Die neue Lustschule
mütterlichen Verhaltens benötigen.
Sexuelle Stellungen und Beziehung
Von jeher werden sexuelle Stellungen in ihrer Bedeutung für die Chancen der Befruchtung, für besondere Erregungsmöglichkeiten und für die Abwechslung des Liebeslebens beschrieben und entsprechend empfohlen. Hier soll es um ihre Bedeutung je nach Befindlichkeit und Beziehungsdynamik gehen. Dabei spielt vor allem das Verhältnis von Aktivität und Passivität und von Dominanz und Unterordnung eine entscheidende Rolle. Wer geübt ist, seine sexuellen Bedürfnisse in der Beziehung zu reflektieren und zu besprechen, der weiß auch, dass es ganz unterschiedliche und wechselnde Wünsche gibt, sexuell aktiv zu sein; dass es genauso wichtig sein kann, das Geschehen zu kontrollieren und entsprechend Regie zu führen wie sich mitreißen und benutzen zu lassen. Die sexuelle Variabilität lebt von diesen Unterschieden, abhängig von Stimmung, Belastung, Bedürftigkeit und Geltungswünschen. Dies ist ein weiteres Beispiel dafür, wie wichtig Kommunikation über die jeweilige Situation ist, die von Tag zu Tag, mitunter von Stunde zu Stunde wechseln kann. Je besser ein Mensch die Dynamik seiner Stimmung und Bedürfnislage wahrnimmt und sich darauf einstellt, desto größer sind die Lust- und Entspannungschancen im Gegensatz zur Eintönigkeit eines immer gleichen Ablaufs des sexuellen Geschehens, wie es charakterlicher Rigidität oder angstvoller Unsicherheit entspricht. Im ewig gleichen Trott erlahmt die Faszination der intimen Begegnung allmählich, aber sicher, weil die situativen und partnerschaftlichen Unterschiede missachtet werden und infolgedessen der Kontakt zum wirklichen Bedürfnis und zum Partner nicht gefunden und weiterentwickelt werden kann.
Angesichts der Vielzahl möglicher sexueller Positionen bietet sich immer diejenige an, die der jeweiligen Befindlichkeit und der situativen Beziehungsdynamik am besten entspricht. Lässt man sich von seinen Wünschen und Bedürfnissen leiten und spricht sich mit dem Partner ab, dann bleibt auch das sexuelle Geschehen abwechslungsreich und vergnüglich, statt immer gleich abzulaufen oder in Erwartungs- und Leistungsstress zu münden. Dazu bedarf es des Mutes, seine wechselnden Gelüste zu erforschen und sich im Verhandeln mit dem Partner zu üben. So wird jede sexuelle Position spezifische – psychische und beziehungsdynamische – Wirkungen entfalten, die nur ganz individuell erlebt werden können.
Doch erleichtern bestimmte Positionen auch den Ausdruck und den Transport spezifischer Bedürfnisse. So wird derjenige, der aktiv sein und eventuell auch dominieren möchte, besser «oben» liegen oder sitzen, weil das der eigenen Bewegungsfreiheit und der Kontrolle über den Partner zugutekommt. In der klassischen «Missionarsstellung» (Mann liegt längs auf der Frau) ist der beherrschende Körperkontakt sehr umfassend, aber kaum Blickkontakt möglich. Das Körpergewicht des Mannes erhält dabei bedrückende Bedeutung. Dies ändert sich sofort, wenn der Mann im Knien in seine Partnerin eindringt, dann befreit er sie von seiner Last, konzentriert die körperliche Berührung auf die Genitalien und beide können Blickkontakt herstellen und halten. Sich im Sexualakt anzuschauen bedeutet ein hohes Maß an Intimität. Die Augen sind Energieträger. Sie senden und empfangen. So kann man Erregung, Verzückung, liebevolle Zuneigung, Anerkennung, Bestätigung oder Zustimmung übermitteln, aber auch Angst, Schmerz, Traurigkeit, Enttäuschung, Erschrecken oder Empörung signalisieren. Der Blickkontakt ist nahezu ein Diagnostikum für Befindlichkeitund Beziehungslust und lässt sich sehr hilfreich zur Regulation einsetzen.
Das Eindringen von hinten ist für viele Männer am aggressiv-geilsten, verbunden mit dem Gefühl der Inbesitznahme und der willigen Verfügbarkeit. Manch einer wird in dieser Position sogar dazu neigen, «mit der ganzen Frau» zu masturbieren, indem sie – an der Hüfte gepackt – hin- und hergeschoben wird. Das ist natürlich eine besondere Herausforderung für die Beziehung und ermöglicht nur dann ein beiderseitiges Vergnügen, wenn Benutzen und Benutzenlassen für diesen einen Moment gut zusammenkommen. Er kann das Bedürfnis haben, sich etwas zu nehmen und dabei sicher zu sein, dass es ihm zusteht und er darüber verfügen kann, und sie kann sich darin gefallen, begehrt zu werden und zu Diensten sein zu dürfen. Das seelische Innenleben und der Alltag provozieren solche Bedürfnislagen, die
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