Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)
herauszufinden. Sobald es Mann gegen Mann ging und jeder von ihnen Druck gegen den anderen ausüben wollte, begann Belians rechte Kampfhand verräterisch zu zittern. Er verfügte nicht mehr über die notwendigen Oberarmmuskeln und musste die Konfrontation auch diesmal wieder abbrechen. Neuerlich hieß es, zurückzuweichen, und er konnte nur froh sein, dass Chirac die lästigen Terraner weggeschickt hatte.
Schon jetzt nach weniger als fünf Hieben stand der Triumph in den Augen des Ducs.
So einfach gab Belian sich jedoch nicht geschlagen. Wer seine Schwäche kannte, der war auch besser dazu in der Lage, mit ihr umzugehen.
Lange konnte er dieses Spiel nicht mitmachen, denn irgendwann würde er ermüden. Es war zweifellos das Ziel seines Todfeindes, ihn genau dahin zu treiben und dann den finalen Stoß anzubringen.
‚Nicht mit mir!’
Er wich zwar erneut aus, deutete dabei jedoch eine neuerliche Drehung an und stieß zu.
Wieder schlug Metall hart auf Metall. Der Herzog war gleichfalls schneller gewesen als erwartet. Er war noch in seinen Vierzigern und durchaus sehr reaktionsfähig. Selbst in der Parade.
Belians Klinge wurde nach oben abgelenkt, und das Loch in seiner Verteidigung war da.
Das Familienerbstück ritzte nur seine Seite auf, weil sich das Reaktionstraining bemerkbar machte. Wenigstens diesen Aspekt hatte er ausreichend beachtet und war daher in der Lage gewesen, das Unheil kommen zu sehen und gerade noch auszuweichen.
Die erschrockene Reaktion des Publikums und vereinzelte Schreie verkündeten das Entsetzen der Ausländer. Auch hinter Belian hatte jemand um ein Haar die Beherrschung verloren. Das erste Blut floss, und jetzt war allen unmissverständlich klar, dass es sich um kein Schauspiel handelte. Nur einer der beiden Kämpfenden würde lebend vom Platz gehen. So war es zumindest meistens. Manchmal starben auch alle beide. Heute würde es hoffentlich so sein.
Das neuerliche Kreuzen der Degen entsprach schon fast der Routine. Belian ignorierte die verräterische Wärme an seiner Taille genauso wie die Schmerzen. Sie waren nicht allzu schlimm. Nur das Hemd war zerrissen, und die Spitze der Waffe hatte die Haut gestreift. Dafür allerdings auf einer Länge von mehreren Zentimetern.
Genauso bekannt war ihm mittlerweile der Ausfallschritt nach hinten. Diesmal drang der Duc jedoch erneut auf ihn ein und wandte eine Serie von Attacken an, die Belian ins Schwitzen brachte.
Das Duell entwickelte sich zum Desaster. Er hatte es sich anders vorgestellt und war dabei im Grunde komplett verblendet gewesen.
‚Was habe ich nur erwartet? Ich wusste, er ist besser als ich…’
Wieder so eine Abfolge von Stößen. Glücklicherweise hielt die Waffe stand. Wenn der Degen zerbrochen wäre, hätte dies eindeutig Belians sofortiges Ende bedeutet. Das Stück war jedoch von guter Qualität, was man leider von dem jungen Kämpfer nicht behaupten konnte. Nicht mehr.
‚… aber nur weil ich einen Adrian Gervais hätte schlagen können, bin ich dennoch kein As!’
Er konnte sich nur wehren sowie ab und zu mal einen Vorstoß unternehmen. Sein Atem klang mittlerweile abgehackt und keuchend, während der Duc nur einen ganz leichten Schweißfilm auf der Stirn hatte. Ansonsten hätte sein ehemaliger Vormund auch in der Bibliothek sitzen und einen Brief schreiben oder ein Buch lesen können.
Parade, Ausweichen, Rückzug… Angriff. Es wurde eine immer gleiche Abfolge, und sie führte dazu, dass der verstärkt an Louise denkende Etienne Belian beinahe der Routine zum Opfer fiel.
Alle Lehrsätze der Fechttrainer waren in der Realität schwer zu behalten, wenn man zum ersten Mal überhaupt um sein Leben kämpfte und noch dazu gegen die eigene lähmende Erschöpfung und einen übermächtigen, stärkeren Gegner focht.
‚Lass dich niemals täuschen!’
Belian hatte es jedoch getan, und diesmal ging der Stich tief. Es war die linke Schulter, weil er sich geduckt hatte, als der Degen seines Vormunds geradewegs auf sein Herz zielte. Dieses Mal hatte der ältere erfahrenere Kämpfer seinen Vorteil ausgenutzt und gleich nachgesetzt, anstatt wie all die Male vorher zuzulassen, dass Belian nach hinten auswich.
Der Herausforderer hörte sich selbst schreien, weil er niemals gedacht hätte, dass es so wehtun würde. Auf eine Weise, die noch grausamer war als die Prügel der Folterer aus Sirius.
Erneut warf er sich nach hinten, und es wurde ihm erleichtert, weil sein ehemaliger Vormund natürlich die Klinge wieder freihaben
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