Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die neue Lust am Essen: Vom Laster Nikotin und Fastlife zu Lebensgenuss und Slow Food (German Edition)

Die neue Lust am Essen: Vom Laster Nikotin und Fastlife zu Lebensgenuss und Slow Food (German Edition)

Titel: Die neue Lust am Essen: Vom Laster Nikotin und Fastlife zu Lebensgenuss und Slow Food (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermine Pfrogner
Vom Netzwerk:
Zwischenbilanz.
    250 Tage ohne Rauch! Gut zwei Drittel eines Jahres!
    Ich brach bald auf, denn ich wollte noch bei einem Fleischhauer vorbeischauen, der mich neuerdings mit hochwertigen Produkten aus der Region versorgte. Dieser Tag musste gefeiert werden.

Schätze aus erster Hand
    Es war schon ziemlich überraschend zu entdecken, welch üppiges Nahrungsangebot meine nächste Umgebung bietet, und es brauchte bloß ein paar Monate seit meiner ersten Begegnung mit Slow Food, um meinen Blick neu zu fokussieren und meine Region in einem völlig neuen Licht erscheinen zu lassen.
    Da grast das Bio-Weiderind auf saftigen Wiesen fast vor meiner Haustür, während sich unweit davon das Weinviertler Strohschwein genüsslich in seinem geräumigen Wohnzimmer räkelt, sich vielleicht gerade von einem spannenden Ausflug in die nahe Natur erholt und jetzt in aller Ruhe Muskelmasse aufbaut und Speck ansetzt. Muntere, glückliche Hühner genießen im Freilandgehege ihr Fünf-Sterne-Menü und sorgen nebenbei ganz stresslos für die Qualität meines Frühstückseis.
    Auch jede Art von essbarem Grün gedeiht hier prächtig, wie ich ja schon von meinem Lieferanten auf dem Bauernmarkt wusste, der nur Ware in Topqualität vertreibt, fern von hinterhältigen Gift-Turbos und anderen agrarischen Abartigkeiten. Der Marchfelder Spargel wächst quasi ums Eck und in der nahen Wachau reift nicht nur herrlicher Wein und wunderschönes Obst wie die EU-weit patentierte Marille mit den zartrosa Bäckchen, dort fand ich auch Samen alter Kulturpflanzen, die ich nun in meinem Garten anzusiedeln begann.
    Sogar Fisch gibt es reichlich, wer hätte das gedacht, und in den nahen Wäldern sorgen umsichtige Jäger für die Erhaltung des Lebensraumes der Wildtiere und für so manchen Leckerbissen auf meinem Teller.
    Wenn die ersten Heurigen auf den Markt kommen, lacht mein Herz, denn die allerorts und jederzeit verfügbare tolle Knolle namens Kartoffel heißt hier ganz poetisch Erdapfel und schmeckt auch so.
    Doch das ist noch längst nicht alles. So kam ich unlängst mit einem jungen Mann ins Gespräch, der aus den Wildkräutern der Donauauen ein vorzügliches Pesto und aus den Feigen im Garten seiner Schwiegermutter einen köstlichen Senf zaubert. Und die fleißigen Bienchen vom Bisamberg summen dazu und sammeln unermüdlich Nektar für mein Honigbrot und lassen mir die Qual der Wahl: Wald, Wiese oder Akazie?
    Aber es muss nicht unbedingt Niederösterreich sein, Slow Food ist überall zu finden, sogar in der Großstadt, und die Convivien helfen bei der Suche nach regionalen Schmankerln. Ein gewisses Unbehagen bereitet mir bloß ein Ernährungstrend, der auch auf unser Convivium übergegriffen hat und bei einem unserer letzten Treffen präsentiert wurde: Essblüten in allen Farben und Formen! Damit kann ich nun wirklich nichts anfangen, denn ich liebe die Flora zu sehr, um deren wunderschöne, zarte Geschöpfe meinem brutalen Kauwerkzeug auszusetzen. Ich könnte nie in eine Rose beißen.

Lachsfisch-Rose und Alpensushi
    Ein zart gebratenes Lachsfilet, Tatar, Pastete, Kaviar, Sushi und eine Rose aus Räucherlachs – weitgereiste Leckereien, die das Herz jedes Fischliebhabers höher schlagen lassen. Weitgereist? – Weit gefehlt! Das Grundprodukt für all diese Köstlichkeiten, der Fisch, der Lachs, stammt weder aus norwegischer Zucht, noch aus kanadischem Wildfang oder fernen, fast schon leergeschöpften Meeren – er kommt aus den Alpen und darf sich mit dem Label „Made in Austria“ schmücken und sich seiner hervorragenden Qualität rühmen.
    Seit ein paar Jahren schon plätschert der Alpenlachs vergnügt in den glasklaren Bächen des Alpenvorlandes und er ist nicht der einzige Star vor Ort. In zahlreichen Karpfenteichen herrscht fröhliches Treiben und sogar die Donau trägt mit ihren Schätzen zu einer opulenten Tafel bei.
    Allerbestes, immer bewegtes Gebirgswasser und hochwertiges Futter aus regionaler Bio-Landwirtschaft lassen eine Fülle an Fischen reifen, die nicht nur köstlich schmecken, sondern auch sehr gesund sind, denn sie weisen einen besonders hohen Anteil an wertvollen Omega-3-Fettsäuren, nicht aber jene Schadstoffe und Umweltgifte auf, die herkömmliche Meeresbewohner oft in hoher Dosierung belasten. Kein Quecksilber, kein Blei, keine Dioxine – nur sauberer, gesunder Fisch, Slow Food vom Feinsten also.
    Mancherorts gedeihen sogar Krebse, deren weit entfernte asiatische Verwandte aus unappetitlichen, antibiotikaverseuchten Brutstätten

Weitere Kostenlose Bücher