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Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Titel: Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Finius
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mehr getrunken, nachdem Ginnes Rosil ihn aufgesucht hatte. Es war ihm weise erschienen, damit er sich selbst nicht mehr entehrte als unbedingt nötig.
    Was den Rest anging, beherrschte er sich. Ganz im Gegensatz zu seinem Leidensgenossen.
    In ihrer Lage war Belian jedoch jenseits allen Mitleids, so falsch das auch sein mochte. Er verwünschte Garther, schlug mit den hinten gefesselten Händen oder trat gegebenenfalls auch zurück, wenn der stinkende Kerl, der sie einfach nicht mehr alle hatte, ihm zu nahe kam und ihn bei seinen Panikanfällen noch mehr zu verletzen drohte.
    Julien Niven wäre ganz anders gewesen. Ihm hätte Belian helfen wollen und können. So hätte er unter Garantie auch selbst ein klein wenig Trost finden können, und zusammen hätten sie eine Lageverbesserung erreicht. Von Garther kam rein gar nichts. Höchstens zusätzliche Gefahr, als ob die Situation nicht schon schlimm genug gewesen wäre.
    Einem Mann, der nicht mehr ganz bei Trost war und auf Annäherung aus Furcht teils sogar mit Gewalt reagierte, den Knebel losbinden und herausnehmen zu wollen, war beinahe Selbstmord. Umgekehrt konnte Belian wegen seiner eigenen Sprachbehinderung auch keine gute Zurede oder Bitte herausbringen. Eine vertrackte Situation, in der jeder von ihnen auf sich gestellt blieb. Garantiert hätte Garther sowieso nicht zugehört. Nicht mehr zuhören können.
    Gerade jetzt hatte der Leutnant, dessen heisere Stimme längst gar nicht mehr existent war, wieder einen Anfall. Nur ganz andeutungsweise, fiepende Laute und das übliche Bollern der gegen die Wände schlagenden Metallfesseln verrieten es, obwohl längst kaum noch Kraft im Zappeln des in der Dunkelheit unvorhersehbar herumtreibenden Offiziers lag. Der zermürbte Belian zwang sich zum Ausweichen, soweit er es vermochte, sprich so gut wie gar nicht. Wieder kollidierten sie.
    Einmal… nochmals… und dann war es wieder gut.
    Jetzt heulte Garther nur noch. Wenn er das tat, wurde er wenigstens nicht wild.
    Das gestattete dem anderen Todeskandidaten, dank der körperlichen Erschöpfung wieder ins selige Nirwana seines Geistes zu entfliehen.
    Der nächste Anfall seines zur Plage gewordenen Leidensgenossen kam, und er war neu.
    Hektische, gequälte Laute und ein Kampf in einer Heftigkeit, die alles seit Langem Dagewesene in den Schatten stellte. Ein Todeskampf.
    ‚Das ist das Ende! Jetzt ersticken wir!’
    Als der sich windende Garther in Belians Nähe trieb und auf ihn eindrang, hörte der Jugendliche es jedoch: Es war kein Ersticken aus allgemeinem Sauerstoffmangel, sondern aus speziellem. Der Leutnant rang panisch durch die Nase nach Luft und versuchte, zu husten.
    ‚Er stirbt am Knebel!’ Das hatte Belian früher auch befürchten müssen, aber die sichere Gewissheit, dass er keine Hilfe zu erwarten hatte, war das einzige wirksame Mittel gegen die Übelkeit in der Schwerelosigkeit gewesen.
    ‚Soll er doch, dann ist endlich Ruhe!’
    Noch während er das dachte, regte sich doch sein Gewissen. Das wäre Mord! Begangen von ihm! Er konnte und musste Hilfestellung leisten, unabhängig davon, ob er den blonden Terraner mochte oder nicht. Die Menschlichkeit gebot es, denn Belian legte Wert darauf, ein Mensch zu sein. Ganz im Gegensatz zu denen, die solche Unmenschen gewesen waren. Terras Feinde waren Tiere, obwohl das für jedes friedliebende, geistlose Geschöpf im Grunde eine Beleidigung war.
    ‚Ich habe eh nichts mehr vor und vielleicht sterbe ich jetzt wenigstens schneller!’
    Er versuchte abzuschätzen, wo Garther war, drehte sich und stieß sich irgendwo an einer der Wände ab.
    Wieder prallten er und der Leutnant zusammen. Belian stöhnte in den widerwärtigen Stoffballen in seinem Mund. Vielleicht würde Garther gleich begreifen, dass eine Erwiderung des Gefallens erwünscht und ganz einfach nett wäre.
    Pang
    Belians Schläfe. Der Helfer hatte noch Luft zum gedämpften Aufschrei, obwohl kaum Kraft in dem Schlag oder Tritt gelegen hatte.
    Sie drifteten auseinander, und Belian musste erneut warten.
    ‚Du dummer Kerl! Merk doch, dass ich dir das Leben retten will!’
    Die Fragen, wie zur Hölle er Garther gefesselt und ohne etwas zu sehen auf den Rücken schlagen oder ihm im Fall einer Ohnmacht gar den Mund ausräumen und ihn beatmen sollte, wollte er sich lieber nicht stellen.
    Manche Probleme ging man besser erst an, falls sie eintraten. Zunächst war sowieso der Knebel wichtig.
    Diesmal schaffte er es, in der Nähe des immer noch erbärmlich japsenden und

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