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Die neue Lust am Essen: Vom Laster Nikotin und Fastlife zu Lebensgenuss und Slow Food (German Edition)

Die neue Lust am Essen: Vom Laster Nikotin und Fastlife zu Lebensgenuss und Slow Food (German Edition)

Titel: Die neue Lust am Essen: Vom Laster Nikotin und Fastlife zu Lebensgenuss und Slow Food (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermine Pfrogner
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einer Raucherlunge, die mir eines Tages in einer Apotheke ins Auge sprang, gemeinsam mit der Angst davor, ernsthaft krank zu werden, bewirkt, dass sich dieser berühmte Schalter umlegte, der alles in ein neues Licht rückt.
    Der Tag, der mein Leben radikal verändern sollte, ist mir jedenfalls heute noch überdeutlich in Erinnerung.
    Am 12. November 2003, exakt um 15 Uhr 30 dämpfte ich meine letzte Zigarette aus und sagte meiner großen Liebe bangen Herzens adieu.
    Ich habe seither nie wieder geraucht.

Nie wieder Nikotin!
    Der Rauch der letzten Zigarette hing noch im Raum und allein dieser Duft hätte mich normalerweise bald wieder zugreifen lassen, mit einem Mal war aber alles anders.
    Da stand ich also vor dem großen Garderobespiegel in meinem Vorzimmer und schaute mir tief in die Augen, aus denen mir ein wahres Blitzlichtgewitter unterschiedlichster Emotionen entgegenfunkelte. Vorerst las ich da so etwas wie ungläubiges Staunen, als wäre es mir gelungen, mich selbst zu überlisten. Ich sah auch Bedauern beim Gedanken daran, mein Lieblingsspielzeug zu verlieren, und eine gewisse Ratlosigkeit, wenn ich mir vorstellte, wie oder wodurch ich es jemals ersetzen könnte. Und dann sah ich Angst, große Angst sogar, Angst vor einer vielleicht nicht so erfreulichen Zukunft, Angst vor einer schlimmen Überraschung, Angst vor einer bösen Krankheit, die ich riskierte, wenn ich so weitermachte und so weiterrauchte wie bisher. Vor allem aber las ich eines: die wilde Entschlossenheit, mein Leben zu ändern.
    Ich wollte weg von der Droge, raus aus der Sucht, meinem Körper die Chance lassen, sich zu erholen, wenigstens einen Teil dessen wiedergutmachen, was ich ihm in über 30 Jahren mit dem Rauchen zugemutet hatte. Von 40 auf Null – es war ein Mammut-Projekt, aber ich hielt mich für stark genug, es durchziehen zu können, und mindestens ebenso heftig wie der Wunsch nach Veränderung brach jetzt die Zuversicht durch:
    Du schaffst das!
    Nie wieder Nikotin!
    Ich lächelte mir aufmunternd zu und begann sofort mit der Aufarbeitung meiner Vergangenheit als Raucherin. Ich leerte alle Aschenbecher und verstaute sie im Geschirrspüler. Die wenigen sauberen Exemplare steckte ich in einen großen Papiersack, in den ich auch alle Feuerzeuge räumte und schließlich alle angebrochenen Zigarettenpäckchen samt den noch unberührten aus dem Vorratslager. Ich durchforstete das Haus auf der Suche nach Beute und wunderte mich, wo ich überall fündig wurde. Auf dem Schreibtisch im Arbeitszimmer, auf einem Küchenbord, neben dem Fernsehgerät, auf dem Esstisch und an der Gartentür – überall lagen Zigaretten herum. Schließlich fischte ich noch ein fast volles Päckchen aus meiner Handtasche. Dabei fiel mir ein, dass ich auch an meinem Arbeitsplatz in der Schule einen Vorrat angelegt hatte, den ich umgehend entsorgen musste.
    Ich verbannte den prall gefüllten Papiersack in die hinterste Ecke des Abstellraums und schloss schwungvoll die Tür. Dann klemmte ich mich ans Telefon, um all meinen Freunden meinen Entschluss kundzutun. Die Nichtraucher unter ihnen beklatschten sichtlich erleichtert mein mutiges Vorhaben, die Raucher äußerten sich skeptisch und trauten mir wohl nicht zu, es zu schaffen.
    Ich werde es euch zeigen, Leute! Ihr werdet euch noch wundern!
    Nie wieder Nikotin!

Du schaffst das!
    Du schaffst das! schärfte ich mir wieder und wieder ein, mit einem hypnotischen Blick in meine immer noch staunenden Augen und mit der ganzen Befehlskraft meines erhobenen Zeigefingers.
    Du schaffst das! Du schaffst das! Du schaffst das!
    In grenzenlosem Vertrauen auf den Erfolg meiner ganz persönlichen Art der Gehirnwäsche wandte ich mich dann der Realität zu und sah mich in meiner ab sofort rauchfreien Wohnung nach einer passenden Beschäftigung für meine untätigen Hände um.
    Fensterputzen? – Nein. Es ist schon dunkel und außerdem viel zu kalt.
    Den Schreibtisch aufräumen? Endlich die Stapel alter Zeitungen und Zeitschriften sichten? – Öder Papierkram!
    Mich um das Abendessen kümmern? – Eine gute Idee, aber noch zu früh.
    Ins Bad gehen? – Ja!
    Vergnügt tauchte ich ins wohlig-warme Wasser und spielte glücklich wie ein Kind mit dem herrlich duftenden Badeschaum. Dabei komponierte ich im Geiste ein Menü für den Abend, ein wahres Festessen zur Feier dieses denkwürdigen Tages. Beflügelt durch die üppigen Bilder in mir schwang ich mich aus der Wanne und machte mich ans Werk. Ich war so begeistert von meiner Entscheidung

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