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Die neue Menschheit

Die neue Menschheit

Titel: Die neue Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chad Oliver
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Eingeweide.
    Ja, aber mit den bloßen Händen ließen die Tiere sich nicht zerreißen. So stark war er nicht. Und mit den Zähnen ging es auch nicht. Da erinnerte er sich an die spitzen Steine, die sich auf dem Pfad ins Tal immer wieder schmerzhaft bemerkbar gemacht hatten. Er schaute seine Sohlen an. So dick und unempfindlich die Haut dort auch geworden war, wies sie doch mehrere beachtliche Schnitte auf.
    Also mußten spitze Steine mit scharfen Schneidkanten gefunden werden! Er brüllte zufrieden. Es war ihm eine Möglichkeit eingefallen. Sie sich auszudenken, das war das Schwierige. Sie durchzuführen bedurfte nur ein bißchen Mühe. Nein, zu wissen, was man tun konnte, das war schwierig.
    Er bedeutete Regenfreund, was er tun sollte. Ihm alles zu erklären, war nicht nötig. Es genügte, wenn er seine eigene Aufgabe kannte. Regenfreund hatte gegessen, er hatte kleine Stücke Fleisch abgenagt und seine Kräfte wiedergewonnen. Er nickte und machte sich auf den Weg.
    Die anderen sollten scharfkantige Steine suchen. Das war leicht. Sie gab es hier im Überfluß. Sie waren ständig unter ihren Füßen.
    Sie zerhackten und schnitten und sägten das Fleisch und schlugen sich bei der Arbeit den Bauch voll. Es wäre doch dumm, etwas wegzuwerfen, das man essen konnte. Also aßen sie, bis sie sich übergaben, und dann aßen sie weiter. Es war einfach wundervoll!
    Sie häuften Lenden und Rippenstücke in die Häute. Das Zeug dampfte in der kalten Luft. Sie zogen die Häute zusammen und machten so zwei große, tropfende Beutel voll Fleisch und Knochen. Mit ihnen machten sie sich bachauf auf den Weg. Sie taumelten unter ihrer Last, aber sie lachten.
    Nur langsam kamen sie voran, doch sie würden es schaffen. Und an Nahrung, um sich zu stärken, fehlte es ihnen wahrhaftig nicht.
    Sie schliefen und schleppten und schliefen erneut.
    Regenfreund kam ihnen mit anderen entgegen. Alle aßen ausgiebig, und den Rest des Rückwegs schafften sie fast mühelos. Die Fellbeutel waren inzwischen auch ein wenig leichter geworden. Und als sie nach dem längsten Jagdausflug, den die Menschen hier kannten, zurückkehrten, war genug Fleisch für alle – und es blieb reichlich übrig.
    Das machte einen Unterschied. Den Unterschied zwischen Tod und Leben, Verzweiflung und Hoffnung.
    Die Menschen glaubten nun, daß die bitteren Tage vergehen und die warmen wiederkommen würden.
     
    Es war immer noch kalt, als die erste Frau zu schreien begann. Sie kniete in ihrem Nest, preßte die Hände auf den geschwollenen Bauch und schaukelte vor Schmerzen vor und zurück. Schweiß quoll aus ihrem Körper. Ihre Augen waren furchtverzerrt. Sie wußte nicht, was mit ihr geschah.
    Er rannte zu ihr, um festzustellen, was los war. Alle Leute versammelten sich um das Nest und starrten unschlüssig.
    Der Schmerz ließ nach. Die Frau lehnte sich zurück und stützte ihr Gewicht auf die Hände. Ihr Gefährte kauerte neben ihr. Er strich über ihr feuchtes strähniges Haar und knurrte verwirrt.
    Die Schmerzen überwältigten sie erneut. Sie krümmte sich vor Qual und brüllte, brüllte.
    Die Leute warteten stumm. Sie wußten nicht, was sie tun sollten.
    Es geschah immer wieder. Schmerz, dann kein Schmerz. Doch der Schmerz kam in immer kürzeren Abständen.
    Sie stöhnte, suchte nach Hilfe. Es gab keine.
    Anderes geschah. Ein bißchen schleimiges Blutzeug erschien zwischen ihren Beinen. Ihr Gefährte wischte es mit den Händen weg. Und dann folgte ein ganzer Schwall Flüssigkeit, die das Nest beschmutzte. Ihr Gefährte sprang erschrocken zurück.
    Das war eine Zeitlang alles. Dann, schließlich, geschah das Unglaubliche. Etwas Großes kam aus ihr.
    Die Leute schauten entsetzt zu.
    Das Ding war riesig. Sie konnte es nicht ausstoßen und von allein quoll es nicht ganz heraus. Es war ganz mit Schleim überzogen und sah aus wie zwei verschränkte winzige Beine. Es steckte fest.
    Sie schrie und schrie und schrie.
    Ihr Gefährte hielt es nicht aus. Er beschloß, ihr zu helfen. Er bückte sich, packte das schlüpfrige Ding und zog.
    Die Schreie verstummten.
    Das Ding wurde aus ihr herausgerissen. Doch es hing noch an ihr. Auch die seltsame Schnur riß. Es war ein monströses Ding, wie ein winziger Mensch und doch nicht richtig. Die Beine waren zu kurz und krumm. Die Arme waren merkwürdig. Der Kopf war zu groß für den Körper und das Gesicht – es hatte ein Gesicht!
    Das Ding bewegte sich nicht.
    Dickes Blut quoll aus der Frau. Ihre Augen waren geschlossen. Sie zuckte eine

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