Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)
Heathens Meinung und wohl auch nach derjenigen der drei führenden Admiräle kein Recht, die Orbitaleinrichtung einfach zu besetzen, wie es das Sternenreich getan hatte.
Nach Belians Auffassung waren die überlebenden wenigen Unteroffiziere und Crewmen der Madagascar wohl auch wegen dieses großen Zugeständnisses vom Adelsrat freigelassen worden. Das war Politik. Das Ringen um jeden Zentimeter, während beide Seiten die größtmöglichen Winkelzüge vollführten.
Nur leider änderte all das nichts, aber wirklich auch gar nichts an den Gräueltaten, die genau hier an diesem Ort bereits verübt worden waren. Und zwar von beiden Kriegsparteien. Es mochten wieder Bürger von Nouvelle Espérance hier sein, aber dennoch war es Belian, als wate er kniehoch durch Blut.
Und dann kam ein Stephen Garther, der seinen psychisch mitgenommenen Bruder vielleicht sogar ausgehorcht hatte, mit dem daher, was Andreas Maitland einem William Heathen und dieser wiederum ebenso im Vertrauen einem Francis Garther erzählt haben mochte. Über drei Ecken kam es so hinterrücks wieder hervor. Die terranische Flotte musste, was Klatsch anging, schlimmer sein als jede Gutsbedienstetenzusammenkunft!
Trotzdem war und blieb es ein Tiefschlag, der auch genauso angedacht gewesen war. Schließlich war der hochwohlgeborene Commander offensichtlich sauer auf Belian und hatte ihm mit dieser Frage zu seinen heiklen, sehr persönlichen Angelegenheiten die gestrige Sache mit dem mangelnden Übersetzungsvertrauen heimzahlen wollen. Vielleicht sogar auch den dadurch erst ausgelösten Streit mit einem Julien Niven und den Tadel eines darüber wütenden Commodore Yon. Stephen Garther war nachtragend und gerissen. Genauso wie Angehörige von Belians ehemaligem Stand, dem der Herzogssohn sich bald wieder zurechnen wollte.
Dafür war er schließlich hergekommen. Auf Initiative der Terranischen Föderation und nach ihrem Willen. Er wollte nach Hause, sie wollten Nouvelle Espérance als neues Mitglied ihres Klubs. Zumindest das Gespräch mit dem Duc d’Auvergne betreffend deckten sich diese Interessen. Nur was taten Yon und seine Vorgesetzten? Sie flogen den Sohn des einheimischen Würdenträgers auf die zurückgegebene Raumstation ein und arrangierten ein Orbitalgespräch!
Es war so typisch, wie eine höhere Figur beim Schach herumgeschoben zu werden, dass Belian wie schon so oft zunächst die Worte gefehlt hatten. Er trug erneut seinen Anzug mit den umgeschlagenen Hosenbeinen. Sanitäter Derijaschenko, dessen Nachtschicht auf der Berlin eigentlich heute Morgen geendet hatte, war irgendwie noch dageblieben und von sich aus so nett gewesen, zu Nadel und Faden zu greifen und wenigstens einige kleine Änderungen vorzunehmen. Das Crewmitglied konnte nähen! Als Mann!
Und Derijaschenko war auch noch so nett gewesen, in weniger als zwei Stunden zwischen der Ankündigung und dem tatsächlichen Aufbruch sein Bestes zu versuchen, um das Aussehen des Jugendlichen wenigstens so passabel wie möglich zu gestalten. Natürlich würde es nicht reichen. Bei Weitem nicht. Belian sah ärmlich aus, und er wusste es. Auch sein ihn sowieso verabscheuender und verachtender ehemaliger Vormund würde es wissen. Mit einem Blick. Genauso wie er die Wunden und das wieder stärkere Hinken erkennen würde - Zeugen von Belians Wertlosigkeit für ihn.
Deshalb hatte der Siebzehnjährige, der hier zwar quasi wieder zu Hause war, eine schreckliche Angst. Die Raumstation war wieder Territorium von Nouvelle Espérance, und viel in ihm schrie danach, wegzulaufen und sich irgendwo in einer Ecke zu verstecken, um ohne terranische Begleitung unbemerkt zurück zum Planeten zu gelangen, aber das war unmöglich.
Stephen Garther sorgte dafür. Der Commander wäre in diesem Punkt vorgestern vielleicht noch einigermaßen großzügig gewesen, aber seit gestern mit Sicherheit nicht mehr. Heute wollte er unter Garantie sogar beim ‚Wiedersehen‘ dabei sein, um Bericht erstatten und vor allem die eigene Neugier befriedigen zu können!
Commander Garther war ein Mann Terras und ließ Belian keinesfalls aus den Augen. Der mit den Offizieren der Madagascar gerettete Einheimische war so etwas wie ein Trumpf in diesem Spiel. Eine Karte, deren echten Wert die Admiräle der Föderation sehen würden, wenn man sie spielte. Eine Geisel. Die Föderierten hatten nicht viel zu verlieren, wenn die Versöhnung zwischen Duc und abgeschriebenem Erstgeborenen scheiterte. Belian hatte dagegen alles zu verlieren. Bei den
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