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Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Titel: Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Finius
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Lage geriet!
    Zuerst Abrahams grausige Ermordung, die hiermit verglichen wirklich noch fast barmherzig gewesen war, und dann die Rekonstruktion von Grenne. Vier Männer aus Sirius waren in zwei Rettungskapseln erstickt. Sie hatten stundenlang gebangt, gehofft und nicht gewusst, was draußen vor sich ging. Auch in ihren Rettungsgeräten hatte vollkommene Isolation von der Außenwelt geherrscht, während die Terraner von der Madagascar nach dem Mord an drei weiteren Feinden die beiden Signale ignoriert hatten. Bis es vorbei gewesen war. Vielleicht hatten die damals Gestorbenen geglaubt, dass niemand mehr übrig wäre. Kein Schiff der sich selbst bis fast zum Allerletzten zerfleischenden Flotte. Auf jeden Fall hatten sie irgendwann auch gewusst, dass es hoffnungslos war. Dass sie sterben würden. Und sie hatten darauf warten müssen.
    Dem Gefühl nach endlos lange, wenn man selbst in derselben Lage war wie jene Gegner der Terraner in Grenne. Belian hatte erneut den perfiden Wunsch, endlich vom Tod erlöst zu werden, während er doch im Grunde leben und gerettet werden wollte! Er hatte immer noch eine Scheißangst vor dem Moment, der sehr bald kommen musste: dem Beginn des schleichenden Todes.
    Der Gedanke an die blutverschmierte Schleuse war plötzlich beinahe attraktiv. Sehr oft hatte er sich genau dahin zurückgewünscht. Eine richtige Hinrichtung anstelle des Anscheins. Seine erste Erleichterung aufgrund der angeblichen Begnadigung erschien ihm jetzt wie der blanke Hohn.
    Er flüchtete sich neuerlich in die Lethargie, bis er wieder irgendwo anstieß. Am Boden, der Decke oder einer der Seiten. Er hatte ganz schnell gelernt, sich in der undurchdringlichen Finsternis bloß nicht rasch zu bewegen oder irgendwo mit den noch immer hinter den Rücken geketteten Händen oder den gefesselten Füßen abzustoßen.
    Damit katapultierte man sich nur durch die Gegend, und der Aufprall an der nächsten Wand kam garantiert. Er war nur umso schmerzhafter, je mehr Energie in der Bewegung lag. Ohne eine elementare Freiheit der Glieder konnte man sich nicht abstützen. Zumindest in dieser Hinsicht hatten es die Männer aus Sirius ganz klar besser gehabt. Die Krämpfe, die verspannten Schultern und die aus der Hilflosigkeit resultierenden Auswirkungen von Kollisionen und anderen Dingen waren ihnen erspart geblieben, ganz gleich wie schwer verletzt sie gewesen sein mochten.
    Der Medikus von der Europe musste bei Julien Nivens Armamputation damals ein Wunder vollbracht haben. Die terranische Kapsel war in Grenne voller gewesen. Vier Männer auf demselben begrenzten Raum wie hier, aber wohl mit Licht. Womöglich hatten Rettungskapseln eine standardmäßige Notausrüstung. Taschenlampen, ein Erste Hilfe-Set oder was auch immer. Falls dem hier mal so gewesen war, hatten die erbarmungslosen Feinde die Sachen jedenfalls entfernt.
    Dunkelheit, Kälte, schlimme Schmerzen, höllischer Durst und Terror. Klaustrophobie. Die Gewissheit, bald den erbärmlichen Erstickungstod zu erleiden. Das war Etienne Belians und Francis Garthers Los.
    Auch noch mit einem Mann eingesperrt zu sein, der ihm nichts bedeutete und den er sogar hassen gelernt hatte, war noch schlimmer. Sicherlich hatte Captain Torres dem jungen Eidesverweigerer diesen kleinen Gefallen getan.
    Der terranische Leutnant war wahnsinnig. Er hatte getobt wie ein Berserker. Lange nachdem Belian entkräftet und demoralisiert resigniert hatte, weil der Jüngere von ihnen einfach außerstande gewesen war, stundenlang ununterbrochen so viel Adrenalin zu produzieren, war der Terraner immer noch irre vor Angst.
    Garther war derjenige gewesen, der dem in der Schwerelosigkeit anfangs wieder unter starker Übelkeit leidenden und deshalb fast erstickenden Belian mehrfach ziemlich wehgetan hatte. Auf beengtem Raum war kein Platz für Amokläufer.
    Alles, was der matte Siebzehnjährige während der meisten Zeit noch wollte, war schnell und in Ruhe sterben. Ohne noch mehr Schmerzen. Ohne ständig gestört zu werden, wenn er es endlich wieder einmal geschafft hatte, die eigene Angst niederzuringen und wegzudämmern, um das unerträgliche Diesseits wenigstens periodenweise nicht mehr ertragen zu müssen.
    Garther konnte das nicht. Der Offizier hatte sich nicht nur auf der Raumstation oder in der Kapsel in die Hose gepinkelt, sondern wegen seiner Angst irgendwann auch sein anderes Geschäft darin verrichtet. Das verpestete die immer schlechter werdende Luft noch zusätzlich.
    Belian hatte letzte Nacht nichts

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