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Die neue Lust am Essen: Vom Laster Nikotin und Fastlife zu Lebensgenuss und Slow Food (German Edition)

Die neue Lust am Essen: Vom Laster Nikotin und Fastlife zu Lebensgenuss und Slow Food (German Edition)

Titel: Die neue Lust am Essen: Vom Laster Nikotin und Fastlife zu Lebensgenuss und Slow Food (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermine Pfrogner
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Fleisch, ein riesiger, flaumiger Erdäpfelknödel, sämiger, dunkel glänzender Bratensaft und eine ordentliche Portion Rotkraut. Also dann, gesegnete Mahlzeit!
    Ich genoss das Essen in einem wahren Taumel meiner neuerwachten Sinne. Seit ich nicht mehr rauchte, roch und schmeckte alles besser. Mein Gaumen war nicht mehr nikotinverseucht und der permanente Grauschleier aus Rauchinhaltstoffen abgezogen. Herrlich, einfach herrlich!
    Nach dem Essen hatte ich wieder Zeit mich umzusehen. Mein Begleiter saugte jetzt genüsslich an einer Zigarre, was mich überhaupt nicht störte. Zigarren waren eine andere Liga, eine andere Welt. Sie rochen ganz anders als Zigaretten und reizten daher mein Rauchergedächtnis nicht im Geringsten.
    Ich verspürte auch gar keine Lust aufs Rauchen und nahm also meine Beobachtungen wieder auf. Das Servierpersonal hatte die mühsame Schlepperei für heute überstanden und zwischen den Tischen kehrte allmählich Ruhe ein. Dafür trübte sich jetzt zusehends die Luft, denn überall wurde auf Teufel komm raus geraucht. Dicke Wolken hingen wie Atompilze über den Tischen, aber niemand schien das zu beachten oder gar zu bemerken, niemand stieß sich daran. Ich hingegen fand den Smog ziemlich eklig und brauchte im Moment nicht einmal mehr mein Ritual der ganz persönlichen Gehirnwäsche, um zu wissen, dass ich aus dem Club ausgetreten und meine Karriere als Raucherin passé war.

Gesunde Jause versus Mackie
    Auch an der Schule tat sich dieser Tage einiges. Der großzügige Umbau hatte uns nicht nur mehr Platz für unsere pädagogischen Bemühungen und mehr Auslauf in den Gängen beschert, sondern auch ein völlig neues Büffet in Form eines gemütlichen Bistros. An kleinen runden Tischen konnte man von nun an die Pausen genießen, eine Kleinigkeit essen und dabei das Kommen und Gehen in der Aula beobachten. Es war immer etwas los am Büffet und vor allem in der Mittagszeit herrschte hier bald reges Treiben.
    Anfangs umfasste das Angebot hauptsächlich klassisch-österreichisches Fast Food, also Wurstsemmeln, diverse Mehlspeisen und allerlei Schokoriegel, nicht zu vergessen die gefüllten Croissants, von denen man so richtig schön fettige Finger bekam und die immer als erstes ausverkauft waren.
    Wem der tägliche Kampf um die besten Bissen zu stressig oder zu uncool war, der setzte sich in der Mittagspause ans Steuer seines ersten Autos, um zum nächsten Mackie zu driven, wie der berühmte Fast-Food-Hersteller von seinen Anhängern hierzulande liebevoll genannt wird. Da wurden dann fallweise gleich die halbe Klasse sowie jüngere Kollegen, die noch keinen Führerschein besaßen, schachtelweise mit Pommes frites, Nuggets und Burger versorgt, und so wehte manchmal ein ziemlich strenger Geruch nach Frittieröl durch die weiten Gänge.
    Um diesem Trend eine gesunde Alternative entgegenzusetzen, drang die Schulleitung darauf, das Angebot am Büffet umzustellen. So kamen jetzt vermehrt Vollkornprodukte zum Einsatz und auch Obst und Käse sah man immer öfter. Mein absoluter Favorit, ein gefülltes Weißbrot-Baguette, war zwar nicht unbedingt die gesündeste Alternative, wurde aber glücklicherweise noch angeboten und ich leistete es mir fast täglich, obwohl ich es jetzt, als Neo-Nichtraucherin, gar nicht mehr so nötig hatte wie früher. Das Baguette war außen immer knusprig, innen flaumig-weich, mit Schinken, etwas Käse, ein paar Scheiben Ei, einigen Salatblättern und einem ordentlichen Klacks Mayonnaise gefüllt und ließ sich im Handumdrehen verputzen – ein nicht zu unterschätzender Vorteil für eine Raucherin, die sich ihre Pausenzeit gut einteilen musste.
    Da man den Burger-und Croissants-Freaks ihre kulinarische Vorliebe schon ziemlich deutlich ansah und ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt diverse Sparmaßnahmen zu einer Kürzung von Sportstunden geführt hatten, die den schulisch gelenkten kollektiven Abbau von Körperfett fast unmöglich machten, setzten wir mehr denn je auf die gesunde Jause und wollten bei der Gelegenheit auch gleich den Cola-Automaten gegen etwas Gesünderes tauschen. Dieses Vorhaben scheiterte allerdings am massiven Widerstand der Schüler und an unserer eigenen Uneinigkeit. Ein diesbezüglicher Antrag wurde zwar im Schulgemeinschaftsausschuss behandelt, doch letztlich waren bloß die Elternvertreter für die gesunden Drinks und wurden von den Schüler-und Lehrervertretern überstimmt.
    Noch etwas passierte übrigens in dieser Zeit: Das Raucherzimmer wurde ersatzlos

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