Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die neue Lust am Essen: Vom Laster Nikotin und Fastlife zu Lebensgenuss und Slow Food (German Edition)

Die neue Lust am Essen: Vom Laster Nikotin und Fastlife zu Lebensgenuss und Slow Food (German Edition)

Titel: Die neue Lust am Essen: Vom Laster Nikotin und Fastlife zu Lebensgenuss und Slow Food (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermine Pfrogner
Vom Netzwerk:
denn er reagiert heute noch genauso erfreut auf zarte Blätter, knackige Früchte und süße Beeren.
    „Fünf Mal am Tag, weil’s mein Körper mag!“, lautete daher die Devise, mit der das Bundesministerium für Gesundheit just in der Zeit, als ich auf der Suche nach einem neuen Ernährungskonzept war, eine Aufklärungskampagne für gesundes Essen startete. Fünf Mal am Tag sollten wir, so wurde uns geraten, Obst oder Gemüse essen. Unser Körper würde es uns danken, wenn wir ihm solcherart Gutes tun.
    Es war auch höchste Zeit, etwas zu unternehmen, denn nicht nur ich hatte meine liebe Not mit den Extra-Kilos, die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper wuchs allgemein und die Forderung nach einer gesunden und kalorienärmeren Ernährung trat immer mehr ins öffentliche Bewusstsein und beschäftigte verstärkt auch die Medien.
    Die Folgen jahrelanger Fehlernährung waren bereits unübersehbar, sogar schon bei den Kindern. Daher war es mehr als ratsam zu versuchen, die falschen Ernährungsmuster zu löschen. Zu diesem Zweck gab es bereits Adipositas-Ambulanzen, in denen stark übergewichtige Kinder und Jugendliche, auch Erwachsene, ein neues Essverhalten lernen konnten.
    Aber fünf Mal am Tag … Wie soll das gehen? Das klingt ja wirklich nach ziemlich viel.
    Der Einwand ist berechtigt, die Sache aber einfacher, als es auf den ersten Blick aussehen mag. Wie wär’s zum Beispiel damit?
    Zum Frühstück frisch gepresster Orangensaft oder ein Müsli mit Obst der Saison, als Vormittagssnack ein Apfel oder eine Handvoll Radieschen, zu Mittag Salat nach Belieben, am Nachmittag ein Fruchtsalat, ein Kohlrabi oder Karottensticks und am Abend eine ordentliche Portion in wenig Fett knackig gebratenes Gemüse als Beilage zum Hauptgericht.
    Das lässt sich doch machen, oder?

Es grünt so bunt
    Dass die Ebenen Ostösterreichs seit jeher die Kornkammern des Landes waren, darf als bekannt vorausgesetzt werden. Auch, dass sich die Böden dieser Region vorzüglich für Wein-und Gemüsebau eignen. Dass es aber längst nicht mehr nur um noblen Spargel aus dem Marchfeld, knackiges Gemüse aus dem Burgenland und Qualitätsweine jeder Art geht, sondern auch immer öfter echte Exoten hier erfolgreich Wurzeln schlagen, weiß man wohl weniger.
    Dabei findet der öko-bewegte Gourmet nun fast vor seiner Haustür Produkte, die er früher nur auf Reisen genießen konnte oder als eher problematische Importware beziehen musste. Angesichts der Fülle an Möglichkeiten lässt sich der Rat, doch wieder mehr Obst und Gemüse zu essen, einfach und vor allem äußerst schmackhaft umsetzen.
    Die Marchfeld-Artischocke macht ihren französischen und italienischen Vorbildern selbstbewusst Konkurrenz und punktet mit einem sehr hohen Genussfaktor. Die kleinen grünen Knollen, eigentlich Disteln, zählen für Feinschmecker zu den edelsten Gemüsesorten überhaupt, wobei die hiesige Variante noch dazu viele Zubereitungsarten erlaubt, weil sie eher klein und daher besonders zart ist. Ob sanft gebraten, kurz blanchiert, als Salat oder als klassische Vorspeise mit Vinaigrette-Sauce – alles ist möglich.
    Diesen Züchtungserfolg wollten die Wiener Gärtner selbstverständlich nicht allein ihren niederösterreichischen Kollegen überlassen, und so machten auch sie sich ans Werk und mittlerweile gedeihen sogar mitten in der Großstadt Artischocken und außerdem – Wer hätte das gedacht? – auch noch köstliche tiefviolette Bio-Feigen.
    Selbst die hier schon lange heimische traditionelle Paradeiser kommt neuerdings in neuem, eigentlich uraltem Gewand und mit verblüffenden Geschmackskomponenten daher. Grün und doch zuckersüß oder goldgelb und bloß perlengroß, bis hin zur eleganten Dame in Schwarz bringen sie Freude und Abwechslung auf unseren Gaumen.
    Ja, und dann wäre da noch die Sache mit der Donau-Bohne. Eine durch und durch saubere Sojabohne, absolut gentechnikfrei, entwickelt sich als Saatgut zum Exportschlager und sollte nach Ansicht ihrer Erzeuger bald so bekannt werden wie die Salzburger Mozartkugel.

Neue Sinnlichkeit
    Der Bazillus des Genusses, den Petrini und seine Bewegung weltweit verbreiten wollen, hatte mich also voll erwischt und bestimmte nun meinen Speiseplan und mein Leben. Binnen kurzer Zeit war vieles anders geworden.
    Das Einkaufen zum Beispiel, denn ich hatte immer den Saisonkalender der Gewächse und Produkte meiner Region im Hinterkopf. Es gab keine Ruck-Zuck-Käufe mehr, weil es wieder einmal schnell gehen musste, kein

Weitere Kostenlose Bücher