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Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Titel: Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Finius
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blonden Schopf hervorlugenden, von Krähenfüßen umrandeten Augen des altgedienten Militärangehörigen waren voller Trauer und Mitleid.
    ‚Die Braunen sind die Guten!’ Belian wusste es einfach, ohne zu ahnen, woher.
    Als er sich entspannte, ließ der zweite Mann die vorsichtig niedergedrückten Arme los.
    Auch er war von derselben Nation, aber der weite, aufgebauschte Kittel über der braunen Uniform war weiß. Ein Medikus.
    Jetzt weinte Belian erst recht. Sie waren gekommen, um ihn zu retten!
    Als die Männer einen hilflosen Blick tauschten, begann der Blonde wieder zu reden. Diese Person erinnerte Belian an irgendwen und irgendetwas, aber er war zu müde und zu glücklich, um darüber nachzudenken. Deshalb bemerkte er auch die Spritze nicht, die in den Schlauch der bereits in seinem Arm befindlichen Kanüle injiziert wurde. Genauso wenig wie er um seine Nacktheit unter der das Licht reflektierenden Rettungsdecke wusste.
    Seine in unaussprechlichem Zustand befindliche, mit Jeffrey Abrahams Überresten und der Gallenflüssigkeit des zuletzt bei ihm befindlichen Leidensgefährten besudelte Gefangenenkluft war zurück in die Kapsel gelegt worden. Diese wiederum hatte durch die Schleuse des großen Shuttles bereits den Rückweg nach draußen angetreten, wo einer der Eskortjägerpiloten voller namenloser Wut damit Zielschießen veranstaltete und sie mit einer Rakete in Stücke blies. Natürlich hatte er den Funkspruch des ebenso zornigen und noch dazu völlig fassungslosen Kollegen aus der unbewaffneten Transportmaschine gehört.
    Davon wusste Belian jedoch nichts. Er genoss nur in vollen Zügen, dass man einmal nicht grausam zu ihm war und sich stattdessen um ihn sorgte. Vor allem aber auch, dass ihm momentan nichts wehtat.
    Als der in unverständlichen Sätzen ganz behutsam weiter mit ihm redende Betreuer kurz wegschwebte, erhaschte der Befreite einen flüchtigen Blick auf eine Szene in seiner Nähe. Ein in eine braune Jacke und eine halb verrutschte Isolierdecke gehüllter blonder Mann mit einem schrecklich blutverschmierten Gesicht hing halb in den Armen eines anderen, der nur in einem kurzärmeligen weißen T-Shirt neben ihm angeschnallt dasaß und etwas dunklere Haare hatte. Sie umklammerten einander, und der ganz offensichtlich Verletzte weinte dabei hemmungslos.
    Das Bewusstsein, dass irgendetwas, das ihm früher einmal Sorge bereitet hatte, in Ordnung war, begleitete Belian in den Schlaf, als seine Augenlider zufielen. Die ihn überkommende und mit hinwegtragende Welle der Müdigkeit siegte auf ganzer Linie.
     
     
     

 
     
Kapitel VI
     
    Schon das Aufwachen bescherte ihm ein vages, nicht näher zu definierendes Unbehagen. Er kam sich vor wie jemand, der in der vergangenen Nacht einen Alptraum gehabt hatte, ohne einen greifbaren Anhaltspunkt zu dessen Inhalt zu haben. Es war wie ein fieser Nachgeschmack auf der Zunge. Etwas, das einem keine Ruhe ließ.
    Als er sich unruhig rühren wollte, weil ihm noch immer eine tiefe Müdigkeit in den Knochen steckte und ihn dazu aufrief, weiter zu schlafen, mahnte jemand bedächtig:
    „Vorsichtig. Lassen Sie es langsam angehen, Monsieur.“
    „Waaa…“ Belian fuhr erschrocken im Bett hoch. Was machte ein Fremder in seinem Zimmer? Wie war er ins Gutshaus gekommen? Was wollte der Kerl? Wie lange war er schon da?
    Während er die Fragen kaum schnell genug denken konnte und sich eindeutig bedroht fühlte, brach die nicht zu leugnende Erkenntnis über ihn herein, dass dies nicht Gut Auvergne war. Nur was dann? Wo befand er sich und was machte er hier?
    „Entschuldigung. Ich wollte Sie nicht erschrecken.“ Der braunhaarige Mann von Anfang dreißig hatte eine markante Nase und weckte in Belian den Drang, sich an ihn zu erinnern. Sie waren sich womöglich schon einmal begegnet, das fühlte er. Nur wann?
    Langsam bereitete sein Gedächtnisschwund ihm Sorge.
    „Bitte bewegen Sie sich vorsichtig. Sie sind verletzt und stehen noch unter dem Resteinfluss eines Schlafmittels. Die Wirkung wird gleich vergehen, aber bis dahin sollten Sie einfach ganz ruhig liegen bleiben und abwarten. Lassen Sie mich reden, ja? Deswegen bin ich hergekommen, obwohl ich leider nicht speziell für den Umgang mit Leuten wie Ihnen geschult bin…“
    „Was soll denn das bitte heißen?“ Er nuschelte und hatte das Gefühl, mit seinem Gebiss sei etwas nicht in Ordnung.
    Sein zum Gesicht geführter Arm steckte in einem halblangen Ärmel eines weißen Krankenhemdes. Das hier war wirklich eine

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