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Die Netzhaut

Die Netzhaut

Titel: Die Netzhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torkil Damhaug
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SMS von ihr bekommen.«
    Er zeigte ihnen sein Handy. Erst jetzt zückte Roar sein Notizbuch und notierte sich die exakten Zeitpunkte der Textnachrichten.
    »Wir wollten uns bei ihren Eltern treffen. Ich wollte mir dort
Tabu
ansehen. Später wollte Mailin dann zu uns stoßen.«
    »Sie haben also am Donnerstag, dem 11. Dezember, den ganzen Abend über für diese Studenteninitiative gearbeitet?«
    »Ja, von halb vier bis halb neun. Dann hat Tage, ihr Stiefvater, mich abgeholt. Er arbeitet in Blindern.«
    »Haben Sie zwischen halb vier und halb neun wirklich ununterbrochen gearbeitet?«
    »Zwischendurch war ich mal kurz bei Deli de Luca an der Carl Johan gate, um etwas zu essen zu kaufen. Das hat vielleicht zehn oder fünfzehn Minuten gedauert, Sie können ja die anderen fragen. Davon abgesehen habe ich die ganze Zeit gearbeitet, bis Tage mich abgeholt hat. Wir sind dann nach Lørenskog gefahren und haben auf dem Weg noch bei Meny eingekauft.«
    Er sank auf seinem Stuhl ein wenig zusammen. »Als sie während der Talkshow nicht auftauchte, habe ich sofort versucht, sie anzurufen. Aber ihr Handy war abgeschaltet.«
    Etwas in ihm schien sich dagegen zu sträuben, noch mehr zu erzählen.
    »Was ist dann geschehen?«
    Viljam Vogt-Nielsen strich sich mit beiden Händen die Haare zurück.
    »Wir sind in die Stadt gefahren, Tage und ich. Haben uns vergewissert, dass sie in der Zwischenzeit nicht nach Hause gekommen war. Dann haben wir das Fernsehstudio aufgesucht, um mit Berger zu reden, aber der war angeblich schon weg. Ich habe alle möglichen Leute angerufen, doch niemand wusste etwas. Ich habe sogar versucht, Mailins Schwester in Amsterdam zu erreichen … Tage hat mich überredet, ihn nach Hause zu begleiten. Ragnhild war vollkommen außer sich vor Angst, und er musste sich um sie kümmern, während ich weiter herumtelefonierte. Früh am Morgen waren Tage und ich dann in der Hütte bei Morrvann und haben die ganze Gegend abgesucht. Wir wussten ja, dass sie nicht mehr dort war, doch irgendwas mussten wir schließlich tun. Gegen zwölf haben wir uns bei der Polizei gemeldet. Danach sind wir wieder nach Lørenskog gefahren. Erst in diesem Moment habe ich begriffen …«
    Roar Horvath enthielt sich eines tröstlichen Kommentars und wartete ab. Zum ersten Mal schaltete sich Viken ein: »Woher wussten Sie, dass sie die Hütte wieder verlassen hatte?«
    Viljam drehte sich zu ihm um und sah für einen Moment überrascht aus. Vielleicht hatte er die Gegenwart des Kommissars vollkommen vergessen.
    »Sie sagten, Sie hätten gewusst, dass Mailin nicht mehr in der Hütte war«, wiederholte Viken. »Wie konnten Sie das wissen?«
    Viljam zwinkerte ein paarmal.
    »Ihr Auto … es stand nicht unten auf dem Parkplatz. Später hat Tage es in der Stadt entdeckt, in dem Viertel, in dem sich auch ihre Praxis befindet.«
     
    Roar Horvath ließ den Motor an, während Viken in den Wagen stieg.
    »Keine Auffälligkeiten auf den ersten Blick«, bemerkte er.
    Viken entgegnete nichts.
    »Es dürfte jedenfalls kein Problem sein, seine Aussagen zu überprüfen«, fügte Roar hinzu. »Wir sollten mal mit den anderen Mitarbeitern dieser Studenteninitiative und dem Kassierer von Deli de Luca reden.«
    »Wann ist sie verschwunden?«, fragte Viken plötzlich.
    Roar manövrierte den Wagen aus der engen Parklücke. »Der Parkschein belegt, dass ihr Wagen am Donnerstag um 17:04 Uhr in der Welhavens gate abgestellt wurde.«
    »Das betrifft den Wagen, doch wann ist seine Besitzerin verschwunden?«
    Die enge Straße schien in dieser Woche nicht geräumt worden zu sein.
    »Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sie von der Hütte direkt in ihre Praxis gefahren ist«, bemerkte Roar, während er vorsichtig an einem falsch geparkten Taxi vorbeisteuerte. »Wir sollten ihre Kollegen befragen, die im selben Haus arbeiten.«
    Als er in die weitaus breitere Gøteborggata einbog, fügte er hinzu: »Zumindest scheint ihr Lebensgefährte ein lückenloses Alibi zu haben.«
    Viken entgegnete: »Jedes Alibi sieht erst mal unangreifbar aus, jedes. Doch auch wenn jemand zum Tatzeitpunkt nachweislich auf einer Audienz beim König war, heißt das noch lange nicht, dass er mit der Sache nichts zu tun hat.«

5
    Sonntag, 28. Dezember
    W ährend der Elcheintopf auf den Tisch gestellt wurde, ertönte plötzlich der Dreiklang von Jennifers Handy, der den Eingang einer SMS signalisierte. Noch zwei Mal drang das lustige Signal aus ihrer Handtasche, die über der Stuhllehne hing.
    Ivar

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