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Die Netzhaut

Die Netzhaut

Titel: Die Netzhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torkil Damhaug
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handelte es sich offenbar um Schaulustige, die bereits von Bergers Tod erfahren hatten. Sein Ableben war um 21:30, als eigentlich seine Talkshow beginnen sollte, in Rundfunk und Fernsehen bekanntgegeben worden. Als Roar unter dem Absperrband hindurchschlüpfte, riefen ihm einige Leute zu, ob er schon etwas über die Todesursache sagen könne. Da es nicht sein Job war, mit der Presse zu reden, setzte er seinen Weg zur Haustür fort, ohne sich umzudrehen.
    Fünf oder sechs Leute von der Spurensicherung waren bereits vor Ort. Er bekam Schuhüberzüge gereicht, und man zeigte ihm einen schmalen Durchgang im Flur, den er betreten durfte. Sie arbeiteten in allen Räumen, an denen er vorbeiging.
    Er warf einen Blick ins Wohnzimmer. Berger saß in demselben Bürostuhl, in dem er auch vor neun Tagen bei Roars Befragung gesessen hatte. Der Stuhl war ein Stück zurückgezogen und herumgedreht worden. Der Laptop auf dem Schreibtisch war angeschaltet. Der Bildschirmschoner zeigte Sterne, die von Zeit zu Zeit explodierten. Vor dem Computer, außerhalb von Bergers Reichweite, lagen ein Stauschlauch, eine Spritze und eine Silberschale. In der Kanüle der Spritze waren Reste einer milchigen Flüssigkeit zu sehen, die mit Blutresten vermischt war. Berger trug einen Kimono. Er war offen, der Gürtel lag neben dem Stuhl auf dem Boden. Darunter war er nackt. Sein massiger Körper war zusammengesunken wie ein Sack mit teigigem Inhalt. Sein Geschlecht hing über der Stuhlkante. Roar dachte daran, dass es vielleicht Jennifers Aufgabe sein würde, sich über diesen Leichnam zu beugen und ihn zu öffnen.
    In der Küche saß Viken mit dem Kerl zusammen, der Roar damals die Tür geöffnet hatte. Er hieß Odd Løkkemo, war Bergers Mitbewohner und Eigentümer der Wohnung. Roar nickte ihm als Zeichen des Wiedererkennens zu, doch Løkkemo nahm keine Notiz von ihm.
    »Ich rekapituliere«, sagte Viken. »Sie waren also in Hamar, haben dort ihre Schwester besucht und sind um kurz vor halb acht wieder nach Hause …«
    Er hielt inne und drehte sich um. »Horvath, mach dich mal mit einem Kollegen auf die Suche nach Bergers Fahrzeug. Ein BMW X3. Schwarz metallic. Müsste in irgendeiner der umliegenden Straßen stehen.« Er drückte Roar einen Zettel in die Hand, auf dem ein Kennzeichen notiert war. »Und lass die Gegend um das Auto absperren. Die Techniker nehmen es dann so bald wie möglich mit.«
    Roar trat auf den Flur und ging auf dem vorgeschriebenen Pfad wieder hinaus. Er hatte mit Viken nicht mehr gesprochen, seit er ihm am Morgen in der Tiefgarage begegnet war. Da hatte er ihn angelogen, als es darum ging, von wem er seine Informationen hatte. Er glaubte, Vikens Tonfall in der Küche angehört zu haben, dass seine Lüge aufgeflogen war. »Konzentration, Roar«, murmelte er, »Stufe sieben.«
    Den Auftrag, Bergers Wagen betreffend, gab er an den Beamten weiter, der vor der Haustür stand. In diesem Moment schlüpfte Jennifer unter der Absperrung hindurch. Sie trug einen weißen Overall, der mehrere Nummern zu groß aussah. Er hielt ihr die Tür auf.
    »Na, was habt ihr heute für mich?«, fragte sie in neutralem Tonfall und ging an ihm vorbei, ohne eine Antwort abzuwarten.
    Nachdem die Haustür hinter ihnen ins Schloss gefallen war, antwortete Roar:
    »Fernsehstar zu Hause tot aufgefunden.«
    »Das wissen alle, die gestern Abend ferngesehen haben.«
    Roar fügte hinzu:
    »Wurde vor anderthalb Stunden mit einer benutzten Spritze neben sich gefunden. Sieht nach Heroin aus.«
    Er folgte ihr die Treppe hinauf. Sie verwendete dasselbe Parfüm wie immer, war aber heute offenbar besonders großzügig damit umgegangen. Erst jetzt bemerkte er, dass er es noch nie gemocht hatte.
    Oben in der Küche war Viken mit Løkkemo fertig. Jennifer warf einen Blick hinein und begrüßte den Kommissar kurz, ehe sie sich zu Roar umdrehte, der woanders hinsah.
    »Ich hab die Sache mit Hamar überprüft«, sagte Viken ziemlich schroff. »Scheint zu stimmen, dass der Kerl dort den ganzen Tag verbracht hat. Wir machen morgen mit ihm weiter. Ich habe ihn gebeten, in einem Hotel zu übernachten. Hier würde er nicht viel Ruhe haben.«
    »Da draußen ist’s aber auch nicht besonders gemütlich«, entgegnete Roar und machte eine Kopfbewegung in Richtung Haustür. »Die Krokodile warten aufs Fressen.«
    Viken schnitt eine Grimasse.
    »Guten Appetit.«
    Die dürre, gebeugte Gestalt Løkkemos glitt auf den Flur hinaus. Im nächsten Moment hörten sie das Klicken der

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