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Die neue Lustschule

Die neue Lustschule

Titel: Die neue Lustschule Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Joachim Maaz
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Behinderung verleugnet. Es ist immer wesentlich leichter, den Partner als ungeschickt und als Versager zu erleben, als den Schmerz über den erlittenen Liebesmangel zuzulassen. Deshalb sind Orgasmusstörungen gar nicht so selten das kleinere Übel, das man braucht und gar nicht überwinden will, weil sonst das größere Übel früher Lieblosigkeit reaktiviert werden müsste. Dann ist es besser, einen Partner zu haben, von dem man glauben kann, er sei für die eigene Zufriedenheit verantwortlich, und an dem sich die narzisstische Wut in Form von Vorwürfen, Kränkungen und Enttäuschungsreaktionen in kleinen Dosen abreagieren lässt. Die Vorstellungen vom «ungeschickten Liebhaber» und von der «unbefriedigten Frau» erzählen von einem tragischen Geschlechterkampf in dem Bestreben, den zugrunde liegenden frühen narzisstischen Mangel gemeinsam zu verleugnen. Der Preis dafür ist, dass die Lust am Sex geopfert wird.
    Wirkliche Hilfe in dieser Situation kann sich nicht auf die Sexualfunktion und auch nicht auf die Beziehungskonflikte beschränken; vielmehr muss der Frühstörungsanteil, der in die Partnerschaft übertragen und dort ausagiert wird, erkannt und verarbeitet werden.
Sexualität als Therapeutikum
    Isolierte funktionelle Sexualstörungen gibt es im Grunde nicht, sie sind immer Symptome von Störungen des ganzen Menschen und seiner Beziehungen. Deshalb ist Sexualtherapie stets auch eine ganzheitliche Therapie. Vom Symptom «Sexualstörung» können die Lebens-, Beziehungs- und Persönlichkeitsprobleme erfasst werden; deren Behandlung bringt dann in der Regel auch die sexuellen Symptome zum Verschwinden. Andererseits führen symptomatische Veränderungen oder Verbesserungen sexueller Funktionsstörungen zwangsläufig zu Auswirkungen im Erleben und Verhalten des Menschen, mit der Folge, dass auf dem Weg der Sexualtherapie umfassende Wirkungen erzielt werden können. Das kann mitunter sogar zum Problem werden, wenn Heilungserfolge bei sexuellen Funktionsstörungen die darin transportierten Beziehungsstörungen oder innerseelischen Konflikte freisetzen. Werden diese dann nicht entsprechend verstanden und gelindert, sind meistens auch die Erfolge einer Sexualtherapie nicht von langer Dauer. Da aber sexuelle Probleme häufig besonderen Leidensdruck bewirken, wachsen mit ihrer Behandlung auch die Chancen, eine umfassendere Therapie zu akzeptieren. Die Entscheidung dafür lässt sich positiv durch den Umstand verstärken, dass sexuelle Therapieerfolge unmittelbaren Lustgewinn ermöglichen können.
    Sexuell ausgetragene Konflikte und Bedürfnisunterschiede sind in Partnerschaften ein sehr häufiges Problem. Am Anfang einer Beziehung – auf der Welle der Verliebtheit – surft man vergnüglich über alle Verschiedenheiten hinweg. In der alltäglichen Beziehung – oft verstärkt durch Stress, Sorgen und Konflikte – kommen die Unterschiede nicht nurzum Vorschein, sondern fordern jeweils ihr Recht, zum Zweck der individuellen Stabilisierung. Jeder braucht Gelegenheiten, sich zu regulieren und zu erholen. Sexualität gerät so häufig ins Schussfeld der Spannungen. Dabei wäre oftmals das Gegenteil hilfreich: nämlich sich guten Sex als eine hervorragende Möglichkeit der Entspannung zu erhalten und gerade deshalb zu pflegen. Andererseits eignet sich Sexualität leider hervorragend dazu, sie in ein Kampffeld zu verwandeln, auf dem man dem Partner Vorwürfe machen, Beschuldigungen gegen ihn anbringen und mit ihm Machtspiele anzetteln kann. So wird Sexualität auf Kosten der sexuellen Lust und der partnerschaftlichen Zuneigung dazu missbraucht, innerseelische Probleme auszuagieren. Tiefenpsychologisch gesprochen: Nur weil man Opfer frühkindlicher Verletzungen gewesen ist, verdirbt man sich auch als Erwachsener noch den Lebensgenuss und wird zum Täter gegen sich selbst und seinen Liebsten.
    Dagegen gibt es nur zwei Möglichkeiten: präventiv eine Optimierung der Kinderbetreuung und aktuell, selbst die Verantwortung für Verbesserung zu übernehmen. Die schon häufiger angesprochenen Aspekte einer möglichen Selbsttherapie fasse ich hier noch einmal zusammen:
     
    • Sexualität ist die beste Möglichkeit für ganzheitliche Lust, für Entspannung und liebevolle Beziehungspflege.
    • Sexuelle Funktionsstörungen sollten immer als Symptome innerseelischer Konflikte und von Beziehungskonflikten verstanden und als solche behandelt werden.
    • Die Bemühungen um eine befriedigende Sexualität sind eine hervorragende

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