Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)
vierten Reihe von unten saß. In Jean Prévôts Händen lag die Waffenscheide.
„Ich protestiere!“ Belians ehemaliger Vormund brüllte es heraus. „Das ist gegen geltendes Recht und gegen die gesellschaftlichen Konventionen! Ich sehe mich als Opfer einer Intrige! Dieser minderjährige Bürger hat keineswegs das Recht, mich, einen Duc, zum Duell aufzufordern!“
Diese Deklassierung gab Belian die Kraft, sich endgültig aus Aubergs Griff zu lösen und durch die Reihe zum Rand zu drängen. Nicht einmal die Medienleute machten ihm noch etwas aus. Sollte doch jeder Einwohner dieses Planeten sehen, was vor sich ging. Welcher Verbrecher Belians ehemaliger Vormund doch war!
„Euer Ehren, ich fordere Euch im Namen meiner von Euch ermordeten dreizehnjährigen Schwester Louise, die sich Euch widersetzte, als Ihr mich an Paul Belians statt an das Sternenreich ausgeliefert habt!“ Laut gellte seine Anschuldigung über die Köpfe der ausländischen Militärangehörigen hinweg. Bis zum Herzog.
„Das ist eine Lüge! Ich weigere mich, dem Willen eines Bürgers, der absurde Anschuldigungen gegen meine Person vorbringt, stattzugeben!“ Blanker Hass sprach aus den Zügen und dem Schrei.
Commodore Yon hatte wütend das Wort ergreifen wollen, aber sein Vorgesetzter Moores kam ihm zuvor und wandte sich in ihrer Muttersprache an Chirac.
Der Duc de Montierre ließ sich jedoch von den Ausländern nicht beirren und wiederholte seine Antwort noch einmal auf Französisch, nachdem er sie zunächst auf Englisch gegeben hatte.
„Messieurs, Sie haben selbst festgestellt, dass die Terranische Föderation die inneren Angelegenheiten ihrer Mitglieder genauso wie deren eigene Rechtsprechung respektiert. Das hier ist eine innere Angelegenheit, und die entsprechenden Gesetze sind über vierhundert Jahre alt. Ein Duell ist eine legitime Art, Streitigkeiten innerhalb und zwischen den großen Familien zu klären. Dabei sind strenge Regeln zu beachten, die in diesem Fall Anwendung finden.“
Der Vorsitzende des Stellvertreterrates duldete den Widerspruch der Gäste genauso wenig wie den des Standesgenossen.
„Verehrter Duc d’Auvergne, Euer Erstgeborener wird am heutigen Tag heiratsfähig. Ihr habt ihn wieder als Euren Erben eingesetzt, als der Feind unseren Himmel beherrschte, und deshalb mögt Ihr es auch jetzt tun. Es ist erwiesen, dass Eure älteste Tochter spurlos verschwunden ist. Ebenso habt Ihr sie einmal in einem Orbitalgespräch nicht mehr als Euer Kind bezeichnet. Daher ist legitim, dass ihr Anspruch durch Euren Erstgeborenen auf diesem Hoftag vertreten wird. Gott möge sein Urteil fällen und Monsieur Belians schwere Anschuldigung bekräftigen oder widerlegen.“
Endlich hatte der Achtzehnjährige den Fuß der Stufen erreicht, wo Prévôt auf ihn wartete. Überraschenderweise war sein Freund nervöser als er selbst, denn Belian war jetzt ruhig. Er musste es auch sein, denn ansonsten würde er sein Ziel nicht verwirklichen können.
Ihr Gruß bestand aus einem unzeremoniellen, kurzen Händedruck, bevor der Sohn des Comte de Lille nach hinten sah. „Was ist mit ihnen?“
Gemeint waren Auberg und die beiden Unteroffiziere der Berlin, die ihren Auftrag dahin gehend uminterpretiert hatten, dass sie dem jungen Ankläger gefolgt waren .
„Vergiss sie. Sie sind nicht wichtig.“ Belian zwang sich zu einem Lächeln. „Schön, dich wiederzusehen, Jean. Ich danke dir auch, dass du mir sekundierst.“
Erneut berührte sein nervöser Helfer Belians Hand. „Ehrensache, Etienne. Du wirst es schaffen.“
Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um auszusagen, dass er gleichfalls mit seinem Leben abgeschlossen hatte. Belian würde hoffentlich schaffen, Louise zu rächen, aber er machte sich keine Illusionen. Sein Hinken hatte zwar dank des vierwöchigen erbarmungslosen Trainings in seinem Krankenzimmer wieder beinahe gänzlich aufgehört, aber er war nicht einmal annähernd in körperlicher Bestform. Der Duc hatte in seinem Leben schon vier Duelle ausgefochten, davon zwei gegen entfernte Verwandte, die Anspruch auf die Auvergne erhoben hatten. Diese Erfahrung fehlte Belian völlig. Genauso wie der Überlebenswille. Ihm war schließlich nur allzu klar, dass er hier in seiner Heimat keine Zukunft mehr hatte. Auf die terranische, die ihm angeblich offen stand, legte er wiederum überhaupt keinen Wert.
Commodore Yons Gezeter machte schließlich nur allzu klar, welcher Art diese Zukunft sein mochte. Der terranische Oberbefehlshaber wollte
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