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Die neue Lust am Essen: Vom Laster Nikotin und Fastlife zu Lebensgenuss und Slow Food (German Edition)

Die neue Lust am Essen: Vom Laster Nikotin und Fastlife zu Lebensgenuss und Slow Food (German Edition)

Titel: Die neue Lust am Essen: Vom Laster Nikotin und Fastlife zu Lebensgenuss und Slow Food (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermine Pfrogner
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gerückt und Rauchen in der Öffentlichkeit nicht mehr erwünscht. Man ließ uns höchstens noch die eine oder andere Oase in der Gastronomie, aber das war’s dann auch schon.
    Nach und nach waren mir die Orte abhanden gekommen, an denen ich rauchen durfte, und damit irgendwie auch die Freude an der Sache, denn Rauchen schmeckt nur in Freiheit. Sich eine Zigarette anzuzünden, wann immer man gerade darauf Lust hat, das ist der wahre Genuss, aber den gönnte man mir nicht mehr.
    Ich fühlte mich immer öfter verfolgt, bevormundet und ungerecht behandelt in dieser Rolle der Gejagten. Besonders schmerzte mich der Umstand, dass all diese lieblosen Machenschaften, die nur darauf abzielten, mich fröhlichen Genussmenschen in eine lustlose Asketin zu verwandeln, in der Tat Wirkung zeigten und meiner heiteren Seele massiv zusetzten. Mein Immunsystem reagierte prompt und mein Körper wurde nun nicht mehr so spielend mit diversen feindlichen Übergriffen fertig. Eine neue Anfälligkeit für Erkältungskrankheiten machte mir zu schaffen, und wenn ich mir einen Husten eingefangen hatte, dauerte es meistens Wochen, bis ich ihn wieder loswurde. Ich fühlte mich auch immer öfter matt und lustlos, irgendwie war ich nicht mehr die Alte.
    Ich wollte es zwar nach wie vor nicht wahrhaben, aber es war doch schon ziemlich klar, dass diese diffusen Symptome nicht bloß vom schlechten Wetter oder anderen harmlosen äußeren Faktoren kamen, sondern wahrscheinlich von meinem exzessiven Zigarettenkonsum. Längst gab ich für meine große Liebe ein kleines Vermögen aus und kaufte sie nicht mehr en détail, sondern nur noch en gros.
    Mein Leben wurde immer ungemütlicher. Die öffentlich verordneten Rauchpausen erzeugten einen gewissen Frust, ein Unbehagen, vor allem aber ein Verlangen, das ich nicht sofort stillen konnte, und brachten mich physisch und psychisch aus dem Lot. Vorübergehend verging mir sogar die Lust aufs Reisen und ich begann die Orte zu meiden, an denen ich nicht rauchen durfte, was meinen Spielraum stark einschränkte.
    Schließlich fühlte ich mich nur noch in den eigenen vier Wänden und anderen rauchgeschwängerten Räumen wirklich wohl. Und wenn wir dann alleine waren, meine Zigarette und ich, stellten sich immer noch die vertrauten Glücksgefühle ein und meine Welt war wieder heil. Zumindest bis zum nächsten Hustenanfall.

Aus dem Lot
    Die problematische Seite meiner Leidenschaft war also nicht länger zu leugnen, geschweige denn zu verbergen. Lang hatte die Idylle gehalten, nun kamen wohl die unvermeidlichen Begleitumstände, vor denen überall lautstark gewarnt wurde und die mir in der Tat immer stärker zusetzten. Husten am Morgen war das auffälligste Zeichen, beim Stiegensteigen geriet ich regelmäßig außer Atem und mit meiner Kondition stand es allgemein nicht zum Besten.
    Zwar suchte ich nach wie vor den Kick durch die Droge, diese Anregung und Entspannung zugleich, die das Nikotin im Körper bewirkt, die Zeiten des unbekümmerten Genusses waren aber endgültig vorbei und mir war schon bewusst, dass ich mir damit nichts Gutes tat.
    Leider, sagte ich in nostalgischen Momenten, doch da tönte auch schon eine starke, mahnende Stimme in mir. Die Warnungen der Vernunft waren nicht mehr zu überhören, die alten Verdrängungsmechanismen funktionierten nicht mehr und immer öfter regten sich Bedenken. Selbst unter meinen rauchenden Freuden wurde das Gefahrenpotenzial, das im Rauchen steckt, vermehrt zum Thema, aber Wissen und Handeln sind bekanntlich zweierlei.
    Ich befand mich in einem seltsamen Zwiespalt und versuchte vorerst noch, das Problem herunterzuspielen. In Wirklichkeit glaubte ich mir selbst schon lange kein Wort mehr, während sich mein stets wacher Sinn für das Schöne über all die durch fette, schwarze Drohbotschaften verschandelten Zigarettenpäckchen entrüstete. Zufällig dauerte die Umstellung auf das neue System bei meiner Lieblingsmarke etwas länger, so dass ich sie immer noch reichlich und in unversehrter Schönheit vorrätig hatte. Wenigstens diese Freude war mir noch gegönnt.
    Wie lange ich in diesem Zustand der Schwebe zwischen Genuss und Zweifel, Euphorie und schlechtem Gewissen verharrte, weiß ich heute nicht mehr so genau. Ein paar Wochen werden es wohl gewesen sein, in denen der Wunsch aufzuhören in mir wuchs. Was dann tatsächlich den Ausschlag gab, einen Schlussstrich zu ziehen, kann ich nicht sagen.
    Wahrscheinlich hat die absolut ekelerregende, überlebensgroße Abbildung

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