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Die Neuen - Herz des Gladiators - Nachbars Garten

Die Neuen - Herz des Gladiators - Nachbars Garten

Titel: Die Neuen - Herz des Gladiators - Nachbars Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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Bibliothekar“, brachte Salvatore hervor.
    Die Alte rümpfte die Nase. „Ich hatte nicht behauptet, diese Bibliothek sei von einem Schuljungen zusammengestellt worden, Professor. Ich sehe durchaus, dass sie gewisse Stärken aufweist.“ Sie kam so nahe an Salvatore heran, dass er den säuerlichen Geruch auffing, den sie verströmte. Unwillkürlich wich er einen Schritt zurück – und stieß gegen eine der Regalwände. „Glauben Sie mir: Würde dieser Raum nicht einige Bücher beherbergen, von denen ich längst nicht mehr gehofft hatte, sie zu meinen Lebzeiten noch zu Gesicht zu bekommen, würde ich meine Zeit bestimmt nicht hier verschwenden. Es sind ein paar Kostbarkeiten darunter, deren Lektüre es mir vielleicht sogar wert wäre, hier eine Weile zu unterrichten. Selbst diese Art von Schülern, selbst unter diesen Bedingungen.“ Sie sah ihre drei Gegenüber eines nach dem anderen an. „Trotzdem … die Fälschungen bleiben bestehen. Es sind sehr geschickt ausgeführte Werke, und es gibt nur eine kleine Handvoll Leute auf der Welt, die sie erkennen würden. Also werfen Sie Ihren Bibliothekar nicht gleich hinaus. Es reicht vollkommen, wenn Sie ihn mit einer kleinen Gehaltskürzung dazu animieren, in Zukunft etwas sorgfältiger zu arbeiten.“
    Margarete war wie überfahren, doch nach einer Weile riss sie sich zusammen und fragte: „Sagt Ihnen der Name Darren Edgar etwas?“
    „Darren?“ Traude Gunkel warf noch einen Blick auf den Bücherstapel. „Darren Edgar hat diese Bücher zusammengestellt? Er muss senil geworden sein.“ Angesichts der Tatsache, dass der Anfangsfünfziger aus England der Sohn dieser resoluten Greisin sein konnte (ja, was für eine faszinierende Idee!), war die Bemerkung nicht nur respektlos, sondern auch unpassend.
    „Sie kennen Sir Darren persönlich?“
    „Flüchtig“, kam die rasche Antwort. Dann wirbelte sie herum und verschleuderte ihre kritischen Blicke im ganzen Raum. „Noch ein paar Dinge: Die runden Tische sollten durch rechteckige ersetzt werden. Runde Tische verführen zum Nichtstun, stehlen den jungen Leuten die Konzentration, von der sie ohnehin so wenig haben. Die Ordnung der Bücher ist beileibe nicht optimal und muss grundlegend überarbeitet werden. Die Leselampen sind zu hell, das Tageslicht sollte ganz ausgesperrt werden, um die alten Bücher zu schonen. Über den Vorraum mit seiner merkwürdigen Pinnwand will ich erst gar nicht reden. Was ist hinter dieser Tür?“
    Eine Tür führte in einen kleinen Lagerraum, der meistens verschlossen war. So wie jetzt. Werner Hotten hob die Schultern. „Diverses“, sagte er. „Dinge, für die woanders kein Platz ist.“
    „Dinge, die keinen Platz haben, sind sinnlose Dinge“, erklärte Traude Gunkel. „Wir werden ausmisten und sehen, was wir mit dem zusätzlichen Raum anfangen können. Ich möchte jetzt die Seminarräume besichtigen.“
    „Wir …“ Werner Hotten wurde von dem Blick aus ihren eisgrauen Augen getroffen und verstummte.
    Wir sind nicht hypnotisiert , dachte Margarete, als sie die unverfrorene Schachtel durch die Halle begleiteten. Wir sind einfach nur wehrlos ob so viel Dreistigkeit. Und doch kommt es auf das Gleiche heraus.
    Kevin C. Anders hatte inzwischen die Füße auf den Tisch gelegt und grinste ihnen zu.
    Das ist kein Schüler , sagte Margarete in Gedanken. Das ist einer Ihrer Mitbewerber, und wissen Sie was, wir werden uns vielleicht für ihn entscheiden. Ja, ich glaube, er ist die beste Wahl. Er kann von einem Poltergeist geschleuderte Gegenstände mit den Handkanten und den Füßen zerschmettern. Das gefällt uns. Wir alleine entscheiden, wer Sir Darrens Nachfolger wird. Und wenn wir einen Teddybären auf den Stuhl in seinem Zimmer setzen und so tun, als hätten wir das Problem damit gelöst, dann ist das immer noch unsere freie Entscheidung. Obwohl sie diese Sätze nicht laut aussprach, gaben sie ihr wieder ein wenig von ihrer Selbstsicherheit zurück, und sie genoss das Gefühl der Ruhe, das ihren Geist durchströmte.
    „Welcher Seminarraum wird normalerweise genutzt, der große oder der kleine?“, erkundigte sich Traude Gunkel, nachdem sie beide Räume stumm besichtigt hatte.
    Werner dachte nach. „Eigentlich verwenden wir meistens den großen. Den kleinen nimmt Dr. Konzelmann für sein Chemie-Seminar.“ Die volle Wahrheit war, dass der schüchterne Konzelmann sich in dem kleinen Raum weniger unwohl fühlte als in dem großen, wo er sich, wie er Werner verschämt anvertraut hatte, wie

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