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Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Titel: Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Finius
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und jemand, der das nicht getan hatte, mochte wohl kaum ihre Sympathie genießen.
    Belians vorherige, an den Captain gerichtete Worte hatten außerdem eine weitere Wahrheit enthalten. Daraus resultierte die vermeintliche Großzügigkeit der Herzöge von Montierre und Tourennes. Die beiden hatten ein Abkommen. Welcher Art es genau war, spielte keine Rolle. Unter Garantie ging es um die Königskrone. Chirac hatte sich während der letzten Wochen und insbesondere heute zum Sprecher des Stellvertreterrates gemacht. Das war eine sehr starke Anwärterposition. Zumindest am heutigen Tag hatte Adrian Gervais’ Vormund auch nichts getan, um diese Anwartschaft des Duc de Montierre anzufechten.
    Wer mochte außerdem noch als Kandidat antreten? Das Haus Noyé de Vernon? Vielleicht. Daneben jedoch niemand mehr, außer jenem Duc, in dessen Rücken die ganze milliardenschwere und doch so kleine Insel Auvergne stand. Das Champagnerimperium, das den Export des Planeten so wesentlich mitbestimmte und jedes Jahr Milliarden in die Kasse der Krone spülte.
    Der Besitzer dieses Herzogtums legte gerade die Staatsrobe ab und schob seine Hemdsärmel hoch. Belians ehemaliger Vormund war die Ruhe in Person. Nur seine Augen funkelten bedrohlich.
    Der junge Kontrahent sog die Luft ein so tief er konnte, ohne sich zu verraten. In ihm kämpfte die Erregung mit der aufziehenden Todesangst. Nun fühlte er sich nicht mehr so heroisch und ertappte sich sogar bei einem verstohlenen Blick in Richtung der Admiräle. Genauer gesagt zu Commodore Yons Stab, obwohl er das wirklich besser unterlassen hätte.
    Der terranische Oberbefehlshaber saß starr und hoch aufgerichtet da. Seine Haltung, sein Gesicht und auch sonst alles an ihm verrieten, wie sehr ihm dieser Verlauf des Hoftages zuwider war. Stephen Garther stellte ein gutes Imitat dieser Haltung dar, während Andreas Maitland einfach nur sehr finster dreinblickte. Zumindest der Commander wünschte Belian kein Glück und mochte auch sauer sein, weil William Heathen es getan hatte. Andererseits stand der Captain damit nicht allein, denn mehrere andere Offiziere in der Schar wirkten so, als gönnten sie dem Herausforderer den Sieg. Oder aber sie waren von Abscheu erfüllt, weil auf einer Mitgliedswelt der Terranischen Föderation solche Sitten herrschten. So genau konnte das niemand ahnen.
    Francis Garthers Gesicht war eine Maske des Horrors, obwohl auch bei ihm klar war, wem die Sympathien gehörten. Es war eine verspätete Wiedergutmachung für die Verleugnung vor vier Wochen, als er dem Folterer Maitland die Stange gehalten und gelogen hatte. Der blonde Leutnant war eben wankelmütig und leicht beeinflussbar. Dem Stabsoffizier fehlte es an jener Charakterstärke, die Belian um jeden Preis beweisen musste.
    Nein, es half wirklich nicht, hier und jetzt an Captain Jeffrey Abrahams Mut im Angesicht seines unmittelbaren Ablebens zu denken. Dabei wurde Belian die eigene Unzulänglichkeit im direkten Vergleich nur allzu stark bewusst.
    „Du solltest auch ablegen.“
    „Brauchst du das Jackett noch, Jean?“, versuchte Belian sich an einem Scherz, weil ihm nur zu gut bewusst war, aus wessen Beständen seine gut gearbeitete, feine Kleidung stammte.
    „Das ist nicht witzig, Etienne. Du musst die Hände freihaben und darfst nicht durch die Ärmel behindert werden.“
    Ein überflüssiger Hinweis aus dem Mund des zweitältesten Sohnes eines Grafen, dessen Fechtlehrer mit Sicherheit niemals so gut gewesen war wie Belians. Und doch war der Ankläger seinem Freund dafür aufrichtig dankbar. Das Geplänkel half ihm, sich mental von den Terranern zu lösen und die notwendigen Handlungen vorzunehmen. Auch er entledigte sich seines Jacketts und beugte sich sogar hinab, um den Untergrund auf seine Rutschfestigkeit zu überprüfen, wie er es vor langer Zeit einmal gelernt hatte.
    Unweigerlich kam ihm dabei der Gedanke, dass er heute nur ein Außenstehender war. Früher hatte er sich nach seiner Heiratsfähigkeit und den Hoftagen in Dunoise verzehrt, während er dem heutigen nur als Außenseiter beiwohnte. Er war hier und stand jetzt sogar im Mittelpunkt, aber es gab keine Prinzessin mehr, deren Hand er durch Tapferkeit erringen konnte, wie er früher immer kindisch geträumt hatte. Es gab ja nicht einmal mehr einen König. Dafür hatten Alpha Centauri und Sirius gesorgt.
    Er mochte hier auf Nouvelle Espérance zur Welt gekommen sein, aber der Duc de Montierre hatte Belian gegenüber den beiden ausländischen Admirälen

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