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Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Titel: Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Finius
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Wand gelaufen, stürmte Belian allein weiter. Er kämpfte mit der Erinnerung und rang sie nieder. Er riss den Kommandierenden der Wachmannschaft von Rosil und dem Bewusstlosen weg, woraufhin der rasende Terraner in seinem Wahn sogar nach Belian schlagen wollte. Das parierte der junge Angegriffene automatisch, ohne nachzudenken.
    Als daraufhin die restlichen Bewaffneten in Belians Richtung vorrückten, fasste Stephen Garther sich endlich wieder. Er gab einen aus einem einzigen Wort bestehenden englischen Befehl, der keinen Widerspruch zuließ. Die Terraner froren regelrecht ein, bis der Commander herangekommen war und sie anfuhr.
    Dafür hatte Belian jedoch keinerlei Augen und Ohren. Ihm waren die Tränen gekommen, und er hätte sich auch fast in die Hose gemacht, als er erkannte, wie viele Leichen von Militärangehörigen aus Alpha Centauri dort lagen. Mindestens zehn, eher sogar fünfzehn. Die meisten davon auf einem unordentlichen Haufen. Hingeworfen wie Müll. Die Toten waren in den Kapseln erstickt, und diejenigen, die sie bergen sollten, sahen nicht viel besser aus.
    Die Offiziere aus Sirius waren auch schlimm zugerichtet und völlig apathisch. Fast so, als begriffen sie gar nicht mehr, was um sie herum vor sich ging. Sie waren ergeben und verhielten sich wie lebende Tote. Innerlich abgestorben. Ihre Augen waren ohne Anteilnahme und ohne Leben. Einer von ihnen war Captain Frede, der einst Belians Vereidigung durch den gleichrangigen Torres aus Alpha Centauri verhindert hatte. Zumindest vermeinte Belian, ihn zu erkennen, obwohl der Mann ihn nicht einmal zu sehen schien. Er war an den Händen gefesselt wie sie alle.
    Ginnes Rosil zeigte gleichfalls kein Interesse an irgendwem außer dem Commander. Er stieß ihn immer wieder an und flehte dabei in gebrochenem Englisch: „Remonel! Remonel… bitte! Remonel…“ Die heiseren, sich monoton wiederholenden und von Schluchzern unterbrochenen zwei Worte konnte einen wahnsinnig machen, aber Belian wollte nicht den Gefangenen dafür zur Rechenschaft ziehen, sondern die Terraner. Er wollte den Leutnant der Wachtruppe schütteln, seinen Kopf gegen die Wand schlagen oder ihn töten. Genauso wie die anderen Täter. Irgendwann wäre er vielleicht auch soweit gewesen, wenn Sirius ihn noch weiter verhört hätte. Ginnes Rosils Verhalten erinnerte ihn an Julien Niven, den Belian auch hatte beschützen wollen. Gleichzeitig war der Leutnant aus Sirius ebenso gebrochen worden wie Niven durch die Folter. Vielleicht war das alles auch der Grund gewesen, weshalb jener Commander die Stimme erhoben hatte.
    ‚Rosils Landsmann hat mich hierauf aufmerksam machen wollen, damit ich vielleicht helfe!’ Jenem Leutnant, der ihm einst geholfen hatte und nun selbst dringend Unterstützung brauchte.
    Sein abgrundtiefes Entsetzen und seinen Fluchtinstinkt angesichts der Konfrontation mit Menschen, die voller Angst den ihm selbst mal zugedachten unschönen Tod gestorben waren, vergessend, kniete er sich hin. Auf den braunverschmierten Boden.
    „Leutnant Rosil. Ich bin es. Etienne Belian. Erinnern Sie sich an mich?“
    Der Offizier des Sternenreiches fuhr zusammen und schrie leise auf, als Belians eine Schulter berührte. Dann warf er sich nieder. Wieder gänzlich auf den Körper des Commanders. Außer Schlägen und Folter kannte er nichts mehr. Nur noch jenen primitiven Schutzinstinkt.
    „Diese Kerle sind Verbrecher, Monsieur Belian. Sie verdienen ihr Los. Wie können Sie nur vergessen, was Ihnen und meinem Bruder Francis passiert ist? Durch ihre Befehle!“, versuchte Stephen Garther ihn auf Terras Seite zu ziehen.
    Mit geballten Fäusten kam Belian erneut auf die Beine. Sein rechter Unterschenkel protestierte vehement gegen das ruckartige Aufstehen.
    „Ach ja? Dieser Mann hat versucht, mir das Leben zu retten! Er ist mit Sicherheit kein Mörder! Er ist Leutnant! Leutnant, hören Sie? Außerdem verdient niemand das hier! Weder jemand aus Sirius noch jemand aus Alpha Centauri!“
    „Ich bedaure, dass Sie es gesehen haben. Verständlicherweise sind Sie traumatisiert und…“
    „Ich weiß genau, wovon ich rede! Leutnant Rosil ist ein guter Mann und unschuldig! Hören Sie auf, Commander! Ihre Nation handelt gerade genau wie der Feind, den sie angeblich bekämpft. Lassen Sie Gnade walten! Das hier sind Menschen, denen Sie Schreckliches antun! Hilflose Gefangene!“
    Die Gesichtszüge des Commanders verzerrten sich zur höhnischen Grimasse. „Gnade? Wo war die Gnade, als Captain Abraham per

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