztlich kam er nicht umhin, Findig zuzustimmen: Nur wenn Albin frei war, konnte er etwas für die Geliebte tun.
    »Fein, dass du es einsiehst«, sagte Findig mit deutlicher Erleichterung. »Also los!«
    Aber Albins Fuß schmerzte noch zu stark. Schon nach wenigen Schritten stürzte er und rief: »Lauf allein weiter, Findig. Nur ohne mich kannst du entkommen!«
    Der sah ihn empört an: »Soll man mich künftig Findig den Treulosen nennen? Nichts da! Ich werde dich tragen.«
    »Du bist verrückt!«, entfuhr es Albin. »Du bist nicht größer als ich, eher kleiner.«
    »Ich bin kleiner als du und ich mag verrückt sein, aber trotzdem werde ich dich tragen.«
    Findig sagte das ruhig und bestimmt, und dann nahm er Albin huckepack. Der Elb musste über ungewöhnliche Kräfte verfügen. Ohne zu rasten trug er Albin an den östlichen Ausläufern der Drachenwand entlang .
    Die Kräfte schlummern auch in dir, Albin. Ich werde dich lehren, sie zu wecken.
    Die Klosterglocke war verstummt. Vielleicht war die Abtei jetzt auch zu weit entfernt, um das Läuten noch zu hören. Der Himmel hatte sich zugezogen. Bald drang kein einziger Sonnenstrahl mehr zu ihnen durch. Wie eine dichte dunkelgraue Decke hingen die Wolken zwischen den Bergen. Leichter Regen setzte ein und wurde schnell stärker. Im glitschig gewordenen Gras rutschte Findig zweimal aus, und jedes Mal überschlug sich Albin fast. Aber sie setzten ihren Weg unbeirrt fort - bis das schnelle Trommeln von Pferdehufen Findigs rasselnden Atem und das Prasseln des Regens übertönte.
    Findig blieb stehen, setzte Albin ab und keuchte: »Sie haben uns! Kein Wunder, im nassen Gras sieht man unsere Spur besonders deutlich.«
    »Vielleicht ist der Verfolgertrupp nur zufällig in unsere Nähe gekommen«, wollte Albin sich und ihm Mut machen.
    Findig schüttelte den Kopf. »Ich spüre die Jagdlust der Reiter, die sich ihrer Beute sicher wähnen. Sind ihre Gedanken nicht auch in deinem Kopf, Albin?«
    Albin schloss die Augen und konzentrierte sich. Ja, da war etwas. Nur ein fernes Summen wie von einem Bienenschwarm. Er nahm keine konkreten Gedanken wahr, doch er glaubte, fremde Erregung, Jagdeifer und Blutgier zu spüren. Es war erschreckend und faszinierend zugleich.
    Findig zog ihn mit sich und stützte ihn, bis sie drei große Eichen erreichten. Einer der Bäume war besonders alt und hoch, erschien selbst im Angesicht der Drachenwand riesenhaft.
    »Klettere da hinauf, so weit wie möglich, Albin! Und verbirg dich gut vor Wenrichs Reitern. Ich werde sie auf eine falsche Spur locken.«
    Zweifelnd sah Albin am Eichestamm hoch und dachte an seinen verstauchten Fuß. »Ob ich das schaffe?«
    »Du kannst klettern wie ein Eichhörnchen. Versuch es nur!«
    Findig hatte Recht. Der Kräutersaft wirkte inzwischen und nahm Albin einen Teil der Schmerzen. Die
    Nacktheit seiner Füße erwies sich jetzt als Vorteil. Die langen, gebogenen Zehennägel fanden am Stamm schnell festen Halt und Albin schob sich höher und höher. Endlich im Geäst, ging das Klettern noch leichter.
    Weiter!, vernahm er Findigs lautlosen Ruf und dann huschte der Elb auch schon in südlicher Richtung davon.
    Das Hufgeklapper wurde schnell lauter. Pferdegewieher und menschliche Stimmen gesellten sich dazu. Albin kletterte höher und war froh, dass die Eichen ihr in herbstlichen Farben leuchtendes Blattwerk noch nicht abgeworfen hatten. Es gab ihm guten Schutz. Gut genug, hoffte er.
    Fünf Reiter sprengten heran, angeführt von dem bulligen Volko. Aus der geringen Anzahl der Verfolger schloss Albin, dass Wenrich mehrere Trupps ausgesandt hatte, um die Spur des Entflohenen zu finden. Vielleicht hatte Findig Recht und Volkos Trupp war gezielt zur Drachenquelle geritten. Dort hatten sie es leicht gehabt, die Spur der Elben aufzunehmen.
    Ausgerechnet unter den drei Eichen hielten sie ihre Pferde an. Ein Soldat saß ab, untersuchte den Boden und sagte: »Hier hat er sich länger aufgehalten.«
    »Er oder sie?«, fragte Volko mürrisch.
    »Ich weiß es nicht. Mal sieht es aus wie die Spur eines Einzelnen, mal wie die mehrerer.«
    »Und wohin führt sie?«, fragte der Hauptmann, dessen stämmiger Grauschimmel ungeduldig mit den Hufen scharrte.
    Der andere Soldat beäugte sorgfältig das Gras und blickte nach Osten. »Sieht so aus, als ginge die Spur weiter am Berg entlang. Aber sie ist viel schwächer als eben noch.«
    »Hm«, brummte Volko und sah an den

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