Die neue Lust am Essen: Vom Laster Nikotin und Fastlife zu Lebensgenuss und Slow Food (German Edition)

vor allem mit einem frischen Duft! Als ich die Schule betrat, hallte mir immer noch meine Stimme im Ohr: Du schaffst das!

Im Bann der Schlagzeilen
    Nach Unterrichtsschluss machte ich mich auf die Suche nach Information, denn erstens wollte ich wissen, was jetzt auf mich zukam, und zweitens musste ich mich gegen einen eventuellen Rückfall bestmöglich wappnen. Die Reaktionen meiner Kollegen hatten mich nicht wirklich weitergebracht, denn die Nichtraucher lobten zwar mein Vorhaben, aber die Raucher meinten ziemlich unisono: „Das schaffst du nie!“ Daher musste ich mich rüsten.
    In der Apotheke überreichte man mir einige bunte Heftchen sowie jede Menge Werbung für Nikotinersatztherapien, die mich aber nach der Erfahrung mit dem grässlich-ätzenden Kaugummi seinerzeit, auf dem Flug nach New York, nur mäßig begeistern konnten.
    In der Buchhandlung quollen die Regale der Ratgeber-Literatur derart über, dass ich das Studium der angesagtesten Trends in Sachen Nikotinverzicht aus akutem Zeitmangel auf ein andermal verschieben musste und vorerst bloß alle Zeitschriften erstand, die irgendwie danach aussahen, als hätten sie in Sachen Gesundheit ein Wörtchen mitzureden und könnten mich daher in mein neues Leben begleiten.
    Die berühmteste aller Internet-Suchmaschinen lieferte auf meine besorgte Anfrage „Raucherentwöhnung?“ übrigens 1,11 Millionen Treffer! Das war mir nun wirklich eine Nummer zu groß. Mindestens. Dann vielleicht doch lieber Zeitung lesen. Ich machte es mir auf der Couch bequem und ließ den Blätterwald rauschen …
    Raucherschäden (Traurig, aber wahr)
    Fort mit der Zigarette (Schon passiert)
    Die Psyche raucht mit (Wie geht das?)
    Jetzt ist Schluss! (Sagte ich doch schon)
    So schaffen Sie es! (Hoffentlich!)
    Hypnose gegen Nikotinsucht (Interessant)
    Mit Ausdauer zum Erfolg (Nichts Neues)
    Rauchen raubt den Atem (Ich weiß)
    Blauer Dunst ade (Wie oft denn noch?)
    Die letzte Zigarette (12. November 2003, 15 Uhr 30)
    Rauchen killt das Herz (Oh Gott!)
    Wie Sie die Sucht besiegen (Das will ich aber genau wissen)
    Rauchen macht hässlich (Sagte schon meine Mutter)
    Gelbe Zähne, schwarze Lunge (Hilfe!)
    Rauchen schafft Frust im Bett (Nicht auch das noch! Nein!)
    Also mehr Horrormeldungen verkrafte ich jetzt wirklich nicht. Echt nicht.

1000 Gründe aufzuhören
    In den nächsten Tagen durchforstete ich einschlägige Literatur und nahm mir auch die Broschüren aus der Apotheke noch einmal vor. Mein anfangs eher sachliches Interesse am Thema wandelte sich bald in blankes Entsetzen, denn von überallher trafen mich Hiobsbotschaften. Was ich eigentlich längst wusste, aber lange verdrängt hatte, war so drastisch dargestellt, dass am Wahrheitsgehalt all dieser Aussagen nicht der geringste Zweifel bestand.
    So klingt es, wenn Ärzte und andere Kenner der Materie versuchen, Aufklärungsarbeit zu leisten:
Rauchen macht hässlich!
    Die Haut von Rauchern altert frühzeitig, bekommt rascher tiefe Falten, wird schlechter durchblutet als die von Nichtrauchern und daher bald schlaff, fahl und großporig.
Rauchen macht impotent!
    Das Nervengift Nikotin regt zwar anfangs die Zelltätigkeit an, wirkt aber bald lähmend, was vor allem die hochsensiblen Nervenzellen des männlichen Genitalbereichs zu spüren bekommen. Erektionsstörungen und Impotenz treten bei Rauchern signifikant häufiger auf als bei Nichtrauchern.
Rauchen macht krank!
    Raucher riskieren schon in frühen Jahren massive Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Lungenleiden, die die Lebensqualität stark einschränken können, und sie haben in allen Bereichen ein vielfach erhöhtes Risiko, an Krebs zu erkranken.
Rauchen schädigt das Ungeborene!
    Raucherinnen bringen kleinere und schwächere Kinder zur Welt. Das gilt besonders für ältere Mütter mit langer Raucherkarriere.
Rauchen verkürzt das Leben!
    Ein durchschnittlicher Raucher verschenkt durch sein Laster 12 Jahre seines Lebens.
    Und für all jene, die noch immer nicht restlos überzeugt sind, schließlich noch ein rein materialistisches Argument:
Rauchen ist teuer!
    Ein starker Raucher verpafft jährlich den Gegenwert einer Luxusreise.

So kann’s gelingen
    Als ich meine letzte Zigarette ausdämpfte, war in mir nichts anderes als dieser starke Wille zur Veränderung. Ich hatte kein Hilfsmittel zur Hand, kein Sicherheitsnetz gegen allfällige Entzugserscheinungen, und mein Körper musste von Anfang an ganz allein mit der neuen Situation fertigwerden. Heute weiß ich, dass diese Vorgangsweise