Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)
äußerst kurzer Beratung ins Gutshaus, aber dabei blieb es nicht. Der Duc glaubte nicht, was er hörte. Außer Jaskos und Garthers Aussagen waren in den zusätzlichen Einzelverhören jedoch auch die Äußerungen aller anderen Männer noch mehr oder weniger hilfreich.
So war die Haft eines Julien Niven beispielsweise aufgrund seines ‚französischen’ Geburtsortes auf Terra anfangs leichter gewesen als die der anderen Offiziere, bis der Leutnant energisch gegen die Vorzugsbehandlung protestiert hatte. Selbstverständlich hatte der Gefangene bis dahin regelmäßig unter Bewachung die Sonntagsmesse in einer Kirche von Dunoise besucht. Viel verstanden hatte er nicht, aber er hatte gleichfalls jedes Mal das Kreuz geküsst. Daher kannte er diese eine französische Vokabel und konnte sie nennen.
Abraham, Heathen und Maitland hatten ihrerseits während der Verhöre und bei anderen ‚Gelegenheiten’ verschiedene Verständniskompetenzen erworben. Sie legten ihr dürftiges Wissen genau wie die anderen drei Kollegen völlig offen, was sie im Gefängnis niemals getan hätten. Natürlich war die Situation ihnen allen unangenehm. Sie trieb Garther und Niven, die früher immer am meisten darunter gelitten hatten, auch diesmal den Angstschweiß auf die Stirn, aber alle Terraner sagten aus. Was zunächst nach Absprache und Verschwörung aussah, wurde gerade wegen der sich ergänzenden Bruchstücke schließlich zur Gewissheit. Weder Belian noch die Gefangenen hatten sich das Ganze ausgedacht.
Anstatt seinen zurückgesetzten Erstgeborenen wegen seiner Verweigerung und des sich darin manifestierenden Verstoßes gegen eines der Zehn Gebote trotz seiner siebzehn Jahre windelweich zu prügeln, nahm der Duc stattdessen den neunjährigen Paul. Der Kleine musste auf die harte Tour lernen, dass das Privileg, der Erbe zu sein, auch gravierende Nachteile haben konnte, wenn man sich danebenbenahm. Blasphemie wog noch schwerer als ein Verstoß gegen die in der Bibel festgeschriebene Ehrung von Vater und Mutter.
Anschließend war in Belians Fall vorerst nie wieder die Rede von Pflichten gegenüber der Familie. Nicht einmal mehr während des einmonatigen Zimmerarrests, den er sich verbissen mit dem Selbststudium seiner Lehrwerke vertrieb. Er wollte seine Ausbildung auf der Anstalt abschließen, und er durfte die Zeit nicht verlieren.
Es war hart, und er verlor trotz aller Bemühungen viel, weil manche Dinge sich eben nicht von selbst erschlossen, sondern einer Erklärung bedurften. Er umging es so gut er konnte, indem er in anderen leichteren Fächern eben vorarbeitete und mit dem Rest wartete. Alles hatte seinen Preis, aber gerade in Mathematik, Physik und vielleicht sogar in Chemie wusste er genau, wer ihm künftig helfen würde.
Die Terraner winkten ihm manchmal vom Hof aus zu, wenn sie von einem Ort zum nächsten geschickt wurden. Ihnen verdankte er viel, aber sie hatten es nicht aus uneigennützigen Motiven getan. Ein Kristian Jasko vielleicht, aber keiner der anderen. Das war während der Befragungen in der Bibliothek, die Belian alle live miterlebt hatte, klar geworden. Garther hatte fast die Nerven verloren, während Niven geheult und lediglich gestammelt hatte.
Der junge Erbe Paul hatte sich erneut keineswegs gut in Szene gesetzt, als er insbesondere den verängstigten und dadurch verletzbaren Invaliden Niven wegen dessen Standeslosigkeit ausgelacht und grob beschimpft hatte.
Die Terraner hatten sich alldem jedoch nicht grundlos ausgesetzt. Sie setzten auf Belian. Er war der Freund ihres Landsmannes Jasko. Er war daher vertrauenswürdig, und aus Vertrauen erwuchs wiederum eine Pflicht.
Der Zusammenhang wurde dem in der Schwebe hängenden ältesten Sohn des Ducs nur allzu deutlich klar, als er eines Abends aus der Ferne beobachtete, wie Maitland neben seinem besten Freund herging. Jasko thronte wiederum auf der willigen Flore, die von Niven langsam im Kreis herumgeführt wurde. Garther saß auf dem Rand eines Blumentrogs und schaute zu, während Heathen und Abraham sich unterhielten und ihn gelegentlich einbezogen. Es war ein friedliches Bild, zu dem Belian am Frühstückstisch die Erlaubnis gegeben hatte. Das wiederum war den Terranern übermittelt worden, die sein Pferd für die Fortsetzung von Jaskos Tiertherapie brauchten. Verständlicherweise hofften auch sie auf eine weitergehende Besserung der Rückenmarksverletzung und arbeiteten daran, so gut sie konnten. Sie standen füreinander ein, und sie hatten gemeinschaftlich
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