Die neue Umverteilung: Soziale Ungleichheit in Deutschland (Beck'sche Reihe) (German Edition)
der deutsche Sozialstaat ein derart verfeinertes, fraglos auch kostspieliges Sicherheitsnetz aufgespannt, dass er die Folgen der industriellen Rezession und des finanzkapitalistischen Einbruchs noch immer abfangen kann. Diese realistische Konjunktur- und Sozialpolitik demonstriert, dass man auch mit gravierenden Krisen ungleich effektiver fertig werden kann, als das in den USA und Großbritannien gelungen ist. Die EURO- und EU-Krise wird freilich zu neuartigen Herausforderungen mit ungeahnter Tragweite führen. Erst an der Reaktion auf diese existentiell bedrohliche Konstellation wird sich die Reaktions- und Überlebensfähigkeit des deutschen Systems erweisen.
Wenn wir es in der Einkommens- und Vermögensbildung auch in Deutschland mit einer exzessiven Hierarchisierung zu tun haben, welche die obersten fünf Prozent der Sozialpyramide enorm begünstigt, während die Einkommen der Mittelklassen, erst recht der Unterschichten, stagnieren, taucht die Frage auf, wie die neuartigen Erscheinungsformen der Sozialen Ungleichheit zu bewerten und zu interpretieren sind. Der Appell an die Maxime der Sozialen Gerechtigkeit ist in letzter Zeit immer lauter erhoben worden. Seine Stoßkraft leidet jedoch unter dem Dilemma, dass es keine trennscharfen Kriterien für eine gerechtere Verteilung gibt. Parallel dazu wird das Postulat der Gleichheit beschworen. So sehr der Sozialstaat auch die Gleichheit der Lebenschancen verbessern, jedenfalls als Fernziel nicht aus dem Auge verlieren sollte, sind doch in jeder hochdifferenzierten westlichen Gesellschaft, wie sie auch die Bundesrepublik verkörpert, die funktionalen Unterschiede nicht aufhebbar, zumal sie durch die Unterschiede der Begabung, des Zufalls der begünstigenden Herkunft, der Leistungsfähigkeit, der Ausstattung mit sozialem und kulturellem Kapital vertieft werden.
Als realistische Politik kann daher nur die Abmilderung einer allzu krass ausgeprägten Hierarchie gelten. Denn auf die Mobilisierungsdynamik, welche die unverzichtbare gesellschaftliche Differenzierung vorantreibt und aufrechterhält, kann der pragmatisch klug handelnde Interventions- und Sozialstaat nicht verzichten. Das gilt auch für die von vielen Ungleichheitsdimensionen geprägte Gesellschaft der Bundesrepublik und die von ihr betriebene Politik.
Dank
Danken möchte ich an erster Stelle Wolfgang Beck, der die Idee zu diesem Buch hatte, sodann Detlef Felken, dem Cheflektor im Verlag C.H.Beck, der dieses Projekt mit seiner Sachkunde unterstützt hat. Für vielfachen ermunternden Beistand danke ich auch Ulrike Wegner im selben Verlag.
Jutta Karweger hat das Manuskript erstellt, ehe es mit den Höllenmaschinen des Computerzeitalters in den Verlag befördert wurde. Stefanie Steinmann, Stefan Herklotz und Olaf Kordwittenborg haben bei der technischen Vorbereitung und beim Korrekturlesen geholfen. Paul Nolte und Manfred Hettling haben mir alle wichtigen Anregungen vermittelt. Ihnen, wie schon so oft in den letzten dreißig Jahren, sei noch einmal gedankt.
Der Text beruht auf einer langwährenden Beschäftigung mit den Problemen der Sozialen Ungleichheit. Manchmal habe ich auf Fragestellungen und Formulierungen im fünften Band meiner «Deutschen Gesellschaftsgeschichte» zurückgegriffen, da ich über den dort erreichten Stand inzwischen nicht hinweggekommen bin. – Die Titel in den Literaturübersichten sind chronologisch angeordnet, um die Intensivierung der Debatte zu vermitteln. Der Henkel-Stiftung möchte ich erneut für die Finanzierung von studentischen Hilfskräften danken, welche die technische Vorbereitung des Buches erleichtert haben.
Personenregister
Adenauer, Konrad 148, 150
Beck, Ulrich 86
Beitz, Berthold 87
Bourdieu, Pierre 16, 43, 47–53, 90, 109
Bürklin, Wilhelm 86
Butler, Judith 46
Courths-Mahler, Hedwig 93
Dahrendorf, Ralf 85
Davis, Kingsley 38
Durkheim, Émile 16, 29, 37–39, 48, 49
Engels, Friedrich 25, 29, 35
Erdogan, Recep Tayyip 144
Ferguson, Adam 15–17
Foucault, Michel 51
Friedman, Milton 166
Grusky, David, 62
Gysi, Gregor 162
Habermas, Jürgen 17
Hartmann, Michael 87, 88
Hayek, Friedrich August v. 165/166
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich 18, 28, 30
Heinemann, Gustav 150
Hobson, John Atkinson 29
Kohl, Helmut 148
Krelle, Wilhelm 74
Krueger, Alan Bennett 77
Krugman, Paul 77
Kuznets, Simon 59
Lafontaine, Oskar 163
Lammert, Norbert 63, 83
Lepsius, Mario Rainer 10
Lévi-Strauss, Claude 48, 49
Luhmann, Niklas 16, 44, 45, 86
Marlitt, Eugenie 93
Marx,
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